Ein Atemzug voller Mikroorganismen

Lesedauer beträgt 4 Minuten
Autor: Clara Pogner
Diese Serie erscheint in Kooperation mit:

Die Luft, die wir atmen enthält nicht nur lebensnotwendigen Sauerstoff, sondern auch verschiedene Partikel, Aerosole, die wir mit jedem Atemzug zu uns nehmen. Partikel von biologischer Herkunft, sogenannte Bioaerosole, können unsere Gesundheit beeinflussen. Dabei spielen Pollen, Viren, Pilze und Bakterien eine wichtige Rolle. Luftgetragene Pollen und Pilze können Allergien auslösen. Die Luft überträgt Viren und Bakterien, die Infektionen herbeiführen können. Doch Bioaerosole können nicht nur negative Effekte haben, eine vielfältige Zusammensetzung aus Mikroorganismen ist wichtig für eine gesunde Luft.

Pollenallergien und Infektionskrankheiten sind schon lange bekannt. Auch der Zusammenhang zwischen einer zu sauberen Umgebung und einer vermehrten Anfälligkeit für Allergien, wurde schon vor vielen Jahrzehnten aufgezeigt. Doch sowohl bei den negativen als auch den positiven Effekten von Bioaerosolen gibt es noch immer unzählige offene Fragen.

Pollen kommen nicht alleine vor, sondern tragen Bakterien und auch Pilzsporen mit sich, diese können das Allergieverhalten beeinflussen. Welche führen zu stärkeren Symptomen? Welche Mikroorganismen sind entscheidend, ob eine Luft gut für unser Immunsystem ist oder Krankheiten auslöst? Welches Verhältnis von krankheitserregend zu gesundheitsfördernd muss vorherrschen, um Infektionen in Schach zu halten? Dieses komplexe Zusammenspiel aus verschiedenen Bioaerosole gibt aber immer noch Rätsel auf.

Diese und viele weitere Fragen werden in verschiedenen Studien untersucht. Einen besonderen Fokus hat die Luft in Innenräumen. Diese nimmt einen Hohen Stellenwert ein da wir uns in Europa zu einem Großteil unserer Zeit in Innenräumen aufhalten, zum Beispiel in Wohnung, Büro und Schule.

Erforschung von Luftqualität in Schulklassen

Da Kinder zu einer sensiblen Gruppe gehören und sie viel Zeit unter tags in der Schule verbringen, beschäftigen wir uns im Projekt InChildHealth mit der Luftqualität in Klassenräumen. Wir wollen Fragen zu gesunder Raumluft beantworten und untersuchen dafür Staubpartikel, chemische Stoffe und Bioaerosole. In sieben Ländern, von Großbritannien bis Spanien, wird die Luft in Schulen für mindestens ein halbes Jahr untersucht. Die Ergebnisse der verschiedenen Schulen und Länder werden verglichen. Die Luftqualität und die Zusammensetzung der Mikroorganismen werden mit der Gesundheit der Schülerinnen verknüpft, um neue Erkenntnisse zu erlangen.

Am AIT werden Geräte entwickelt um Bioaerosole schneller und spezifisch nachweisen zu können. Außerdem unterstützen wir unsere Partner beim Testen und Validieren eines Gerätes zur Echtzeit Messung von luftgetragenen Pilzen und Bakterien. Luftproben von Schulen werden auf das Vorhandensein von toxischen Stoffen untersucht und mittels molekularer Methoden und genetischen Fingerabdrücken die vorhandenen Mikroorganismen identifiziert.

In Workshops werden Schülerinnen und Lehrerinnen miteinbezogen, um das Bewusstsein für gesunde Luft und Bioaerosole zu stärken. Durch das integrierte Citizen Science Projekt lernen die Schülerinnen wie Bioaerosole gesammelt und analysiert werden können. Gemeinsam werden Proben in fünf Schulen in Wien gesammelt und ausgewertet. Durch die wissenschaftliche Arbeit in den Schulen und die Mitarbeit der Schülerinnen können neue Erkenntnisse gewonnen und die Aufmerksamkeit der Kinder auf gesunde Luft gelenkt werden.

Clara Pogner, Research Engineer
Competence Unit Bioresources,
Center for Health and Bioresources
AIT Austrian Institute of Technology

Clara Pogner ist Research Engineer am AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Center for Health & Bioresources. Sie ist seit 2013 im Bereich Bioresources tätig und leitet dort den Bereich der Bioaerosolforschung. Sie hat Agarbiologie an der Universität für Bodenkultur Wien studiert und beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit Pilzallergenen.

Weitere Blogbeiträge dieser Institution:

Fast die Hälfte aller Menschen in Österreich leidet unter hohem Blutdruck, nicht einmal der Hälfte von ihnen ist das auch bewusst. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann die Blutgefäße schädigen und Folgeerkrankungen begünstigen. Neben Medikamenten könnten auch Bewegung, Ernährung und Suchtmittel erheblichen Einfluss auf den Blutdruck haben, aber auch durch Atmung kann dieser gezielt positiv beeinflusst werden – um diesen Effekt zu Nutzen haben die Expert:innen am AIT ein Wearable entwickelt und die Wirksamkeit in einer Studie belegt.

Bei Kindern können die Auswirkungen der Epilepsie besonders gravierend sein, da sich ihr Nervensystem noch in der Entwicklungsphase befindet.

Für Schlaganfallpatient:innen mit einem Verschluss einer der großen Gehirnarterien existiert seit 2015 eine neue Therapiemethode, die endovaskuläre Trombektomie. Diese kann in spezialisierten Schlaganfallzentren durchgeführt werden und die Prognose der Betroffenen signifikant verbessern. Um Patient:innen, die diese Therapiemethode benötigen, schon vor dem Transport zu identifizieren, entwickelt das AIT in internationalen Kooperationsprojekten ein EEG-basiertes Triagegerät. Durch den Einsatz dieses Gerätes sollen zukünftig Sekundärtransporte vermieden und dadurch die Prognose dieser Patient:innen verbessert werden.