HIV-Präexpositionsprophylaxe gratis? Gespräche angekündigt

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

In Österreich werden jährlich 300 bis 400 HIV-Infektionen neu diagnostiziert. Neben der Verhütung mit Kondomen schützt davor die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Sie ist in Österreich mit ärztlicher Verschreibung in Apotheken erhältlich und kostenpflichtig. Ein kostenloser und einfacher Zugang würde das Risiko bestimmter Zielgruppen deutlich senken, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Montag und kündigte diesbezüglich Gespräche an.

Eine vom Gesundheitsministerium beauftragte Evaluierung durch das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) habe die hohe Wirksamkeit von PrEP bestätigt. „Prävention ist ein Schlüssel für die Zukunft unseres Gesundheitssystems“, betonte Rauch. „Das muss allen Partnern im Gesundheitssystem ein gemeinsames Anliegen sein.“ Er will Gespräche über eine mögliche Umsetzung aufnehmen.

Wenn eine HIV-Infektion rechtzeitig behandelt wird, haben Betroffene die gleiche Lebenserwartung wie die Gesamtbevölkerung, hieß es weiter. Für HIV-negative Personen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko biete PrEP eine Möglichkeit, sich zu schützen. Dafür sind in der Europäischen Union ein Arzneimittel sowie entsprechende Generika zugelassen. Ein weiteres Präparat befindet sich im Zulassungsverfahren durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA). Die Weltgesundheitsorganisation WHO, UNAIDS – das Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids – und die ECDC, das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten der EU, empfehlen, PrEP allen Personen mit erhöhtem Risiko zugänglich zu machen.

HIV-Infektionsrate um 75 Prozent reduziert

Vom AIHTA wurden 17 internationale Studien ausgewertet, mit dem Ergebnis, dass die orale Einnahme von PrEP bei bestimmten Personengruppen eine hohe Wirksamkeit aufweist. Dies gelte vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben, sowie bei Personen, die HIV-negativ sind, aber in einer Partnerschaft mit einer HIV-positiven Person leben. Insgesamt konnte die tägliche Einnahme von PrEP die HIV-Infektionsrate bei diesen Zielgruppen jeweils um 75 Prozent reduzieren.

In Österreich nutzen nach Einschätzung des AIHTA rund 3.000 Personen PrEP, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Derzeit ist die Prophylaxe nur auf Privatrezept erhältlich. Ausgewählte Apotheken bieten die Präparate zu einem reduzierten Preis an. Die monatlichen Kosten dafür beginnen bei rund 60 Euro und werden von der Sozialversicherung nicht erstattet. Präventionsmaßnahmen, unter die auch die PrEP fällt, gehören nicht zum klassischen Leistungsspektrum der allgemeinen Krankenversicherungen.

Die AIHTA-Studie belege, was die Aids-Hilfen und die Österreichische Aidsgesellschaft schon lange sagen, reagierte Aids Hilfe Wien-Geschäftsführerin Andrea Brunner. Bei korrekter Einnahme wirke die PrEP ebenso zuverlässig wie das Kondom oder auch TasP (Treatment as Prevention/Therapie als Prävention) und gelte daher als Safer Sex-Methode bezogen auf HIV. „Momentan ist der Zugang zu diesem wirkungsvollen Präventiv-Medikament besonders für vulnerable Gruppen noch viel zu hochschwellig, weil kostenintensiv, das muss sich dringend ändern“, forderte sie.

Den Endbericht des Austrian Institute for Health Technology Assessment finden Sie hier.

(APA/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Privatspitäler – Kliniken rufen Bundeseinigungsamt an

Privatspitäler – Kliniken rufen Bundeseinigungsamt an

Man wolle damit die Gewerkschaft an den Verhandlungstisch zurückrufen und den Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen beschleunigen, hieß es in einer Aussendung. Der Streik am Dienstag soll drei Stunden lang dauern, betroffen sind über 25 Gesundheitseinrichtungen in sechs Bundesländern.

Finanzierung im Gesundheitsbereich: Länder im Gespräch mit Minister

Finanzierung im Gesundheitsbereich: Länder im Gespräch mit Minister

Die Regierung sei "derzeit handlungsunfähig", kritisierte Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Im Kassenbereich fehlten Ärzte, während umgekehrt die Zahl der Wahlärzte zugenommen habe. Als Folge strömten die Menschen in die Ambulanzen der Spitäler.