Die Pulswelle – Ein oft übersehenes Phänomen

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Siegfried Wassertheurer
Diese Serie erscheint in Kooperation mit:

Die Pulswellenanalyse gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Behandlung der arteriellen Hypertonie gemäß den aktuellen Behandlungsrichtlinien. Diese innovative Methode erlaubt es, bisher vernachlässigte Informationen über die Pulswelle zu gewinnen und individuelle Therapieansätze zu entwickeln.

Im Rahmen der Diagnose und Behandlung der arteriellen Hypertonie wurde die Pulswelle bisher oft übersehen. Dabei gehen wichtige Details verloren, die uns dabei helfen könnten, den Gefäßzustand und die Elastizität genauer zu beurteilen. Dies stellt eine potentielle Lücke in der medizinischen Praxis dar, die es zu schließen gilt.

Es ist bekannt, dass pharmakologische Eingriffe, wie beispielsweise die Einnahme von Antihypertensiva, die Pulswellenform beeinflussen können. Durch die genaue Analyse dieser Veränderungen können wir den Effekt der Therapie auf den Gefäßzustand und die Elastizität beurteilen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, personalisierte Behandlungsstrategien zu entwickeln, die gezielt auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patient:innen abgestimmt sind.

Ein erwähnenswertes Highlight der Expert:innen der AIT Gruppe Medical Signal Analysis  des Center for Health and Bioresources, war in den letzten Jahren die internationale Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Institut für Biomedizinische Probleme (IBPM) an den langfristigen Effekte der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Blutkreislauf. Gleich in Projekten nutzten die Algorithmen des AIT für Versuche über mehrere Jahre auf der ISS. Die Erkenntnisse aus dieser interdisziplinären Forschung sind von großer Bedeutung, um die medizinische Versorgung von Astronauten auf Langzeitmissionen im All zu verbessern und ein besseres Verständnis für die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Körper zu erlangen.

Doch auch auf der Erde können diese Ergebnisse angewandt werden – die Pulswellenanalyse bietet vielversprechende Perspektiven für die Behandlung der arteriellen Hypertonie. Durch die genaue Erfassung und Auswertung der Pulswellenform können präzisere Diagnosen gestellt und die Wirksamkeit der Therapie überwacht werden. Die laufende Forschung, insbesondere im Zusammenhang mit der Schwerelosigkeit, eröffnet neue Wege, um das volle Potenzial der Pulswellenanalyse zu erschließen und ihre Anwendung in der klinischen Praxis weiter zu etablieren.

Unsere Expertise liegt in der nicht-invasiven Pulswellenanalyse, einer Methode, die es ermöglicht, die Pulswellenform zu erfassen und zu analysieren. Durch diese innovative Technik können wir Einblicke in den Zustand der Gefäße gewinnen und individuelle Therapieansätze entwickeln, die auf den individuellen Bedürfnissen jedes Patient:innen basieren.

Die Pulswellenanalyse stellt einen wichtigen Fortschritt in der Behandlung der arteriellen Hypertonie dar. Durch ihre Integration in die klinische Praxis können wir Patient:innen mit individuellen und maßgeschneiderten Therapieansätzen unterstützen. Es bleibt spannend, weitere Forschungsergebnisse zu erwarten und die Pulswellenanalyse kontinuierlich weiterzuentwickeln, um die Gesundheit und Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern.

Siegfried Wassertheurer, Senior Scientist
Medical Signal Analysis
Center for Health & Bioresources
AIT Austrian Institute of Technology

Dr. Siegfried Wassertheurer ist ein renommierter Experte für Pulswellenanalyse und kardiovaskuläre Forschung. Mit einem Doktortitel in Informatik und umfangreicher Erfahrung in der Forschung am AIT Austrian Institute of Technology hat er bedeutende Projekte geleitet und als Gutachter für renomierte Fachzeitschriften wie unter anderem JAP – Journal of Applied Physiology, Journal of Hypertension und das Fachmagazin Hypertension mitgewirkt. Wassertheurer hält Lehrveranstaltungen an der TU Wien und dem FH Technikum Wien zur Biosignalanalyse um sein Fachwissen an Studierende weiterzugegeben.

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