Während der drei Lockdown-Perioden in Österreich im Jahr 2020 und 2021 gab es in zwei Wiener Kardiologiezentren weniger Spitalsaufnahmen wegen akuter Herzinfarkte. Die Sterblichkeit innerhalb eines Jahres war aber nicht höher als 2019 und somit vor der Covid-19-Pandemie. Dies ergibt sich aus einer jetzt im angesehenen British Journal Open publizierten wissenschaftlichen Studie.
Ziel der wissenschaftlichen Untersuchung von Autoren um Andreas Schober von der Abteilung für Kardiologie der Klinik Floridsdorf war, herauszufiltern, ob die zuvor beobachtete verringerte Zahl an Spitalsaufnahmen infolge eines akuten Herzinfarkts während der Lockdown-Perioden in Österreich auch mit einer schlechteren Überlebenschance für die Betroffenen einherging. Verglichen wurden die Infarkt-Hospitalisierungszahlen sowie die Ein-Jahres-Mortalität Betroffener von 2019 mit jener von Patienten während der Lockdowns (16. März bis 1. Mai 2020, 17. November bis 6. Dezember 2020 und 22. November und 11. Dezember 2021). Die Zahlen stammten von der Klinik Floridsdorf und von der Universitätsklinik für Notfallmedizin am Wiener AKH (MedUni Wien).
Gleichbleibende Überlebenschancen für Herzinfarktpatienten
Die Resultate der Studie sprechen eher für keine schlechteren mittelfristigen Überlebenschancen der Herzinfarktpatienten in Wien im Vergleich der Lockdown-Perioden zum Jahr 2019, also vor der Covid-19-Pandemie. „Es gab um 55 Prozent weniger Spitalsaufnahmen (wegen eines akuten Myokardinfarktes; Anm.) während des ersten Lockdowns, um 28 Prozent weniger im zweiten Lockdown und um 17 Prozent weniger im Lockdown von 2021 im Vergleich zu 2019 (Vergleichszeiträume; Anm.)“, schrieben die Wissenschafter.
Auf die Ein-Jahres-Sterblichkeit (alle Ursachen) wirkten sich die Unterschiede aber offenbar nicht aus: So starben elf Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres nach einer im Jahr 2019 erfolgten Spitalsaufnahme wegen eines Infarktes (Gesamtmortalität, alle Ursachen). Auch 2020 verschieden elf Prozent dieser Patienten innerhalb eines Jahres nach einem Herzinfarkt. Die Sterblichkeit infolge einer Herz-bedingten Komplikation lag in beiden Jahren für die Vergleichszeiträume jeweils bei zehn Prozent, wies also ebenfalls keine statistisch relevanten Unterschiede auf.
Insgesamt haben die Wissenschafter die Daten von 1.732 Kranken analysiert. 70 Prozent davon waren Männer. Das mittlere Alter der Infarktpatienten lag bei 64 Jahren. Im Rahmen der Covid-19-Pandemie waren immer wieder Befürchtungen geäußert worden, dass auch Herzpatienten durch die Lockdowns etc. zu Schaden gekommen wären, weil es schwieriger geworden sei, bei akuten Problemen ins Krankenhaus aufgenommen zu werden. Zusätzlich hätten Patienten gezögert, schnelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die aktuelle Studie spricht für Wien eher gegen diese Befürchtung.
Die Fachpublikation finden Sie hier.
(APA/red.)