Präventiver Kathetereingriff verhindert Herz-Todesfälle

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Bei akutem Herzinfarkt verringert ein möglichst schnell durchgeführter Kathetereingriff die Sterblichkeit und die Komplikationen dramatisch. Erstmals haben jetzt Kardiologinnen und Kardiologen bewiesen, dass solche Eingriffe auch präventiv hoch wirksam sind und Todesfälle verhindern. Diese Studienergebnisse wurden beim Jahreskongress des American College of Cardiology in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) vorgestellt.

Es ist längst außer jedem Zweifel, dass bei einem Herzinfarkt, einer instabilen Angina pectoris (Vorstadium) oder bei einer diagnostizierten Verengung von Herzkranzgefäßen mit Verringerung des Blutflusses eine Aufdehnung der betroffenen Koronararterie mit einem Ballonkatheter und das Verlegen einer Gefäßstütze (Stent) die wirksamste und oft lebensrettende Behandlungsform ist. Doch es gibt viele von einer Gefäßverkalkung der Koronararterien betroffene Personen, die ein Risiko aufweisen, von solchen Eingriffen aber bisher nicht profitieren konnten.

Der südkoreanische Kardiologe Seung-Jung Park und seine Co-Autorinnen und Co-Autoren aus Südkorea, Japan und Neuseeland haben deshalb solche Interventionen mit Kathetern, die über die Leistengegend oder den Ellbogen via Arterien ins Herz vorgeschoben werden, quasi vorverlegt. Die Begründung der Wissenschafter in der zeitgleich zum Jahreskongress der US-Kardiologengesellschaft (6. bis 8. April) auch im „Lancet“ publizierten wissenschaftlichen Studie: „Akute Koronarsyndrome (Herzinfarkt, instabile Angina pectoris) und plötzlicher Herztod werden oft durch das Aufreißen und nachfolgende Thrombosen von fettreichen Ablagerungen (vulnerable Plaques; Anm.) verursacht. Es sind Plaques, die oft keine Verringerung des Blutflusses (durch die betroffene Koronararterie; Anm.) hervorrufen.“ Das bedeutet, dass die Patienten nichts davon spüren, aber sozusagen mit einer Zeitbombe leben. Mittlerweile können durch die modernsten Diagnoseverfahren solche Gefäßveränderungen aber entdeckt werden.

Die Autoren der Studie aus 15 kardiologischen Studienzentren in den vier Ländern identifizierten unter 5.627 potenziellen Probanden insgesamt 1.606 Personen im Alter über 18 Jahren mit gefährlichen Gefäßbelägen in Herzkranzgefäßen, die aber zumindest zu 80 Prozent für den Blutfluss offen waren. Nach dem Zufallsprinzip wurden 803 der Probanden mit einer Katheterintervention zur Beseitigung der Engstelle samt Implantierung eines Stents und der sonst optimalen medikamentösen Therapie behandelt, 803 weitere Probanden erhielten allein die optimale medikamentöse Therapie. Die Beobachtungszeit betrug mindestens zwei Jahre. Die Daten von 1.556 der Teilnehmer konnten ausgewertet werden.

Das Ergebnis spricht eindeutig für eine präventive Katheterintervention bei dafür infrage kommenden Menschen: In der Gruppe der Personen, die einen Kathetereingriff erhalten hatten, kam es nur bei drei Teilnehmern (0,3 Prozent) zu einem akuten Ereignis: Tod durch eine Herzkrankheit, Herzinfarkt, instabile Angina pectoris oder Notwendigkeit einer akuten kardiologischen Intervention. In der Vergleichsgruppe ohne Kathetereingriff war das hingegen bei 27 Probanden der Fall (3,4 Prozent). Auch in allen Untergruppen (Herztod, Herzinfarkt etc.) zeigte sich, dass ein frühzeitiges Eingreifen die Risiken deutlich senkte. So starben in der Gruppe mit Katheterinterventionen vier Probanden durch herzbedingte Akutereignisse, in der Vergleichsgruppe hingegen zehn Probanden. Die Herzinfarktrate sank von 1,7 auf 1,1 Prozent.

Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter betonen im „Lancet“, dass diese Studie erstmals den positiven Effekt einer präventiven Katheterintervention bei gefährdeten Personen belegt. In Zukunft könnten solche Eingriffe daher auch bei Patienten mit vulnerablen Gefäßbelägen in den Koronararterien ohne Symptome und ohne Verengungen, die den Blutfluss behindern, zur Vermeidung von akuten Herzzwischenfällen vorgenommen werden.

Die Fachpublikation finden Sie hier.

(APA/red.)

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