Kurzmeldungen aus der Welt der Gesundheitswirtschaft und des Gesundheitswesens.
OECD veröffentlich Gesundheitsbericht „Health at a Glance 2023“
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vergleicht in ihrem Bericht „Health at a Glance“ alle zwei Jahre die Gesundheitssysteme aller OECD-Mitgliedstaaten, der Beitrittskandidaten und wichtiger Partnerländer. Der aktuelle Bericht wurde am 7. November veröffentlicht. Die Zahlen zeigen, dass Österreich ein teures, aber sehr hochwertiges Gesundheitssystem unterhält. Die Lebenserwartung der Österreicherinnen und Österreicher liegt mit 81,3 Jahren über dem OECD-Schnitt (80,3 Jahre). Die Kindersterblichkeit und Diabetes-Erkrankungen bei Erwachsenen sind in den vergangenen zehn Jahren weiter gesunken. Der Bericht zeigt, wie stark Österreich im stationären Bereich investiert ist. Mit 6,9 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohnern liegt Österreich deutlich über dem OECD-Schnitt von 4,3. Die Ausgaben für den ambulanten Bereich (primary healthcare) liegen mit 10,3 Prozent deutlich unter dem OECD-Schnitt mit 13,4 Prozent. Mit 5,4 Ärzten pro 1.000 Köpfen liegt Österreich an dritter Stelle des Berichts. Der Anteil an Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich ist seit 2011 von 9,8 auf 10,8 Prozent gestiegen. Die Ausgaben für das Gesundheitssystem liegen in Österreich mit 11,4 Prozent des BIP über dem OECD-Schnitt (9,2 %). Vorsorge bleibt ein Stiefkind des Systems: 40 % der Frauen wurden in Österreich auf Brustkrebs untersucht, weniger als im OECD-Durchschnitt (55 %).
Dedalus beruft neuen CEO
Im Rahmen einer Neustrukturierung wurde Alberto Calcagno, ehemaliger CEO des italienischen ICT-Unternehmens Fastweb, mit Wirkung vom 18. Oktober zum neuen CEO von Dedalus ernannt, eines der großen Softwarehäuser im Gesundheitswesen mit Hauptsitz in Florenz. Außerdem gab das Unternehmen bekannt, dass ein Konsortium unter der Führung des französischen Investmenthauses Ardian (verwaltetes Fondsvolumen 156 Mrd. US-Dollar, mit einem Büro in Wien) einen zusätzlichen Anteil von 19 Prozent vom Dedalus-Gründer Giorgio Moretti erwerben wird. Vorbehaltlich der üblichen Genehmigungen durch die zuständigen Behörden wird das von Ardian geführte Konsortium nach Abschluss der Transaktion indirekt einen Anteil von 92 Prozent am Unternehmen halten, während Moretti einen Anteil von 6 Prozent und einen Sitz im Board behält.
Zwei IT-Größen gehen in Österreich gemeinsame Wege
T-Systems Austria und Meierhofer Österreich haben Mitte November angekündigt, eine Partnerschaft für den österreichischen Gesundheitsmarkt einzugehen. Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen umfasst die Projektierung und Implementierung von digitalen Lösungen am österreichischen Gesundheitsmarkt und basiert unter anderem auf dem Krankenhausinformationssystem von Meierhofer, dem M-KIS, und den IT-Operations von T-Systems. Neue Marktpotenziale versprechen sich die Kooperationspartner durch den Rückzug von SAP und der Branchenlösung IS-H. Laut SAP ist Ende 2027 mit dem Support für IS-H Schluss, eine kostenpflichtige Verlängerung ist maximal bis 2030 möglich. Die ÖKZ berichtete.
Sandoz eröffnet neues Penicillinwerk in Kundl
Anfang November eröffnete der Pharmariese Sandoz in Kundl seine neue Penicillinproduktionsstätte. Das neue Werk wird Antibiotika für die gesamte Europäische Union herstellen. Kundl ist der letzte Standort in Europa, der Penicillin vom Wirkstoff bis zur fertigen Tablette herstellen kann. Die neue Anlage nutzt modernste Technologie für eine ressourcenschonendere Produktion. Laut Werksangaben soll der gleiche Output wie bisher mit 90 Prozent weniger Energie und CO2-Ausstoß erreicht werden. Sandoz investierte 100 Millionen Euro, die österreichische Bundesregierung 45 Millionen Euro und das Land Tirol fünf Millionen Euro. Im kommenden Jahr plant Sandoz, weitere 50 Millionen Euro zu investieren, um mehr Tabletten herstellen zu können. Das Ziel sind 240 Millionen Packungen pro Jahr.
Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin kommt
Eine Novelle des Ärztegesetzes soll noch heuer die Facharztausbildung für Allgemein- und Familienmedizin ermöglichen. Laut Begutachtungsentwurf werden erste Ausbildungsplätze ab Sommer 2026 angeboten. Der Entwurf basiert auf den Empfehlungen der Kommission für Ärztliche Ausbildung, in der unter anderem Vertreter der Länder, Sozialversicherung und Ärztekammer sitzen. Geplant ist, die Ausbildung von bisher drei auf fünf Jahre zu verlängern. Angehende Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemein- und Familienmedizin sollen demnach zunächst eine neun Monate dauernde Grundausbildung absolvieren, an die 51 Monate fachärztliche Ausbildung anschließen. Während der Ausbildung sollen sie vor allem den Ordinationsalltag in den Lehrpraxen im niedergelassenen Bereich kennenlernen. Darüber hinaus soll ihnen die Facharztausbildung einen umfassenden Einblick in andere Fächer gewähren, darunter Innere Medizin, Kinder- und Jugendheilkunde, Gynäkologie und Neurologie.
LKH Hochsteiermark organisiert sich neu
Im Juni präsentierte Vorstand Gerhard Stark die Pläne für tiefgreifende Umstrukturierungen in den Kliniken der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes). Am Beispiel des LKH Hochsteiermark wurden die ersten Auswirkungen des neuen Strukturplanes präsentiert. Die konservativen Fächer werden am Standort Bruck an der Mur konzentriert, die schneidenden Fächer am Standort Leoben versammelt. Am Standort Bruck an der Mur wird auch noch ein tageschirurgisches Zentrum entwickelt, bespielt durch die chirurgischen Abteilungen vom Standort Leoben. Der Standort Mürzzuschlag wird als altersmedizinisches Zentrum gestärkt. Als erste Maßnahme wurde Anfang Oktober die Abteilung für Allgemein- und Gefäßchirurgie vom Standort Bruck an den Standort Leoben umgesiedelt. Am LKH Hochsteiermark werden jährlich rund 40.000 stationäre und rund 140.000 ambulante Patienten behandelt. Im Bild: KAGes-Vorstände Gerhard Stark und Ulf Drabek
Schweiz beschließt Sparprogramm für Gesundheitsbereich
Das Berner Parlament hat neue Maßnahmen zur Dämpfung des Kostenwachstums im Gesundheitswesen beschlossen. Dazu sollen Netzwerke zur koordinierten Versorgung etabliert werden. Aufgaben und Organisation von koordinierten Netzwerken ähneln den österreichischen Primärversorgungszentren: Sie übernehmen in einem interprofessionellen Team nicht nur ärztliche, sondern auch pflegerische und therapeutische Leistungen. Auch sollen Apotheken mehr Kompetenzen erhalten, um teurere Leistungen durch Ärztinnen und Ärzte zu verhindern. Außerdem wird den Krankenversicherern erlaubt werden, die Daten ihrer Versicherten zu nutzen, um diese individuell über mögliche Einsparungen oder passendere Versorgungsmodelle zu informieren.