Resilienz aus der Sicht des Krankenhauses
Ein Gespräch mit Christian Lagger, Vorsitzender der 23 österreichischen Ordensspitäler mit mehr als 26.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Geschäftsführer der Krankenhäuser der Elisabethinen in Graz und Referent am 12. Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongress zum Thema Resilienz der Organisation Krankenhaus.
ÖKZ: Lehren aus der Krise zu ziehen, gemeinsam zurück und nach vorne zu blicken, ist das zentrale Anliegen des Kongresses. Sie stellen die Resilienz der Organisation in Ihrem Vortrag in den Fokus …
Lagger: Resilienz baut auf dem gemeinschaftlichen Lernen der Menschen im Krankenhaus auf. Die Tätigkeit aller Gesundheitsberufe ist zutiefst sinnstiftend und erfährt unmittelbares Feedback, das ist eine wichtige Säule für die Resilienz. In der Bewältigung der Pandemie ist außerdem für viele erlebbar und für jeden sichtbar geworden, wie herausfordernd die Arbeit in allen Gesundheitsberufen ist – menschlich, im Miteinander von Pflege und Medizin und fachlich.
Ein Beispiel für gemeinsames Lernen war, dass wir im ersten Lockdown erleben mussten, dass viele aus Angst vor Ansteckung nicht ins Krankenhaus gekommen sind. Das hat auch zu Behandlungsverzögerungen und fortgeschrittenen Erkrankungen geführt. Daraus haben wir als Gesellschaft und als Organisation gelernt, Abläufe und Kommunikation verändert, neue technische Hilfsmittel verwendet und zugleich auf die menschliche Zuwendung gesetzt.
ÖKZ: Wie kann man die Resilienz in Organisationen fördern?
Lagger: Resilienz in Organisationen ist eine fortwährende Übung. In Krisenzeiten werden vor allem die Mängel in den Systemen sichtbar: Wenn wir z.B. in Österreich insgesamt 70.000 bis 100.000 Pflegekräfte mehr brauchen, muss es uns gelingen, junge Menschen für diese interessante, kreative und sehr viel Knowhow erfordernde Aufgabe zu begeistern. Das ist wiederum eine Aufgabe für die Organisation und zugleich für die Gesellschaft.
Eine Maßnahme für sich reicht zur Bewältigung von Krisen nie aus, das ist eine weitere Lehre aus der Krise. Maske tragen, Hände waschen, Abstand halten, impfen, testen, Prioritäten setzen, informieren, Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken und verstärkt – auch auf neuen Wegen – kommunizieren: Erst das Konzert aller Maßnahmen macht den gemeinsamen Erfolg. Dazu kommen noch die neuen klinischen Mittel, die wir heute einsetzen und die steile Lernkurve in der Medizin.
ÖKZ: Welchen Anspruch haben Sie persönlich an die Weiterentwicklung Ihrer Organisationen?
Lagger: Dass wir es gemeinsam schaffen, neue Hilfsmittel und Abläufe so zu integrieren, dass die Begegnung von Mensch zu Mensch gelingt, und wir so unserem Anspruch, kreativ in der Pflege und der Zuwendung zu sein, gerecht werden. Was auf diesem Gebiet von Medizin und Pflege in der Krise geleistet wurde, ist großartig. Darauf bauen wir unsere Zukunft als Organisationen im Gesundheitswesen.