Musizieren und Musikhören bremst Abbau der Hirnfunktionen

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Das Musizieren und das aktive Hören von Musik bremst den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit bei gesunden älteren Menschen. Das zeigt eine Studie in der Genferseeregion bei 132 Pensionierten, die mit dem Klavierspielen anfingen oder sich an Hörkursen beteiligten. An der Pilotstudie der Universität Genf, der Fachhochschule Westschweiz und der ETH Lausanne beteiligten sich Menschen im Alter zwischen 62 und 78 Jahren.

Voraussetzung für die Teilnahme war, dass niemand von ihnen nie länger als ein halbes Jahr Musikunterricht erhalten hatte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt, wie Universität Genf am Montag mitteilte. Die eine Gruppe ging einmal pro Woche in die Klavierstunde. Die zweite Gruppe erhielt Unterricht im aktiven Hören. Dieser umfasste das Erkennen von Instrumenten sowie die Analyse von Werken innerhalb einer großen Palette musikalischer Stile.

Nach sechs Monaten stellten die Forschenden bei beiden Gruppen gemeinsame Effekte fest. In der Neurobild-Untersuchung zeigten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Zunahme der grauen Gehirnsubstanz in vier besonders wichtigen Wahrnehmungszentren, namentlich den Gedächtniszentren des Kleinhirns.

Formbarkeit des Kleinhirns

Die Leistungen stiegen um sechs Prozent. Die Resultate standen in direktem Zusammenhang mit der Formbarkeit des Kleinhirns, wurde Clara James, Schlussautorin der Studie, in einer Presseaussendung zitiert. Die Forschenden stellten zudem fest, dass sich die Schlafqualität, die Zahl der Kurse und das tägliche Üben auf die Hirnleistung auswirkten. Ein Unterschied zwischen Musizierenden und aktiv Hörenden zeigte sich allerdings. So blieb die Hirnsubstanz im rechten primären auditorischen Kontext bei den Probanden mit Klavierunterricht gleich, während sie bei den lediglich Musik Hörenden abnahm.

Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte sich indessen, dass der allgemeine Abbau sich fortsetzte. Erstautor Damien Marie hielt fest, dass musikalische Aktivitäten das Gehirn nicht verjüngen, sondern lediglich die Alterung gewisser Hirnregionen verlangsamen können. In einem nächsten Schritt will die Forschung die Auswirkung von Musik auf Personen mit leichter Gehirnleistungsabnahme zwischen Alterung und Demenz untersuchen. Die Studie wurde im Magazin „Neuroimage: Reports“ veröffentlicht.

Die Fachpublikation finden Sie hier.

(APA/ag/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Berner Forscher entschlüsseln Nebenwirkung von Blutdruck-Medikamenten

Berner Forscher entschlüsseln Nebenwirkung von Blutdruck-Medikamenten

Thiazide gehören seit etwa sechs Jahrzehnten zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten gegen Bluthochdruck. Je nach Studie erhöhen sie das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um 20 bis 50 Prozent.

35 Jahre St. Anna Kinderkrebsforschung: Beitrag für Riesenfortschritt

35 Jahre St. Anna Kinderkrebsforschung: Beitrag für Riesenfortschritt

Bei Kinderkrebserkrankungen lag die Überlebensrate bei etwa 20 Prozent gelegen, heute liegt sie bei rund 80 Prozent.