Mit Handy-App gegen den Verlust des Sehvermögens

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Ursache für den unwiederbringlichen Verlust der zentralen Sehkraft bei älteren Menschen. Die Krankheit tritt in zwei Erscheinungsformen auf. Bei der häufigeren trockenen Form bilden sich unter der Netzhaut Ablagerungen, und Sehzellen sterben ab. Bei der feuchten Form führen Gefäßneubildungen zu Blutungen und Gewebswucherungen. All dies passiert unglücklicherweise genau an der Stelle des schärfsten Sehens, dem gelben Fleck (Makula lutea). So kommt es zu massiven Einschränkungen z. B. beim Lesen, beim Erkennen von Gesichtern und feinen Einzelheiten.

Gegen die trockene AMD und ihr Fortschreiten gibt es bis heute keine kausale Therapie. Eine Innovation aus dem Innviertel verfolgt nun einen neuen Ansatz: Der Medical Eye Trainer (M.E.T.) ist eine App, mit der das Mobiltelefon zum „Heimtrainer“ für das erkrankte Auge wird. Sie bietet einfache Blickübungen, die pro erkranktem Auge täglich nicht mehr als eineinhalb Minuten Zeit erfordern.

„Dadurch werden zwar keine defekten Sehzellen geheilt. Aber andere, zuvor nicht genützte Zellen in der Netzhaut werden aktiviert und übernehmen zu einem gewissen Teil deren Funktion. Das Auge lernt also, das vorhandene Potenzial optimal auszuschöpfen“, erklärt Prim. Doz. Dr. Robert Hörantner, Leiter der Augenabteilung am Innviertler Schwerpunktkrankenhaus.

Sehkraft deutlich verbessert

Bei rund zwei Drittel der PatientInnen konnte durch diese Trainingsmethode eine Verbesserung erzielt werden. Sie erlangen die Sehkraft zwar nicht zur Gänze wieder, können aber den Alltag besser bewältigen und auch in höherem Lebensalter selbständig bleiben. Ein Drittel der Teilnehmerinnen zeigte keine Veränderung der Sehschärfe; eine Verschlechterung wurde nie beobachtet.

„Die Patientinnen haben außerdem das gute Gefühl, aktiv etwas gegen das Fortschreiten ihrer Erkrankung tun zu können“, sagt Prim. Hörantner. Er hat zusammen mit anderen Autorinnen bereits eine Studie zu dieser Methode im renommierten Springer Verlag veröffentlicht.

Nun führt Prim. Hörantner dazu eine weitere wissenschaftliche Studie durch, an der 150 AMD-PatientInnen teilnehmen können. Die Betroffenen erhalten kostenlos die App, die sich auf praktisch jedem Apple- oder Android-Gerät installieren lässt. Erforderlich sind nur eine Augenuntersuchung im Krankenhaus samt Informationsgespräch zu Beginn und eine weitere Untersuchung nach zwei Monaten. Nicht teilnehmen dürfen Personen, die an Epilepsie oder anderen Krampferkrankungen leiden.

Teilnahme ab sofort möglich

PatientInnen mit trockener AMD, die sich an der Studie beteiligen möchten, können sich an die Abteilung für Augenheilkunde im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried wenden (Tel. 07752/602-3261, Montag bis Freitag 8.00 – 15.00 Uhr).

„Die Durchführung von wissenschaftlichen Studien wird in unserem Haus nach strengen Kriterien beurteilt. PatientInnen profitieren dabei von neuesten Erkenntnissen, die in die Behandlung einfließen“, erklärt Dr. Johannes Huber, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Sichere Medikamentenausgabe als Forschungsziel

Sichere Medikamentenausgabe als Forschungsziel

Die Medizinische Universität Graz und der Digitalisierungsspezialist K-Businesscom haben eine Forschungskooperation vereinbart. In Zukunft soll künstliche Intelligenz den Kliniken helfen, die Medikamentenvergabe lückenlos abzusichern. Hintergrund: Jedes Jahr sterben weltweit tausende Menschen an einer falschen Medikation im Krankenhaus. Auf den Stationen herrscht bei der Ausgabe von Arzneimitteln an mehreren Stellen hohe Verwechslungsgefahr. Smart Medication soll dieses Sicherheitsproblem beheben.

SimplifAI: KI übersetzt radiologische Befunde

SimplifAI: KI übersetzt radiologische Befunde

Wenn PatientInnen ihre Befunde verstehen und nachvollziehen, können sie nicht nur ihre Krankheiten besser einordnen, sondern auch die für sie relevanten Fragen stellen. Zudem sind gut informierte PatientInnen besser in der Lage, sich an der Planung und Umsetzung therapeutischer Maßnahmen zu beteiligen – ein wichtiges Ziel des Projekts SimplifAI der Med Uni Graz.

Die Batterie der Zukunft: günstig und nachhaltiger produzierte Energiespeicher

Die Batterie der Zukunft: günstig und nachhaltiger produzierte Energiespeicher

Interview mit Prof. Dr. Ulrich S. Schubert, Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie (IOMC), Friedrich-Schiller-Universität Jena