Spitäler und Ordinationen in der Obersteiermark gemeinsam für die Patienten

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Im Rahmen des „Expertise.Dialog.Gesundheit“ sprachen Prim. Thamer Sliwa und Bezirksärztevertreter Dr. Richard Schmatz über ein Vorzeigeprojekt und seine Vorteile. (Advertorial)

Welcher Patient, welche Patientin kennt das nicht: Langes Warten auf Termine und dann in der Ordination bzw. im Spital viel verlorene Zeit, weil Befunde noch nicht eingelangt sind? Und dazu noch weite Wege zwischen verschiedenen Stellen und Abteilungen? „Das ist schwer  hinzunehmen“, fand  Prim. Thamer Sliwa, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Hämato-Onkologie am LKH Leoben und in dieser Rolle ebenso onkologisch zuständig für sieben weitere Spitäler in der Obersteiermark. So hat er durch persönliche Kontakte und viel Einsatz in wenigen Monaten ein informelles Netzwerk mit vielen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in der Region aufgebaut, um Wege für Betroffene zu verkürzen und mehr Effizienz in die Behandlung zu bringen. Wesentlicher Eckpunkt ist die enge Zusammenarbeit zwischen Spitälern und Ordinationen – durchaus auch aus Eigennutz, denn, so Prim. Sliwa: „Wenn wir die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen nicht hätten, hätten wir deutlich mehr Belastung.“

„Spitäler und Ordinationen müssen eng zusammenarbeiten.“

Prim. Thamer Sliwa

Was heißt das für die Patientinnen und Patienten? Nehmen wir etwa Herrn Strunz, einen Patienten aus einem kleinen Ort im Bezirk Liezen. Im Zuge einer Vorsorgeuntersuchung bei seinem Hausarzt wurde auch in einem Labor mit Standorten in Leoben und Graz ein Blutbild erstellt. Das routinemäßige Screening in diesem Labor zeigte eine Auffälligkeit, die abzuklären war. Dazu ging der Laborbefund nun direkt an das Spital, wo erst nach Analyse des Befunds weitere Schritte beschlossen und Herrn Strunz mitgeteilt wurden.

Prim. Thamer Sliwa im Gespräch mit Bezirksärztevertreter Dr. Richard Schmatz (im Vordergrund).

„Ohne unser Kontakt-Netzwerk wäre Herr Strunz mit dem Befund alleine dagestanden und hätte sich selbst um Termine, weitere Besprechungen und die nächsten Schritte kümmern müssen – eine große Belastung, selbst wenn man noch jünger als Herr Strunz ist und nicht so entlegen wohnt wie er“, so Prim. Sliwa. „Und auch für uns im Spital ist es natürlich eine enorme Entlastung, wenn uns vom Patienten schon die nötigen Informationen vorliegen und wir nicht erst wertvolle Zeit und Ressourcen mit bürokratischen Schritten oder Warten auf Befunde vergeuden müssen.“

„Kluge Lösungen im Sinne aller Betroffenen.“

Prim. Thamer Sliwa

Einer der Partner des Netzwerks ist Dr. Richard Schmatz, niedergelassener Facharzt und Bezirksärztevertreter für Allgemeinmediziner und Internisten. Er sieht im Netzwerk-Projekt eine Win-win-Situation: „Dieses Netzwerk ist auch für uns niedergelassene Ärzte sinnvoll: Wenn wir einen Patienten aufgrund eines Befunds dorthin weitervermitteln, erhalten wir vom Spital ganz gezieltes Feedback, welche Untersuchungen noch nötig sind und meist auch gleich mit Terminvorschlag für die nächste Vorstellung im Spital. Im Nachhinein ist das ganze Vorgehen so eigentlich völlig logisch. So werden auch Doppelbefundungen vermieden, etwa wenn wir vom Patienten ohnehin schon ein Blutbild vorliegen haben.“

Bezirksärztevertreter Dr. Richard Schmatz und Prim. Thamer Sliwa (im Vordergrund).

Pragmatische Lösungen im Interesse der Betroffenen sind insgesamt so etwas wie das Markenzeichen des Netzwerk-Projekts – wobei alle Beteiligten von der so erzielten Effizienz auch selbst profitieren. Ein Beispiel dafür sind die Beutel, die typischerweise für Aderlässe benötigt werden und nur in großen Mengen bestellt werden können, so Prim. Sliwa: „Kein Wunder, dass die Ordinationen diese Beutel ungern kaufen, wenn sie diese dann nur über einen langen Zeitraum abgeben können. Wir können hier entlasten und haben eine größere Menge bestellt. Wir geben den Patientinnen und Patienten immer gleich fünf Beutel auf einmal mit. Dadurch sind sie für den Aderlass in der Ordination gerüstet und brauchen nicht das Spital für den Aderlass aufsuchen, bloß weil es nur hier die Beutel gibt. Der konkret messbare Nutzen durch weniger unnötige Spitals-Besuche ist wesentlich größer als die Kosten für die Beutel.“ Das gleiche Grundprinzip wendet das Netzwerk-Projekt bei bildgebenden Verfahren an: Vorher mussten Betroffene für CT- und MRT-Untersuchungen ins Spital, was mit Wartezeiten und organisatorischem Aufwand verbunden war. Nun erfolgt die Bildgebung extern, und die Patientinnen und Patienten kommen mit fertigen Befunden ins Spital.

Eine ähnlich enge Zusammenarbeit pflegt Dr. Sliwa etwa mit Fachärztinnen und Fachärzten der Urologie: „Wird bei einem Patienten mit Prostatakrebs eine orale Therapie verordnet, kann diese im niedergelassenen Bereich verabreicht werden. Betroffene brauchen somit weniger Termine im Spital und die Kapazitäten bleiben für die akut betroffenen Krebspatientinnen und -patienten erhalten. Das entlastet die Ambulanzen enorm.“

„Es klappt nur, wenn alle wirklich wollen.“

Dr. Richard Schmatz

Klar ist für beide Mediziner: Die Umsetzung eines solchen Netzwerk-Projekts hängt vor allem von Einem ab: Alle Beteiligten müssen es wollen. Wenn in einer Region das Miteinander zwischen Spitälern und niedergelassenem Sektor intakt ist, werden solche Initiativen möglich, und dann profitieren alle davon. Dr. Schmatz über die Situation im Bezirk Leoben: „Hier reden wir miteinander und haben auch einen Stammtisch, der offen für alle Medizinerinnen und Mediziner ist. Der Austausch dort ist Goldes wert. Das empfehle ich anderen Bezirken auch!“

Was wünschen sich beide Mediziner als Unterstützung für die Zukunft? „Mehr medizinischen Nachwuchs, wir brauchen das Personal“, so Prim. Sliwa. „Ich appelliere an die Universitäten, mehr Studierende zuzulassen. Ohne die Menschen funktionieren auch die besten Projekte und Strukturen nicht.“ Dr. Schmatz ergänzt: „Auch im niedergelassenen Bereich sind so viele Stellen offen, dass Kolleginnen und Kollegen oft nicht mehr wissen, wohin mit den Patienten.“ Er denkt aber auch noch in eine andere, ebenso wichtige Richtung: „Wir müssen als Gesellschaft mehr in Prävention investieren, das lohnt sich auf alle Fälle. Leider wird oft mehr kurativ als präventiv gedacht: So wurde die Ermittlung des Vitamin D-Werts aus der Vorsorgeuntersuchung herausgenommen. Doch selbst wenn dieser nur alle 3 Jahre erhoben wird, ist er ein wichtiger Indikator. Ich verstehe nicht, warum hier gespart wird – es ist eindeutig am falschen Ende gespart.“

Beide sind sich jedenfalls einig: Mit diesem Netzwerk-Projekt steht Patientinnen und Patienten in der Region ein Service zur Verfügung, der ihnen das Leben spürbar erleichtert und einen großen Beitrag zu einem einfacheren Weg durch das Gesundheitssystem leistet. Und darum sollte es schließlich allen gehen.

Das Gespräch mit Prim. Sliwa und Dr. Schmatz fand im Rahmen des „Expertise.Dialog.Gesundheit“ im Februar 2025 statt. Der „Expertise.Dialog.Gesundheit“ wird von Bristol Myers Squibb unterstützt. Dieses Format bringt in den Bundesländern Medizinerinnen und Mediziner sowie weitere Player am Gesundheitssektor zusammen, die ohne eine Vergütung und rein aus fachlichem Interesse aktuelle Entwicklungen und Vorzeigeprojekte beleuchten und vor den Vorhang holen.

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