CAR-T-Zell-Therapien sind seit ihrer Marktzulassung 2017 in den USA bzw. 2018 in Europa mit hohen Erwartungen verbunden: Aufgrund dieser Erwartungen, aber auch der enormen Kosten führte das EBEU (Evidenzbasierte Entscheidungsunterstützung) der Tirol Kliniken in Kooperation mit dem AIHTA erstmals 2020 ein Horizon Scanning (HSS) durch, um neue und sich in Entwicklung befindende CAR-T-Zell-Therapien mit relevanten Auswirkungen auf das Gesundheitssystem zu identifizieren und damit die Budgetplanung in Krankenhäusern zu unterstützen. Der Bericht aus 2020 erfuhr nun ein Update mit folgendem Resümee: Innerhalb des nächsten Jahres (2022) soll eine weitere neue CAR-T-Zell-Therapie für das Multiple Myelom zugelassen werden (Carvykty®). Überdies sind Indikationserweiterungen der fünf bereits zugelassenen Therapien auf frühere Therapielinien und neue Indikationen zu erwarten. Allogene und im Krankenhaus hergestellte CAR-T-Zell-Therapien sind noch nicht rasch zu erwarten, da ihre Entwicklung erst in den Kinderschuhen steckt.
2020 konnten im Zuge der systematischen Analyse von Studienregistern 13 CAR-T-Zell-Therapien in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstatus identifiziert werden, von denen inzwischen neben den damals bereits zugelassenen Yescarta® und Kymriah® drei weitere Therapien (Tecartus®, Abcema®, Breyanzi®) von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen wurden.
Im nun erschienenen Bericht aus 2022 wurde der Status der übrigen zehn Therapien erneut erhoben und um zwei zusätzliche, in der klinischen Prüfung fortgeschrittene Therapien erweitert. Vier Therapien für das Hodgkin- und das (aggressive und indolente) Non-Hodgkin-Lymphom konnten zum Zeitpunkt des Updates ermittelt werden. Deren Zulassungen sind allerdings in naher Zukunft nicht zu erwarten.
Auch für andere Indikationen zeigte sich ein ähnliches Bild: Für das Multiple Myelom identifizierte das AIHTA sechs Therapien, die sich in Entwicklung befinden. Eine davon, nämlich Carvykty® (Cilta-cel), wurde im Februar 2022 von der US-Zulassungsbehörde FDA zugelassen. Die EMA zieht voraussichtlich ebenfalls 2022 nach. Die übrigen Therapien befinden sich laut AIHTA-Bericht noch in frühen Studienphasen oder wurden sogar ganz eingestellt (Orva-Cel). Auch im Krankenhaus hergestellte und allogene CAR-T-Zell-Therapien befinden sich in einem noch sehr frühen Entwicklungsstadium. Für akute myeloische Leukämie (AML) identifizierte das AIHTA eine Therapie im Rahmen von zwei laufenden Studien. Aufgrund von Hürden bei der Entwicklung von CAR-T-Zell-Therapien für AML ist ihr Status allerdings seit 2020 unverändert.
Neue Entwicklungen, wie z.B. autologe SLAMF7-CAR-T-Zellen (beim Multiplen Myelom), sind derzeit rar. Ein umtriebigeres Bild wurde hingegen beim Umgang mit bereits zugelassenen Therapien festgestellt: Hier werden aktuell v.a. Erweiterungen auf frühere Therapielinien in der jeweiligen Indikation und/oder weitere Indikationen untersucht. Diese Form der Untersuchungen, d.h. Erweiterungen auf frühere (2.) Linien, fand das AIHTA für alle zugelassenen CAR-T-Zell-Therapien.Darüber hinaus werden aktuell neue Indikationen für Yescarta® und Kymriah® (R/R follikuläres Lymphom), Kymriah® (R/R Mantelzelllymphom (MCL) und NHL bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen), Tecartus® (chronische lymphatische Leukämie/kleinzelliges lymphatisches Lymphom (CLL/SLL), NHL und ALL) und Breyanzi® (CLL/SLL und MCL, viele von ihnen indolentes NHL – wie FL 1-3a) untersucht.
Originalpublikation:
Sehic, O. und Wild, C. (2022): CAR-T-Zell-Therapien in Entwicklung, Update 2022. AIHTA Policy Brief 006a/ 1. Update. https://eprints.aihta.at/1368/
Kontakt:
Ozren Sehic, M.A.
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