Die Wichtigkeit schneller Diagnostik in einer Welt zunehmender Infektionskrankheiten

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Autor: Johannes Peham
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Wir erleben eine beispiellose Zunahme von Infektionskrankheiten. Diese Entwicklung wird von Globalisierung und dem Klimawandel getrieben und führt zu neuen Herausforderungen in der medizinischen Diagnostik. Der Bedarf an schneller, präziser und vor Ort durchführbarer Diagnostik ist somit größer denn je. Diese schnelle und effektive Diagnose kann vielseitig genutzt werden und ermöglicht eine frühe und gezielte Therapie sowie ein verbessertes Gesundheitsmanagement. Die Weltgesundheitsorganisation berichtet, dass Infektionskrankheiten weltweit zu den führenden Todesursachen zählen, was die dringende Notwendigkeit für schnelle diagnostische Lösungen unterstreicht.

MOBILISE – Ein Labor direkt vor Ort

Das Projekt MOBILISE ist eine Lösung um diesem Problem zu begegnen. Das Projekt, unter der Koordination des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Deutschland, entwickelt ein mobiles Labor zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Dieses mobile Labor ist für die Diagnostik menschlicher und tierischer Proben ausgelegt und soll eine schnelle Reaktion auf Pandemien, Epidemien und lokalen Krankheitsausbrüchen ermöglichen.

Der Ansatz des Projekts ist es, eine umfassende One-Health-Lösung zu bieten, die verschiedene Diagnosemethoden, einschließlich Ganzgenomsequenzierung, für die Entdeckung und Analyse von Krankheitserregern kombiniert. AIT, als wichtiger Teilnehmer, trägt maßgeblich zur Entwicklung dieser innovativen Diagnostiklösungen bei. Das Projekt wird in verschiedenen Regionen Europas und Afrikas durchgeführt und ist ein innovatives Beispiel für die Bedeutung von Mobilität und Flexibilität in der modernen Krankheitsdiagnostik und -überwachung.

Im Zentrum der Forschung der Systemintegration Gruppe am AIT, Teil der Competence Unit Molecular Diagnostics am AIT Center for Health and Bioresources, steht die Entwicklung mobiler, miniaturisierter und automatisierter molekularer Diagnostiksysteme. Diese Technologien ermöglichen es, Krankheiten direkt vor Ort schnell und genau zu diagnostizieren (Point-of-Care Diagnostik), was für die Bewältigung dieser Herausforderungen unerlässlich ist.

Jederzeit, überall: Point of Care

Die Zukunft von Point-of-Care (PoC) Diagnostiksystemen ist vielversprechend und richtungsweisend für die Medizin. Mit der fortschreitenden Entwicklung in der Biotechnologie und den Informationstechnologien wird erwartet, dass PoC-Systeme noch leistungsfähiger, schneller und benutzerfreundlicher werden. Sie werden nicht nur in der Lage sein, eine breite Palette von Krankheiten schnell zu diagnostizieren, sondern auch kontinuierlich und in Echtzeit Gesundheitsdaten zu überwachen. Dies könnte zu einer grundlegenden Veränderung in der Art und Weise führen, wie medizinische Versorgung bereitgestellt wird, mit einem stärkeren Fokus auf präventive Maßnahmen und personalisierte Medizin. PoC-Diagnostik wird voraussichtlich eine Schlüsseltechnologie bei der Bekämpfung von Epidemien und der Verbesserung der Gesundheitsversorgung weltweit spielen.

Dr. Johannes Peham, Senior Scientist
Molecular Diagnostics, Center for Health & Bioresources
AIT Austrian Institute of Technology

Dr. Johannes Peham ist Senior Scientist am AIT Austrian Institute of Technology (Center for Health and Bioresources / Competence Unit Molecular Diagnostics), wo er sich auf die Entwicklung und Integration von molekularen Diagnostiksystemen spezialisiert hat. Mit einem Hintergrund in der Biomedizinischen Technik und einem tiefen Verständnis für die Anforderungen moderner medizinischer Diagnostik, leitet Dr. Peham Projekte, die darauf abzielen, die Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten zu revolutionieren. Seine Arbeit hat signifikante Beiträge zur Entwicklung von Point-of-Care-Diagnostiksystemen geleistet, die weltweit eingesetzt werden könnten, um schnelle und präzise medizinische Antworten zu liefern.

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Für Schlaganfallpatient:innen mit einem Verschluss einer der großen Gehirnarterien existiert seit 2015 eine neue Therapiemethode, die endovaskuläre Trombektomie. Diese kann in spezialisierten Schlaganfallzentren durchgeführt werden und die Prognose der Betroffenen signifikant verbessern. Um Patient:innen, die diese Therapiemethode benötigen, schon vor dem Transport zu identifizieren, entwickelt das AIT in internationalen Kooperationsprojekten ein EEG-basiertes Triagegerät. Durch den Einsatz dieses Gerätes sollen zukünftig Sekundärtransporte vermieden und dadurch die Prognose dieser Patient:innen verbessert werden.

Telemedizin ist in der Regelversorgung angekommen und wird bei der Behandlung chronischer Erkrankungen immer wichtiger. Telegesundheitslösungen können sowohl die Mortalitätsrate als auch die Rehospitalisierungsrate deutlich senken und geben den Patient:innen Sicherheit und Selbstbestimmung. Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, die Kapazitäten drastisch zu erhöhen und dem immer größer werdenden Bedarf gerecht zu werden.

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