Privatklinik Döbling: „Leuchtendes Gewebe" macht Operationen noch sicherer

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Autor: Scho

Derzeit wird in der minimal­invasiven Chirurgie mit Hilfe von hoch­auf­lösenden 3D- und 4K-Kameras operiert, um eine möglichst genaue und kontrastreiche Darstellung der Gewebs­strukturen zu gewährleisten und um somit ein präzises und gewebe­schonendes Operieren zu erlauben. Bei der ICG-basierenden Fluoreszenz­angiografie wird zusätzlich mit einem speziellen Farbstoff, dem namen­gebenden Indocyaningrün (ICG), gearbeitet. Diese Substanz ist für die Gesundheit unbedenklich und wird den PatientInnen in eine Vene injiziert. Danach wird der Farbstoff mit einem Nahinfrarot-Laser (NIR) aktiviert, wodurch es zur Fluoreszenz, also zum Leuchten des betroffenen Gewebes, kommt. Auf diese Weise ist eine visuelle Darstellung der Gewebe­durch­blutung möglich.

Die Vorteile der ICG-basierenden Fluoreszenz­angiografie liegen für OA Dr. Thomas Winkler, Facharzt für Allgemeine Chirurgie und Viszeral­chirurgie, auf der Hand: „Die Technik der intraoperativen Fluoreszenz­angiographie kann während Operationen Aufschluss über die Durch­blutungs­situation geben und Strukturen, die unter dem gewöhnlichen Weißlicht konventioneller Kameras nicht oder nur schlecht erkennbar sind, sichtbar machen. Dadurch können die Komplikations­raten deutlich verringert und somit die Patienten­sicherheit signifikant erhöht werden. Unsere Patient*innen profitieren somit von der neuesten Technologie.“

Viele Einsatzmöglichkeiten

Ein Haupteinsatzgebiet in der Allgemein- oder Viszeral­chirurgie ist die visuelle Darstellung der Durchblutung von Darmenden, die nach einer Entfernung eines Darmstücks wieder zusammengefügt werden sollen, um die optimale Heilung des Darm­zusammen­schlusses zu gewährleisten und schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Allerdings findet die Technik auch bei vielen weiteren Operationen Anwendung. In der Privatklinik Döbling kommt das Verfahren vor allem bei Gallen­blasen­operationen und bei Eingriffen an der Schilddrüse zum Einsatz. Bei letzteren wird die Technik angewandt, um gefürchtete Komplikationen wie die Neben­schild­drüsen­unter­funktion zu vermeiden. Diese entsteht, wenn die fast mikroskopisch kleine Blutversorgung der Neben­schild­drüsen­körperchen beim Eingriff verletzt wird. „Mit ICG und NIR können wir sofort feststellen, ob die Durchblutung weiter funktioniert, und gegebenenfalls adäquat und schnell reagieren. Dadurch können Komplikationen auf ein Minimum reduziert werden“, so Winkler.

Aufgrund der kurzen Halbwertszeit des ICG muss das OP-Team in den wenigen Minuten, in denen das Gewebe leuchtet, das Maximum an möglichen Informationen gewinnen. Der Farbstoff wird vom Körper schließlich in die Leber transportiert, wo er nach 24 bis 48 Stunden abgebaut und über die Gallenflüssigkeit ausgeschieden wird. „Das können wir uns bei Gallenoperationen zunutze machen, indem wir gezielt ein bis zwei Tage vor der Operation ICG verabreichen. Vor allem bei Patient*innen, bei denen aufgrund der Vorgeschichte bereits Verwachsungen und Entzündungen bestehen, ist das hilfreich, um Verletzungen des Gallengangs zu verhindern“, erklärt der Experte.

Neuere Anwendungsgebiete stellen die Tumorchirurgie und hier im Speziellen die Darstellung der Lymph­abfluss­wege der Tumoren dar. Durch die ICG-basierende Fluoreszenz­angiografie können ein besonders schonendes, selektives Arbeiten, eine gründliche Entfernung des Tumorgewebes und der maximale Erhalt von gesundem Gewebe ermöglicht werden. „In Zukunft wird es sogar möglich sein, Antikörper an ICG oder andere fluoreszierende Farbstoffe zu koppeln, um so auch kleinste Tumornester aufzuspüren“, ist Winkler überzeugt.

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