Kongress am 26.+27.1. in Wien: Medizin im Dialog mit den Patienten

+++ Den ganzen Menschen mit seinen individuellen Ressourcen in den Mittelpunkt der Behandlung stellen – Eröffnung durch Sozial- und Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein +++

Wie kann medizinische Diagnose und Behandlung im Dialog zwischen Arzt und Patient funktionieren? Wie können die individuellen Möglichkeiten von Patienten für den Genesungsprozess genutzt werden? Kurz: Wie gelingt humanbasierte Medizin? Diesen Fragen widmet das Anton Proksch Institut (API) seinen alljährlichen Kongress, der am Freitagmorgen von Sozial- und Gesundheitsministerin Mag.a Beate Hartinger-Klein eröffnet wurde.

Das im Anton Proksch Institut angebotene Orpheus-Behandlungsprogramm ist vor allem auf die Nutzung der Ressourcen des Schönen und Möglichen ausgerichtet, sprich: Wer schöne Ziele hat und diese auch erreichen kann, für den ist ein gelungenes und erfülltes Leben (wieder) möglich. Suchtmittel verlieren so ihren Reiz – wie in der griechischen Mythologie, in der Orpheus so schön sang, dass er die Sirenen übertönte und so ihren Versuchungen widerstand.

Im Rahmen des zweitägigen Kongresses wird diskutiert, wie die Medizin den Weg von der rein evidenzbasierten Behandlung zu einer humanbasierten Behandlung gehen kann. Diese beiden Konzepte werden dabei keinesfalls als Gegenpole gesehen. Die evidenzbasierte Behandlung soll nicht abgelöst, sondern um individuelle, menschliche Schwerpunktsetzungen erweitert werden.

Rahmenbedingungen für humanbasierte Medizin schaffen
Sozial- und Gesundheitsministerin Mag.a Beate Hartinger-Klein betonte anlässlich des Kongresses: „Ich freue mich darüber, dass das Anton Proksch Institut die Diskussion über humanbasierte Medizin, die international intensiv geführt wird, auch in Österreich vorantreibt. Schließlich geht es darum, nicht Krankheiten zu behandeln, sondern Menschen. Es ist mir als Ministerin ein großes Anliegen, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen das möglich ist.“

Das Anton Proksch Institut in Wien-Liesing ist mit etwa 280 Betten Österreichs größte stationäre Einrichtung für Suchtkranke und setzt nationale und internationale Behandlungsstandards. In ihren Grußworten an die Kongressteilnehmer betonte Wiens Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger: „Mir ist es wichtig, dass die Sucht- und Drogenarbeit ihrem Inklusionsauftrag nachkommt und niemanden zurücklässt. Ein individuelles Eingehen auf die Patientinnen und Patienten, wie es hier am Kongress diskutiert wird, ist unerlässlich. Als Stadt Wien stehen wir klar hinter diesem Ziel und freuen uns, mit dem Anton Proksch Institut eine so renommierte Institution bei uns zu haben, in der in über 60 Jahren zehntausenden Menschen geholfen werden konnte.“

Eigentümer sind der weltweit führende Gesundheitsdienstleister VAMED sowie die Stiftung Anton Proksch-Institut Wien. Mag. Gottfried Koos, Vorstandsmitglied der VAMED AG: „Medizinische Exzellenz und innovative Therapiekonzepte stehen für uns im API wie in allen VAMED-Gesundheitseinrichtungen im Fokus. Das Anton Proksch Institut mit seinen immer wieder neuen und weiterentwickelten medizinischen Konzepten stellt in diesem innovationsorientierten Ansatz einen ganz wesentlichen Bestandteil dar.“

„Warmherziger Dialog“ zwischen Arzt und Patient
Ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts ist seit 2004 Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek. Auf die Ressourcen von Suchtkranken zu schauen, nicht auf deren Defizite – dieses Prinzip stellt Musalek ins Zentrum seiner Arbeit: „Wir Menschen verfügen über eine Vielzahl solcher Ressourcen, seien es kognitive, emotionale, soziale, interaktionelle, spirituelle, optative oder ästhetische. Diese Kraftquellen gilt es im therapeutischen Prozess zu nutzen. Denn wie viel Kraft haben wir, wenn das uns gesetzte Ziel ein schönes ist – und wir dessen Erreichen auch noch für möglich halten!“ Die humanbasierte Medizin sieht Musalek als wichtige Erweiterung wissenschaftlicher Erkenntnisse. „Es geht um die Rückbesinnung darauf, dass im Zentrum jeglicher Behandlung der leidende und kranke Mensch steht, der einer besonderen Zuwendung bedarf. An die Stelle eines analytisch-medizinischen Monologs soll ein warmherziger Dialog treten – mit dem Arzt als Fachexperten und dem Patienten als Lebensexperten.“

Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, nahm im Rahmen des Kongresses an einer Podiumsdiskussion teil, die sich mit der Implementierung der humanbasierten Medizin im heimischen Gesundheitssystem beschäftigte. Szekeres betonte: „Ärztinnen und Ärzte sind der Dreh- und Angelpunkt unseres Gesundheitssystems. Ihnen die Chance zu geben, mit den Patienten in Dialog zu treten, ist für mich als Präsident der Österreichischen Ärztekammer ein zentrales Anliegen. Dafür braucht es geeignete Rahmenbedingungen – etwa eine bessere Honorierung des ärztlichen Gesprächs, um echte Zuwendung zu ermöglichen.“

Bildtext: v.l.n.r.: Prok. Mag. Ludwig BICHLER, MBA, Konzernsprecher der VAMED AG/ Mag. Gottfried Koos, Vorstandsmitglied der VAMED AG/ Mag. Richard Gauss, Präsident der Stiftung Anton Proksch-Institut Wien/ Mag.a Beate Hartinger-Klein, Bundesministerin für Soziales und Gesundheit/ Prim. Univ. Prof. Dr. Michael Musalek, Ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts/ DSA Gabriele Gottwald-Nathaniel, MAS, Geschäftsführerin des Anton Proksch Instituts/ Mag. Christian Breitfuß, Geschäftsführer des Anton Proksch Instituts
Credit: Marlene Fröhlich / Lux und Lumen

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