Gesundheitsinformationen im Internet: Likes für Dr. Google

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Autor: Michaela Endemann

Wie aus einer Suche nach seriösen Gesundheitsinformationen im Internet eine Plattform über Hauterkrankungen wurde.

Immer mehr Patientinnen und Patienten suchen den Rat von Dr. Google. 2010 haben im EU-Schnitt um die 40 Prozent der europäischen Bevölkerung das Internet in Gesundheitsfragen durchstöbert. Heute liegt der vergleichbare Prozentsatz bei 52 Prozent (Quelle Eurostat: What did we use the internet for in 2022). Neben qualitativ hochwertigen Angeboten tummeln sich viele Falschinformationen, Halbwissen und Meinungen im Netz. Karin Hafner hat seit ihrer frühesten Kindheit Neurodermitis und suchte anfangs verzweifelt nach seriösen Informationen zu ihrer Krankheit –, bis sie beschloss, selbst eine Plattform zu gründen. Ein Kurzinterview.

Was war der Auslöser für hautinfo.at?
Karin Hafner: Mein Schlüsselmoment war vor über zehn Jahren, als ich auf Kur am Toten Meer war. Alle hatten ähnliche Erfahrungen, Sorgen und Ängste. Es gab aber keine gebündelte Anlaufstelle im Internet. Meine Erkrankung habe ich als Chance gesehen und zu meiner Berufung gemacht, um anderen Betroffenen mit seriösen und hilfreichen Informationen zum Thema Haut zu helfen.

Hautnah. Karin Hafner bietet dermatologische Gesundheitsinformationen über soziale Medien.

10 Jahre ist eine lange Zeit. Wieviel Arbeit steckt da dahinter?
Im Austausch mit anderen Patienten erfuhr ich, was benötigt wird, und beschloss kurzerhand, eine digitale Plattform zu gründen und ein Team aufzubauen. Ich bin Betriebswirtin und war bereits viele Jahre im Medienbereich tätig, kündigte meinen Job und begann, hautinfo.at aufzubauen. Und ja, ich habe gerade in den Anfangsjahren gefühlt Tag und Nacht gearbeitet. Meine Plattform ist sehr wandelbar und ich halte immer Ausschau nach neuesten Trends und reagiere, wenn etwas nicht mehr so funktioniert. So habe ich das Forum geschlossen und bin auf Facebook und Instagram umgestiegen. Der Wartungsaufwand wurde zu groß. Die Leute haben nur mehr Frust abgelassen und ich war ständig am Löschen.

Was findet man denn auf hautinfo.at?
Das Herzstück waren und sind gut geführte Interviews mit Ärzten, um Patienten Hintergrundinformationen zu Erkrankungen, Therapie und Wirkstoffen zu liefern, anfangs zu den großen Hauterkrankungen Neurodermitis, Schuppenflechte und Akne. Aus vielen Rückmeldungen von Betroffenen habe ich Themen und Angebote immer mehr erweitert. Neben der Schulmedizin finden sich Informationen zu Alternativmedizin, passender Ernährung und Hausmitteln. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass man alle Behandlungsoptionen mit allen Pros und Contras kennt.

Gibt es thematische Trends?
Ganz neu ist der „Hautarzt-Finder“. Er soll Betroffene schneller zum Experten bringen, denn oft vergeht viel zu viel Zeit bis zur richtigen Diagnose. Und das Thema Haut & Psyche ist mir ein besonderes Anliegen. Viele Hautthemen sind Tabuthemen. Die Leute reden nicht gerne darüber, erfahren Unverständnis im Job, weil mehr Krankenstand benötigt wird usw., da möchte ich darauf aufmerksam machen.“

Wie gehts weiter?
„Ich habe im Laufe der Jahre sehr viele Rückmeldungen von Neurodermitis-Betroffenen bekommen, dass meine öffentlich gemachte Geschichte Hoffnung gibt und Mut macht, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern gut informiert und aktiv die Erkrankung anzugehen. Wichtig ist, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Mit zunehmender Sorge beobachte ich den Trend in den Sozialen Medien, die zeigen, wie man auszusehen hat, den Schönheitswahn, der Druck macht. Mein persönliches Motto: Bewusstsein schaffen, dass es um den Menschen als Ganzes geht und nicht nur reduziert auf den Hautausschlag, der nach außen sichtbar ist.“ 

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