Brocks Panorama

Europäische Union
Zuwachs von Patentanmeldungen in medizinnahen Branchen

Nach dem Patentindex 2021 des Europäischen Patentamtes (EPO, München) sind im letzten Jahr 15.321 Patente aus dem Bereich der Medizintechnik angemeldet worden. Mit 9.026 Arzneimittel-Patenten und 7.611 Anmeldungen aus der Biotechnologie befinden sich noch zwei weitere medizinnahe Branchen unter den Top 10 bei europäischen Patentanmeldungen. Insgesamt nahm die Zahl der eingereichten Patentanmeldungen um 4,5 Prozent auf 188.600 zu, was für EPO-Präsident Antonio Campinos eine robuste Innovationsfähigkeit in Europa darstellt. Im Jahr 2020 noch Spitzenreiter, wurde die Medizintechnik damit knapp von der Digitalen Kommunikation von Platz eins verdrängt. Spannend ist die Frage, ob sich die am 26. Mai 2021 in Kraft getretene novellierte EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) mit ihren drastisch verschärften, regulatorischen Anforderungen an die Branche negativ auf die Innovationskraft der Unternehmen in der EU niedergeschlagen hat. Immer mehr Unternehmen berichten, dass reihenweise Personal aus den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen abgezogen werden muss, um den mannigfachen MDR-Anforderungen für eine Zulassung in Europa durch eine Benannte Stelle (BS) gerecht werden zu können.

Niederlande
20 Jahre aktive Sterbehilfe in den Niederlanden

Im Jahr 2020 sind in den Niederlanden 6.938 Menschen auf eigenen Wunsch durch aktive Sterbehilfe gestorben. Dies entspricht 4,1 Prozent aller Todesfälle und stellt eine Steigerung von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr dar. Diese Zahlen gehen aus dem Jahresbericht der Kontrollkommission hervor, welche die Einhaltung der gesetzlichen Regeln überwacht. In 96,6 Prozent der Fälle wurde die Tötung auf Verlangen von einem Arzt – meistens dem Hausarzt – vorgenommen, in den restlichen Fällen erhielt ein Sterbewilliger Hilfe bei der Selbsttötung. Bei rund 90 Prozent der Sterbewilligen war Krebs als Ursache für den Todeswunsch angegeben, bei 458 Menschen lag eine neurologische Erkrankung wie Parkinson oder ALS vor. Zu den auch in den Niederlanden sehr strittigen Fällen von Tötung auf Verlangen gehörten 170 Menschen, die an Demenz litten. Die Niederlande hatten 2002 als erstes Land der Welt die aktive Sterbehilfe ermöglicht. Danach muss ein Patient unerträglich und aussichtslos leiden, er muss selbst ausdrücklich um Sterbehilfe gebeten haben und ein zweiter Arzt muss konsultiert werden. Umfragen bestätigten, dass vier Fünftel der Niederländer die Regelung unterstützten, auch 90 Prozent der Ärzte.

United Kingdom
Trend zur Privatisierung im NHS

Die British Medical Association (BMA) kritisiert in ihrem aktuellen Report „Outsourced: the role of the independent sector in the NHS“ den Trend der britischen Gesundheitspolitik, Kapazitätsdefizite im staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) zunehmend durch private medizinische Dienstleister zu ersetzen. Die rasch wachsenden Wartelisten infolge der COVID-19-Pandemie zwingen den NHS zu Verträgen mit privaten Anbietern. Diese Verträge sind nach Ansicht der BMA intransparent und entziehen dem NHS zu viele finanzielle Ressourcen. Der Ärzteverband sieht darin auch eine Gefahr für den Versorgungsstandard. Anstatt den Trend zum Outsourcing fortzusetzen, fordert die BMA die substanzielle Aufstockung von Betten und Personal im NHS und eine Strategie gegen die Auslagerung medizinischer Leistungen. Als Ursache für die derzeitige prekäre Versorgungslage benennt der Report den Investitionsrückstand und die unzureichende Systemplanung des letzten Jahrzehnts.