Arzneimittellogistik: Sichere und wirtschaftliche Akutversorgung

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Die Verbesserung der Akutversorgung durch den Einsatz elektronischer Medikamentenschränke beleuchtet der Kongressvortrag „Sichere und wirtschaftliche Arzneimittelversorgung“ auf der med.Logistica. Ein Praxisbeispiel verdeutlicht, wie sich dadurch Versorgungsprozesse effizienter gestalten und Schwachstellen eliminieren lassen – und welche Vorteile das in der Corona-Pandemie gebracht hat. Innovative Konzepte der Arzneimittellogistik gehören zu den Schwerpunkten im Programm von Kongress und Fachmesse.

„Wir haben bereits vor zehn Jahren elektronische Medikamentenschränke eingeführt, den Medikationsprozess automatisiert und die Arzneiverordnung in Echtzeit angebunden. Im Ergebnis können wir heute effizienter versorgen, haben die Sicherheit erhöht und zugleich das Pflegepersonal entlastet“, erklärt Dr. pharm. Enea Martinelli, Chefapotheker der Schweizer Spitäler Frutigen Meiringen Interlaken AG (Spitäler fmi AG), die unter anderem zwei Akutspitäler betreibt. Im Vorfeld eines solchen Projekts sei jedoch zum Beispiel die genaue Definition aller in Warenwirtschaft, Verordnungssystemen und Medikamentenschrank verwendeten Einheiten nötig, wie Dr. Martinelli in seinem Best-Practice-Vortrag darlegen wird.

Näher an der Patientenversorgung

„Mithilfe der elektronischen Medikamentenschränke sind wir Apotheker näher an die Patientenversorgung auf den Stationen herangerückt“, betont Dr. Martinelli. „Verordnet ein Arzt ein Medikament, stellt uns das digitale System diese Information im selben Moment bereit. Das Pflegepersonal muss sich nicht mehr darum kümmern. Früher dauerte es bis zu acht Stunden, bevor eine Verordnung bei uns eintraf.“ Somit könne die Prozessautomatisierung auch die Aufenthaltsdauer der Patienten im Spital verkürzen.

Die automatisierten Prozesse hätten zudem geholfen, besser durch die Corona-Pandemie zu kommen: „Das Pflegepersonal hatte immer die Sicherheit, dass die Vorgänge rund um die Medikation optimal gesteuert werden. Deshalb wurden auf den Stationen keine Medikamente ,gehamstert‘ und somit künstliche Engpässe vermieden“, berichtet Dr. Martinelli. Auch kleine Häuser im Krankenhausverbund ließen sich gut in ein solches System einbinden.

Zeit halbiert

Die elektronischen Medikamentenschränke hätten die Zeit halbiert, die das Personal auf den Stationen für die Bereitstellung von Medikamenten benötige: von sechs auf drei Minuten pro Patient und Tag. Damit verbunden sei höhere Sicherheit, unterstreicht Dr. Martinelli: „Unser Fehler-Reporting zeigt, dass die Anlieferung falscher Medikamente faktisch nicht mehr vorkommt. Aktuell entwickeln wir noch eine Lösung für die letzte Meile vom Medikamentenschrank zum Patientenbett sowie die kurzfristige Bedarfsmedikation.“ Seine Kernbotschaft: „Investitionen in patientennahe Medikationsprozesse lohnen sich noch mehr als Investitionen in die Apotheke selbst. Wenn das Pflegepersonal mehr Zeit für die Patienten hat, ist der Effekt am größten.“

Dr. Martinellis Vortrag „Sichere und wirtschaftliche Arzneimittelversorgung“ ist Teil des Programmblocks „Arzneimittellogistik“ am 11. Mai 2022 (14.30 bis 16.00 Uhr), der sich außerdem den Themen Last-Mile-Apothekenlogistik, elektronische Versorgungsschranksysteme sowie der Logistiksteuerung von Betäubungsmitteln widmet.

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