WHO warnt: Antibiotika-Missbrauch dringend eindämmen

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Scho

Die unnötige Einnahme von Antibiotika wird nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunehmend zur Gesundheitsgefahr. Ohne „sofortiges Eingreifen“ könnten Bakterien, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken, bis zum Jahr 2050 jährlich bis zu zehn Millionen Todesfälle verursachen, erklärte die WHO Europa in Kopenhagen. Experten warnen seit langer Zeit vor einer zunehmenden Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika. Als Gründe dafür gelten unter anderem eine zu häufige Verschreibung der Medikamente und der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung.

Die WHO-Region Europa, die 53 Mitgliedstaaten in Europa und Zentralasien umfasst, hat in 14 Ländern auf dem Westbalkan, im Kaukasus und in Zentralasien nun Einzelheiten zum Einsatz von Antibiotika und zum Wissen über Resistenzen abgefragt. Als Gründe für die Einnahme von Antibiotika nannten die gut 8200 Befragten demnach unter anderem Erkältungen (24 Prozent), grippeähnliche Symptome (16 Prozent), Halsschmerzen (21 Prozent) und Husten (18 Prozent).

Wissenslücken als Ursache?

Dies sei „besorgniserregend, da diese Symptome häufig durch Viren verursacht werden, gegen die Antibiotika nicht wirken“, erklärte die WHO. Gleichermaßen besorgniserregend sei, dass ein Drittel der Befragten Antibiotika auch schon ohne ärztliche Verschreibung eingenommen hat – in einigen Ländern waren es sogar mehr als 40 Prozent. Eine Umfrage in den EU-Ländern hatte 2022 ergeben, dass nur acht Prozent der Befragten Antibiotika ohne Rezept einnahmen.

Die WHO führt diese Differenz unter anderem auf Wissenslücken in der Bevölkerung zurück. Die Mehrheit der Befragten (67 Prozent) war sich zwar bewusst, dass der unnötige Gebrauch von Antibiotika deren Wirksamkeit beeinträchtigen kann. Fast die Hälfte (43 Prozent) gab jedoch fälschlicherweise an, Antibiotika seien gegen Viren wirksam – was nicht der Fall ist. „Diese Untersuchung zeigt deutlich, dass Aufklärung und Bewusstseinsbildung notwendig sind“, erklärte der Direktor der Abteilung Übertragbare Krankheiten bei der WHO Europa, Robb Butler. In allen Ländern der Region gibt es seinen Angaben zufolge bereits Vorschriften zum Schutz vor Antibiotika-Missbrauch, es mangele aber oft an der Durchsetzung dieser Vorschriften.

(APA/ag/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Jährlich 1,3 Millionen Tote durch resistente Erreger

Jährlich 1,3 Millionen Tote durch resistente Erreger

Das Phänomen wird auch als "stille Pandemie" bezeichnet, machte Gesundheitsminister Johannes Rauch am Freitag zum Europäischen Antibiotikatag aufmerksam. In Österreich gibt es einen Nationalen Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz - und der zeigt Resultate..

Praevenire – Steirische Reformbemühungen in Spitälern positiv

Praevenire – Steirische Reformbemühungen in Spitälern positiv

Durch Umstrukturierungen könnte man den Beschäftigten mehr Work-Life-Balance bieten und Überforderung verhindern - und letztlich kommt das auch den PatientInnen zugute. Unumgänglich ist für Experten eine Veränderung der Leistungsabgeltung für Krankenhäuser.