Kostenlose Gesundheitsversorgung, aber nicht immer zum höchsten Standard: Die Feiern zum 75. Jahrestag der Gründung des britischen Gesundheitsdiensts NHS sind von Rufen nach dringender Reform überschattet worden. Die Chefs der Trägerorganisationen warnten zum Jahrestag vor dem „größten finanziellen Druck in der Geschichte“ des 1948 gegründeten Gesundheitsdienstes, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete.
Hintergrund sei neben dem zusätzlichen Druck durch die Corona-Pandemie eine seit langem andauernde Unterfinanzierung, sagte Julian Hartley, Chef des Verbands der NHS-Trägerorganisationen, am Mittwoch dem Nachrichtensender Sky News. „Zwischen 2010 und 2019 hat der NHS 18 Prozent weniger als 14 andere europäische Länder ausgegeben“, sagte er. Es gebe daher entscheidende Fragen zu lösen.
Umfehdete Finanzierung
Das britische Gesundheitssystem wird nicht in erster Linie mit Beiträgen, sondern über Steuergelder finanziert. Wie viel Geld für Krankenhäuser, Hausärzte und Pflegeeinrichtungen zur Verfügung stehen soll, ist daher oft Inhalt erbitterter politischer Auseinandersetzungen. Anspruch auf kostenlose Gesundheitsversorgung hat jeder, der seinen rechtmäßigen Wohnsitz in Großbritannien hat.
Auf den Wartelisten für medizinische Eingriffe sind derzeit 7,4 Millionen Menschen, so viele wie noch nie. Nur etwas mehr als die Hälfte der Briten (knapp 54 Prozent) sind mit der Gesundheitsversorgung in ihrem Land zufrieden, wie eine Umfrage der Statistikbehörde ONS (Office for National Statistics) laut PA ergab.
Zum 75. „Geburtstag“ des NHS nahmen am Mittwoch der jüngste Bruder von König Charles, Prinz Edward (59), und seine Frau Herzogin Sophie (58) an einem Feiergottesdienst in der Westminster Abbey teil.
(APA/dpa/red.)