Satire: God save the Nurses

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Norbert Peter

Bekenntnisse eines Leidenden. Eine Satire von Norbert Peter.

Manche Botschaften kommen wirklich einfach daher: Der 5.5. erinnert uns jedes Jahr daran, dass wir zwei Hände mit jeweils fünf Fingern haben, die ordentlich gereinigt werden sollen. Nicht nur, aber vor allem im medizinischen Umfeld. Deshalb ist der 5. Mai Jahr für Jahr der internationale Tag der Händehygiene. Damit nichts zu tun hat übrigens die Initiative „Saubere Hände“, die sich für politische Hygiene im Land einsetzt und unter anderem einschlägige Kabarett-Abende organisiert: „Lachen gegen Korruption“.

Quasi Hand in Hand mit diesem Tag taucht auch regelmäßig die Zahl 5.000 auf: Das ist die Zahl der Patienten, die jedes Jahr in Österreich dem sogenannten Krankenhauskeim zum Opfer fallen. Auch weil die Hände nicht ausreichend desinfiziert werden.

5.000 Tote! Was für ein letales Umfeld unsere Einrichtungen doch sind!

Gerade vervielfachen sich die Herausforderungen. Kaum stemmbare Belastungen durch die Personalnot! Da hilft es auch nicht viel, dass die WHO Corona offiziell für beendet erklärt hat. Wahrscheinlich nur, damit der Berliner Virologe Christian Drosten genug Aufmerksamkeit für eine neue Bedrohung erhält: Dem West-Nil-Virus, übertragen von Zugvögeln und Stechmücken, behagt es mittlerweile auch im milden Winter im Norden Europas dermaßen, dass es sich niedergelassen hat – mit im Gepäck: potenzielle Gehirnhautentzündungen!

Um den personellen Aderlass der Wiener Spitäler zu stoppen, sollen alle Ange­stellten der Gesundheitsberufe 24.000 Euro erhalten, zusätzlich zum Gehalt. Das kann ja hoffentlich nur ein erster Schritt sein.

Also kein Wunder, wenn sich das Personal mehr und mehr zurückziehen will: in die eigenen vier Wände, aber auch zum Beispiel in den durch finanzielle Firewalls geschützten Rahmen von Wahlarztpraxen.

Nun gilt es Wege zu finden, jenen Geflüchteten den Rückzug vom Rückzug schmackhaft zu machen.

Die Wiener Ärztekammer ist bereit, dafür viel Geld zur Verteilung zu bringen. Zwar nicht das eigene, sondern jenes vom Gesundheitsstadtrat, aber die Großzügigkeit kennt keine Grenzen. Um den personellen Aderlass der Wiener Spitäler zu stoppen, sollen alle Angestellten der Gesundheitsberufe 24.000 Euro erhalten, zusätzlich zum Gehalt, verteilt über zwei Jahre, steuerfrei. Und zwar nicht nur an die, die zurückkommen sollen, sondern auch gleich an jene, die bleiben sollen.
Meine Einschätzung dazu?

Das kann ja hoffentlich nur ein erster Schritt sein.

Internationale Allianzen müssen geschmiedet werden, Prioritäten neu formuliert. Wenn man bedenkt, dass in England kürzlich 6.000 Mitglieder der Streitkräfte aktiviert werden mussten, nur damit alle zuschauen können, wie Charly eine Krone aufgesetzt bekommt … Diese Verschwendung von Ressourcen! Wenn der King uns wenigstens ein paar von den royalen Kämpfern schicken täte, um die Krankenhauskeime in den Griff zu bekommen … Wir würden ihm garantiert beim nächsten kapitalen Lawinenabgang am Primrose Hill, dem Hausberg von London, ein Rettungsteam mit Hundestaffel schicken.

Und apropos Monarchie: Verlieren wir nicht aus den Augen, dass auch wir einmal ein kaiserliches Empire waren. Der Adel ist vertrieben, aber die Schlösser stehen noch in voller Pracht. Wäre es nicht eine Möglichkeit, diese Räumlichkeiten etwas zu adaptieren und für unser angeschlagenes Gesundheitssystem zu nutzen? Wer sagt denn, dass die wackeren Gesundheitsdienerinnen und Gesundheitsdiener in der Klinik Hietzing an den Wochenenden in zweckmäßigen Kammern nächtigen müssen, wenn doch das Schloss Schönbrunn so naheliegend ist?

Es wäre natürlich auch ein besonderes Zuckerl für die anzuwerbenden Pflegekräfte aus Tunesien, Kolumbien und Vietnam, wenn sie sich jeden Morgen in der Garderobe unserer Kaiserin Sisi frisch machen könnten.

In diesem Sinne: God save the Nurses! Und: Bleiben Sie gesund! 

Norbert Peter
Kabarettist, Buchautor, Journalist
Peter & Tekal, medizinkabarett.at

Nächste Termine:
„WechselWirkung“ am 17.6.2023 im Orpheum (A-1220 Wien) und am 7.7.2023 Open-Air Domanig
(A-6141 Schönberg im Stubaital)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Weiterlesen

Uniklinikum Salzburg: Verlängerung des Gütesiegels „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“

Der Dachverband Selbsthilfe Salzburg vergab die neuen Gütesiegel zur Verlängerung der Auszeichnung zum „Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus“ an die kollegiale Führung und weitere Vertreter des Uniklinikums Salzburg.