Die Leipziger Messe zieht eine sehr positive Bilanz: Fast 900 Fachleute aus Kliniken, Gesundheitswirtschaft und Forschung diskutierten auf der med.Logistica neue Methoden und Technologien. Von Beschaffung bis Logistik – schlankere und sichere Prozesse für eine bessere und nachhaltigere Gesundheitsversorgung standen hier Mitte Mai im Mittelpunkt.
Der zweite Tag widmete sich unter anderem Ortungssystemen. Mit Technologien wie RFID und Beacons soll das Asset Tracking helfen, Transparenz darüber zu schaffen, wo und in welchem Zustand sich Geräte und Betten befinden. Welche Infusionspumpe kommt für die aktuelle Verwendung in Frage, welche mobile Medizintechnik steht in welchem Gebäudebereich, welche Patientenbetten sind desinfiziert und einsatzbereit? Auf diese Fragen will die Sana Klinik Service GmbH künftig Antworten bieten. Auch der Schutz dementer Patienten lässt sich mit dieser Technologie realisieren – dank einer Alarmierung, wenn sie einen beschriebenen Bereich verlassen. Solche Ortungslösungen sind im Übrigen nicht „IT-Projekte“, unterstrich – in der Session mit Beteiligung von Philips und Lufthansa Industry Solutions – Zeynep Timur von Sana: IT-Mitarbeitende setzen Lösungen um, aber für die Konzeption werden „die richtigen Leute – aus den jeweiligen Abteilungen – am richtigen Tisch“ benötigt. Dies sichert spätere Akzeptanz. Eine Herausforderung bringen diese Projekte allerdings noch im Hinblick auf den Datenaustausch innerhalb der Spitäler mit sich.
„Nachhaltig ist das neue Digital“ – diese Aussage war auch in Leipzig zu hören. Zu diesem Trendthema, das aus Gründen sozialer Verantwortung und anstehender Vorgaben für Klima- und Ressourcenschutz in den Blickpunkt gerät, sprach Dr. Marc Hoffmann vom Universitätsklinikum Jena: Unter dem Motto „Krankenhaus trifft Klimaschutz“ erzielten 250 deutsche Häuser im geförderten Projekt KLIKgreen innerhalb von drei Jahren eine Reduktion von über 100.000 Tonnen CO2-Äquivalenten. Dieser Erfolg belegt: Mit der nötigen Motivation lassen sich Maßnahmen für konkrete hausinterne Klimaziele durchsetzen.
Die Anforderungen an die Transportlogistik sind hausindividuell, betonte ein Sprecher von Telelift. Der Anbieter, hier als Beispiel zu diesem Kongressthema gewählt, präsentierte vier Ansätze, die Personalressourcen sparen: Schienengebundene Transportwagen befördern jeweils bis zu 15 kg – für Medikamente, Laborproben und Post. Die gute alte Rohrpost findet auch heute noch Verwendung; sie verbindet beispielsweise OPs und Notaufnahmen mit dem Labor. Große Güter wie saubere Wäsche und Essen lassen sich mit einem autonomen fahrerlosen System transportieren. Für Schmutzwäsche und Müll steht ebenfalls eine autonome Lösung zur Verfügung.
Ein Workshop von Monika Sütterlin, Universität Duisburg-Essen, befasste sich mit der integrierten Logistik im Kontext des Stationsorganisationsmanagements. Wie stellt man die Bedürfnisse der Patient:innen in den Mittelpunkt? Planung und Organisation müssen auf jeden Fall auf Augenhöhe von Ärzt:innen und Pflegenden stattfinden, lautete hier eine zentrale Botschaft.
Sich über neueste Entwicklungen informieren, Netzwerke auf- und ausbauen, tragfähige Lösungen für das Krankenhaus der Zukunft entwerfen: Nach der Online-Ausgabe 2021 waren „die Begeisterung der Teilnehmer, sich endlich wieder persönlich auszutauschen, sowie der große Nachholbedarf der Branche deutlich spürbar“, so ein Sprecher der Messe. Hochaktuelle Themen und die konsequente Ausrichtung auf Best Practices machten die med.Logistica zu einem Erfolg. Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe, unterstrich: „Gerade die Krankenhäuser standen während der Pandemie vor immensen Herausforderungen, auch und gerade in Bezug auf die Logistik. So hat die med.Logistica, die sich umfassend mit solchen Fragen auseinandersetzt, genau den Nerv der Zeit getroffen.“
Die med.Logistica wird seit 2011 veranstaltet. Ihre ideellen Träger sind insbesondere die Krankenhausgesellschaften Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ob wohl 2023 in Leipzig die Themen künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit sowie Ortungssysteme erneut die Schwerpunkte bilden werden?