Britischer Blutkonserven-Skandal hätte vertuscht werden sollen

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Ein Skandal um infizierte Blutkonserven in Großbritannien mit mehr als 3.000 Toten hätte weitestgehend vermieden werden können. Ein am veröffentlichter Untersuchungsbericht kommt zum Ergebnis, es habe eine weitverbreitete Vertuschung gegeben. Regierungsbeamte hätten Dokumente vernichtet, Patienten seien wissentlich inakzeptablen Infektionsrisiken ausgesetzt gewesen.

Es wird erwartet, dass die Regierung den Opfern mehrere Milliarden Pfund Schadenersatz zuerkennen wird. Premierminister Rishi Sunak wollte sich noch am Montag im Parlament entschuldigen. Opfergruppen begrüßten den Bericht.

Im größten Behandlungsskandal des britischen Gesundheitsdiensts NHS hatten in den 1970er- und 1980er-Jahren bis zu 30.000 Menschen kontaminierte Blutprodukte erhalten. Mehr als 3.000 Menschen starben, nachdem sie sich bei Bluttransfusionen oder Behandlungen mit HIV oder Hepatitis C infiziert hatten.

Die Katastrophe sei kein Zufall gewesen, sagte der Chef der Untersuchungskommission, Brian Langstaff, vor Journalisten. „Menschen haben darauf vertraut, dass Ärzte und die Regierung für ihre Sicherheit sorgen, und dieses Vertrauen wurde missbraucht.“

Der mehr als 2.500 Seiten lange Bericht der „Infected Blood Inquiry“ prangert einen „Katalog des Versagens“ an. Die Folgen seien nicht nur für die infizierten Menschen, sondern auch für ihre Angehörigen katastrophal gewesen, sagte Langstaff. Die Katastrophe dauere an, weil weiterhin jede Woche Patienten stürben, die „lebenszerstörende“ Infektionen erlitten hätten.

Behauptungen verschiedener Regierungen, dass Patienten damals die beste medizinische Behandlung erhielten und Blutuntersuchungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt eingeführt worden seien, seien unwahr, sagte Langstaff. Die Wahrheit sei jahrzehntelang verschwiegen worden und es gebe Beweise, dass Unterlagen des Gesundheitsministeriums zur Vernichtung markiert worden seien.

(APA/dpa/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

ÖGK und Ärztekammer ermöglichen unbürokratische Versorgung ukrainischer Flüchtlinge

ÖGK und Ärztekammer ermöglichen unbürokratische Versorgung ukrainischer Flüchtlinge

„Diese Menschen brauchen jetzt vor allem rasch unsere Hilfe“, betonen beide
Partner. Gemeinsam wurde vereinbart, wie Flüchtlinge sofort und unbürokratisch medizinisch versorgt werden können.

WHO richtet erstmals Weltgipfel zur traditionellen Medizin aus

WHO richtet erstmals Weltgipfel zur traditionellen Medizin aus

Traditionelle Medizin könne "Lücken beim Zugang" zur Gesundheitsversorgung schließen, aber nur, wenn sie "effektiv und sicher" sei, hieß es in einer Stellungnahme. Jetzt soll systematisch mehr Wissen über Methoden und Wirkstoffe gesammelt werden.

Jugendliche benutzen deutlich seltener Kondome
WHO

Jugendliche benutzen deutlich seltener Kondome

Umfrage: Ein erheblicher Anteil der sexuell aktiven Befragten hat ungeschützten Geschlechtsverkehr. Der Anteil der Buben, die angaben, beim letzten Sex mit Kondom verhütet zu haben, sank von 2014 bis 2022 von 70 auf 61 Prozent, bei Mädchen von 63 auf 57 Prozent.