„Ein Zurück zum alten Normal kann es nicht geben“

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Autor: Scho

Das Dutzend ist voll. Am Donnerstag startete in Wien der 12. Gesundheitswirtschafts-Kongress. Der erste seit Ausbruch der Pandemie. Ein Kongress ist es, der unter dem Eindruck der vielen vielen Krisen steht, wie die Eröffnungsredner Alois Sillaber (Geschäftsführer des SpringerMedizin-Verlags), Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und vor allem auch Clemens Martin Auer, Vice-Chair des WHO-Executive Board, betonten: Der Krieg in der Ukraine, die Covid-Krise, die Klimakrise und auch eine politische Stabilitätskrise, wie sie Clemens Martin Auer ausmacht, bestimmten die Gegenwart – und vor allem auch den Gesundheitssektor. Zu letzterem, der politischen Stabilitätskrise, rechnete Auer vor: Seit 2017 habe es in Österreich je nach Zählweise 8 oder 9 Gesundheitsminister gegeben.

Die Geschwister des Krieges seien Elend, Leid, Armut und daraus resultierend Gesundheitskrisen, so Clemens Martin Auer. Auer beging am Donnerstag seinen ersten Tag im Ruhestand. Und entsprechend scharf zog er Bilanz über das Pandemie-Management in der Alpenrepublik sowie den gesundheitlichen Ist-Zustand des Landes. Schließlich war er ja eines der Bauernopfer in der PR-Schlacht der Bundesregierung unter damals noch Kanzler Sebastian Kurz mit der EU um die Beschaffung von Impfstoffen – und war aus seinem Posten als Sonderbeauftragter für die Beschaffung von Impfstoffen entlassen worden.

2020 sei für die WHO nicht vorbereitet gewesen, so Auer. Und ebenso sei es mit Österreich gewesen. Was gar nicht funktioniert habe, sei die politische Steuerung global wie in den Regionen gewesen – von der Krisenkoordination zwischen Ländern, zwischen Staaten bis zur globalen Verteilung von Impfstoffen.

„Kommen schleichend in eine Zwei-Klassen-Versorgung“

Die WHO-Welt würde heute aber anders aussehen, so Auer. Und ebenso die österreichische. Wobei Auer aber doch zähe Kernprobleme ausmacht. Und da ging es vor allem mit Österreich hart ins Gericht. „Wir kommen schleichend in eine Zwei-Klassen-Versorgung“, sagte er Bezug nehmend auf die medizinische Versorgung. Und das wegen eines bürokratischen „Molochs, der kaum mehr zu steuern“ sei, wie er es ausdrückte. „Es ist ein Problem, dass Kassen und Kammern die Steuerung des Systems sich untereinander ausmachen“, so Auer.

Vor allem der niedergelassene Bereich werde da zu einer mittlerweile großen Problemzone – und nicht die Spitäler: „Weil Kassen und Kammern einen grottenschlechten Grundlagenvertrag verhandelt haben, dass kaum ein junger Arzt oder Ärztin da hinein geht.“ Das müsse im Nachhinein repariert werden, mahnt Clemens Martin Auer. „Wir sind zu einem Punkt gekommen, wo sich die Systemschwäche wirklich negativ auf die Menschen auswirkt.“. Ein Zurück zum „alten Normal“ könne es jedenfalls nicht geben – Applaus im Publikum.

Diese Ausführungen sind eine Steilvorlage für den Kongress in Wien. Denn es sind genau diese Herausforderungen und diese Themen, die heute und am morgigen Freitag besprochen werden. Geht es doch um Analyse, Bestandsaufnahme und vor allem auch Lösungsansätze. Ganz nach dem Motto: Im Mittelpunkt steht der Patient. Der Patient ist in diesem Fall zum Teil aber eben auch das Gesundheitssystem an sich.

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