Osteoarthritis galt lange Zeit als Folge von Verschleißerscheinungen im Alter. Inzwischen wird der Abbau des Gelenkknorpels vermehrt mit Entzündungs- und Stoffwechselprozessen im Gelenk in Verbindung gebracht. Ein wissenschaftliches Team unter Leitung der MedUni Wien hat möglicherweise einen neuen Ansatzpunkt für Diagnose und Therapie gefunden – die Studie wurde im Fachjournal Annals of Rheumatic Diseases publiziert. Im Fokus steht ein Protein (c-Fos).
Knorpelproben von Menschen und Mäusen mit Osteoarthritis (OA) weisen erhöhte Werte von c-Fos auf, bestätigten die Untersuchungen der Forschenden um den Molekulargenetiker Erwin Wagner (Klinisches Institut für Labormedizin und Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien) in Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen des Karolinska Institutet in Stockholm. Das Protein wird als Antwort auf OA-Signale von den Knorpelzellen ausgeschüttet und spielt eine Rolle beim Schutz des Knorpels.
Der c-Fos-Spiegel stehe in Verbindung mit der Schwere des Verlaufs von OA, stellten die Forschenden fest. Bei besonders schweren Formen fehle das Protein sogar zur Gänze. Weiters entschlüsselte das Team den Mechanismus im Stoffwechsel der Knorpelzellen, der die Produktion und Anreicherung von c-Fos steuert. „Unsere Erkenntnisse sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung zielgerichteter Therapien in Form von Medikamenten, welche auf dem von uns neu entdeckten Steuerungsmechanismus der c-Fos-Expression in den Knorpelzellen basieren“, sagte Wagner.
Zig-Millionen Menschen betroffen
Osteoarthritis ist laut MedUni die häufigste degenerative Gelenkerkrankung, sie kann an verschiedenen Stellen auftreten. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind bei weltweit mehr als 300 Millionen Menschen die Knie, bei rund 240 Millionen die Hüften betroffen. Aufgrund zunehmender Risikofaktoren wie Adipositas oder Alterung der Bevölkerung wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.
Die Erkrankung ist mit starken Schmerzen verbunden, beeinträchtigt die Lebensqualität massiv und kann durch den Funktionsverlust der Gelenke auch zu Behinderungen führen. Derzeit geht es in der Therapie vor allem darum, die Schmerzen zu lindern, die Funktion und Beweglichkeit der Gelenke möglichst zu erhalten und Entzündungen zu reduzieren.
Die Fachpublikation finden Sie hier.
(APA/red.)