88.000 Kinder und Jugendliche leben in Österreich in Armut. Das spielt auch eine Rolle für die Gesundheit der Betroffenen. Helfen kann die Primärversorgung als Basis der Gesundheitsversorgung, hieß es bei einem Webinar der Plattform Primärversorgung an der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Dort könne auf den Wohnschirm, Frühe Hilfen, Gesund aus der Krise oder das Schulstartparket aufmerksam gemacht werden, betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).
„Soziale Benachteiligungen in der Kindheit begleiten ein Leben lang. Ihre Folgen wirken sich auch auf den Gesundheitszustand im Erwachsenenalter aus. Für mich ist klar: Wir müssen allen Kindern in Österreich die gleichen Chancen auf ein gutes und gesundes Leben ermöglichen“, sagte Rauch in einer Videobotschaft. „In unserem Gesundheitssystem ist die Primärversorgung oft die erste Anlaufstelle für kleine und große Patientinnen und Patienten. Anzeichen von Armut oder Armutsgefährdung können im Rahmen der medizinischen Versorgung deshalb früh erkannt werden.“
„Aufwachsen im Mangel kann sich sowohl auf die psychische als auch die physische Gesundheit auswirken“, erläuterte Hanna Lichtenberger von der Volkshilfe. „221.000 Kinder leben in feuchten, von Schimmel befallenen Wohnungen, 2022 waren es noch 175.000. Feuchte Wohnungen können allergische Reaktionen hervorrufen, bei Babys und Kleinkindern kann sich ihr Risiko, Asthma zu entwickeln, erhöhen“, berichtete sie. „Familien erzählen uns in Gesprächen von hohen Kosten für die medizinische und therapeutische Versorgung ihrer Kinder, etwa weil Kassenplätze fehlen oder die Wartezeiten zu lang sind. Die Folgen von Kinderarmut kosten uns nach Schätzungen der OECD als Gesellschaft jährlich 17,2 Milliarden Euro, davon entfallen über die Hälfte auf die gesundheitlichen Folgen.“
„Laut dem Konzept der entwicklungsbedingten Ursprünge von Gesundheit und Krankheit beeinflussen besonders die Bedingungen in den frühen Entwicklungsstadien, sogar vor der Geburt, die Gesundheit. Armut führt zu biologischen Veränderungen, die das Risiko für chronische Krankheiten im Erwachsenenalter erhöhen“, sagte der Kinderarzt Harald Geiger. „Um diese Auswirkungen zu mildern, ist eine leicht zugängliche, zuzahlungsfreie und im Idealfall teambasierte Primärversorgung, wie z.B. in Kinder-PVE, wichtig, die auf diese Herausforderungen ausgerichtet ist“, empfahl der Mediziner vom KinderÄrzteZentrum Dornbirn.
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(APA/red.)