Maßgefertigte Implantate, die die individuelle Anatomie jedes Patienten ideal reproduzieren, können nun im Routinebetrieb eingesetzt werden – damit erhält jede Patientin und jeder Patient ein für sich persönlich angefertigtes Implantat. Dies ist die logische Weiterentwicklung der bereits etablierten Technik der individualisierten OP-Instrumente. Gemeinsam mit einer exakten 3-dimensionalen computergestützten Planung der Operation gelingt es nun, einen physiologisch möglichst individuellen prothetischen Ersatz des Gelenkes zu erreichen und den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.
„In der Knie-Endoprothetik ist unser Ziel nicht mehr nur, die schmerzarme Beweglichkeit und Belastbarkeit des Kniegelenks und Mobilität wiederherzustellen,“ erklärt Prim. Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Schneider, Msc, MBA, Vorstand I. Orthopädische Abteilung im Herz-Jesu-Krankenhaus. „Darüber hinaus geht es heute darum, dass Patientinnen und Patienten mit einem Kniegelenksersatz alle individuell gewünschten Alltagstätigkeiten und sportlichen Aktivitäten ohne Einschränkung wieder ausüben können.“
Das maßgefertigte Implantat
Auf Basis konventioneller Röntgenaufnahmen und computertomographischer Daten der gesamten Extremität wird ein dreidimensionales Modell des Kniegelenkes beziehungsweise der gesamten unteren Extremität berechnet, und es werden Modelle von Femur (Oberschenkelknochen) und Tibia (Unterschenkelknochen), die dazu passenden PSI-Schablonen (Patienten Spezifische Instrumentierung) und individualisierte Probeimplantate im 3-D-Druck hergestellt. Mit Hilfe dieser Modelle wird die gesamte präoperative Planung durchgeführt. Die definitiven Implantate werden schließlich in für die Patientinnen und Patienten individualisierter Form mittels Fräs-Roboter aus metallischen Rohlingen produziert. „Die Operation selbst erfolgt im HerzJesu Krankenhaus in bewährter PSI-Technik,“ so Schneider. „Die Probeimplantate und die Schablone helfen bei der optimalen Anpassung der individuellen Implantate, die für jede Patientin und jeden Patienten nach Maß hergestellt werden.“
Moderne biomechanische Analysetechniken geben heute Aufschluss über die Funktion des Kniegelenkes. Mit optimierten Implantat-Designs wurde bis jetzt versucht, einem möglichst großen Anteil der Bevölkerung gerecht zu werden. Durch „Gender-Implantate“ wird die individuelle Vielfalt der patientenspezifischen Anatomie zusätzlich vergrößert. „Durch die lückenlose Individualisierung gelingt es mittlerweile, für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten ein ideales Implantat anbieten zu können,“ sagt Wolfang Schneider. „Durch diesen logischen Schritt der maßgeschneiderten Implantate und einer Rekonstruktion der individuellen Anatomie kann die Implantation überdies knochenschonender erfolgen und die Funktion der Knie-Endoprothese weiter optimiert werden.“ An der I. Orthopädischen Abteilung des Herz Jesu-Krankenhauses wird diese Technik seit 2021 unter Einhaltung strenger qualitätssichernder Maßnahmen eingesetzt.