Der Bus, der Arztpraxis kann

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Autor: Scho

Dass die Primärversorgung die gesundheitspolitische Herausforderung der Zeit ist, das kristallisiert sich heraus im Zuge der Debatten, Diskussionen und Expertenvorträge beim 12. Gesundheitswirtschaftskongress von SpringerMedizin in Wien. Und da steht er, in einer Seitengasse neben dem Hotel Savoyen in Wien: Der Gesundheitsbus. Ein Fahrzeug, wie man es aus dem Nahverkehr kennt – allerdings nur äußerlich.

Auf die Frage, was das Ding denn könne, sagt Peter Schuller von CISCO-Systems ebenso knapp wie klar: „Das Ding kann fahrende Arztpraxis.“ Mit dem Nachsatz: „Aufgewertet durch Digitalisierung.“ Bus-Tuning im digitalen also. Nur, dass es dabei nicht um Geschwindigkeit oder eine röhrende Klangkulisse geht. Satte 85 Kilometer pro Stunde bringt das Fahrzeug gerade einmal auf die Straße. Seine großen Stücke spielt das Vehikel im stehen.

Eingestiegen wird vorne. Im Frontbereich wir die Anmeldung abgewickelt. Und über einen Video-Terminal können hier via Internet auch Übersetzer zugeschalten werden. Weiter hinten im Bus befinden sich dann zwei Behandlungszonen inklusive Umkleidebereiche – und ebenfalls ausgestattet mit Video-Terminals.

„Der Grundgedanke ist in erster Linie einmal die Versorgung mit Allgemeinmedizin“, sagt Peter Schuller. Über die Terminals in den Behandlungsbereichen können aber zum Beispiel auch Fachärzte zuschalten werden. Peter Schuller: „Das ist der Digitalisierungs-Gedanke, weil ich eben den Allgemeinmediziner bringe und den Spezialisten zuschalten kann.“

Und weil die Allgemeinmedizin ein sehr breites Feld ist: Zwischen den Behandlungsmodulen befindet sich wiederum ein kleines Labor mitsamt Kühl-Infrastruktur.

Gedacht ist der Bus in erster Linie als fahrende Hausarztpraxis für strukturschwache Regionen. Zehn solche Busse sind in Deutschland bereits im Einsatz. Vor allem in Hessen. Andere Einsatzfelder dienen sich aber an. Auch an die polnisch-ukrainische Grenze wurden solche Busse zuletzt bereits gebracht, um dort ankommenden Flüchtlingen eine Versorgung zu gewährleisten. Und auch in der Arbeitsmedizin bieten sich Anwendungsgebiete an.

Die Grundidee ist es dabei, dass der Bus möglichst autark betrieben werden kann. Der Bus, so sagt Peter Schuller, „ist im Standbetrieb Energieautark“. Gewährleistet wird das durch 16 Photovoltaik-Panele am Dach sowie ein Notstromaggregat für die Kühlschränke. Ein verbautes LTE-Modul inklusive Router verbinden das Fahrzeug wiederum über das Mobilfunknetz mit dem Internet.

Entworfen haben die Idee die DB-Regio, die Busgesellschaft der Deutschen Bahn, und Cisco-Systems zusammen. In Deutschland funktioniert das im Betrieb dann so: Die Anschaffung der Fahrzeuge sowie den Betrieb wickelt die DB-Regio ab, die digitale Grundausstattung der Busse stellt Cisco-Systems bereit.

Dabei ist Deutschland erst der Anfang: In Österreich und anderen europäischen Staaten sei man bereits mit mehreren Betreibern im Gespräch, so Peter Schuller.

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