Früherkennungsprogramm für Darmkrebs auf dem Weg

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Donau-Universität Krems

Das Nationale Screening-Komitee für Krebserkrankungen empfiehlt, dass in Österreich für Menschen zwischen 45 und 75 Jahren ein organisiertes und qualitätsgesichertes Screening-Programm für Darmkrebs umgesetzt wird.

In Österreich erkranken jedes Jahr etwa 5000 Personen an Dickdarmkrebs. Der größte Teil aller Darmkrebserkrankungen geht von bösartigen Tumoren im Dickdarm aus. Dickdarmkrebs ist damit die dritthäufigste Krebsneuerkrankung bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen in Österreich. Am öftesten davon betroffen sind Männer zwischen 65 und 74 und Frauen ab dem 75. Lebensjahr. Derzeit gibt es in Österreich kein populationsbezogenes Screen­ing-Programm auf nationaler Ebene. Nur das Burgenland führt ein organisiertes Screening mittels Stuhlbluttests durch. In Vorarlberg wiederum werden alle Personen über 50 Jahren aktiv darauf hingewiesen, dass sie eine Koloskopie in Anspruch nehmen können und sollten.

Krebsfrüherkennung evidenzbasiert machen

Seit einem Jahr unterstützt ein ehrenamtlich arbeitendes Beratungskomitee das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) dabei, Früherkennungsprogramme für Krebserkrankungen evidenzbasiert zu gestalten und deren Umsetzung zu begleiten. Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Universität Krems und Co-Direktor von Cochrane Österreich, teilt sich den Vorsitz mit Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie an der Medizinischen Universität Wien. Die Expertengruppe setzt sich aus 14 Mitgliedern zusammen. Sie kommen aus verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung bzw. den entsprechenden Fachgebieten.

Regelmäßiges und organisiertes Screening für alle ab 45

Die erste Empfehlung des Nationalen Screening-Komitees für Krebserkrankungen zielt darauf ab, dass in Österreich ein qualitätsgesichertes Programm zur Früherkennung von Darmkrebs für Menschen zwischen 45 und 75 Jahren eingeführt wird. Das Gremium regt an, dabei auf Untersuchungen mittels Koloskopie oder immunchemischer Stuhlbluttests zu setzen. Es stuft beide Screening-Ansätze als gleichwertig ein. Ab einem Alter von 65 Jahren sollte die Vorsorge zur Früherkennung von Darmkrebs auf die individuelle Situation der jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Die Mitglieder des Nationalen Screening-Komitees für Krebserkrankungen raten dazu, eine Koloskopie im Abstand von zehn Jahren oder einen immunchemischen Stuhlbluttest im Abstand von zwei Jahren zu wiederholen, sofern der Befund unauffällig ist. Personen mit Vorerkrankungen, wie etwa Morbus Crohn, oder Menschen, bei denen Darmkrebs in der Familie vorkommt, haben ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Sie sollten nicht auf ein allgemeines Screening-Programm setzen, sondern vielmehr an regelmäßigen Untersuchungen in spezialisierten Zentren teilnehmen.

Nationales Programm, das laufend überprüft wird

Die österreichische Bundesregierung möchte bis 2024 erreichen, dass Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge möglichst evidenzbasiert erfolgen bzw. diese dahingehend überarbeitet werden. Das BMSGPK sieht daher vor, die Empfehlung des Nationalen Screening-Komitees zur Früherkennung von Darmkrebs umzusetzen. Das Programm soll zur Qualitätssicherung kontinuierlich dokumentiert und evaluiert werden. Ziel ist es, der Bevölkerung gut informierte Entscheidungen zu ermöglichen.

Den vollständigen Bericht des Nationalen Screening-Komitees für Krebserkrankungen können Sie hier nachlesen.

Autorin:

Mag. Edeltraud Günthör, MA
Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit
Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Cochrane Österreich
Donau-Universität Krems
edeltraud.guenthoer@donau-uni.ac.at

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