Herr Dommel, Sie sind Head of Healthcare EMEA bei Amazon Web Services (AWS). Was hat Amazon mit der Gesundheitsbranche zu tun?
Jens Dommel: AWS ist die Cloud-Sparte von Amazon. Wir kümmern uns darum, skalierbare, sichere technologische Infrastruktur in der Cloud zur Verfügung zu stellen. Wir helfen, Themen wie Digital Health ins Leben zu bringen. Unsere Kunden sich Gesundheitsministerien, aber auch einzelne Leistungserbringer wie Krankenhäuser, Ärzte, Reha-Einrichtungen oder Forschungsinstitute.
Jens Dommel ist bei Amazon Web Services Leiter des Bereichs Public Sector Healthcare für die EMEA-Region. Zuvor war Jens Dommel bei CompuGroup Medical, Microsoft und anderen Unternehmen tätig. Er hat einen Abschluss von der Technischen Universität Berlin.
Was kann AWS dabei leisten?
Wir sehen heute zwei wesentliche Kernprobleme im Gesundheitswesen. Erstens: Wie kriege ich die Kosten gemanagt und optimiert? Und der zweite Ankerpunkt ist der Fachkräftemangel und die damit zusammenhängende Überlastung der Mitarbeiter. Die Migration der Infrastruktur in die Cloud ist dabei eine der Lösungen. Cloudbasierte Abläufe werden flexibler, sicherer und können auf eine praktisch unbeschränkte Anzahl an Nutzern ausgerollt werden. Ganze nationale Gesundheitssysteme wie der britische NHS oder das israelische Gesundheitssystem bauen ihre Plattform auf AWS auf. Das zweite Feld, wo wir den Bedarf unserer Kunden sehen, ist die Nutzung von Daten. Die Automatisierung in der Diagnostik im radiologischen Umfeld und in der Onkologie sind dafür typische Einsatzgebiete. Und wir engagieren uns stark im Bereich der personalisierten Medizin, da geht es vor allen Dingen darum, wie schließen wir die Brücke zwischen Patienten, Arzt und Pflege.
Was ist damit gemeint?
Viele der Gesundheitsdienstleistungen werden nicht mehr nur in der Klinik oder der Ordination stattfinden, sondern zu Hause beim Patienten. Dafür benötige ich eine integrative IT-Infrastruktur, um Informationen zwischen Arzt und Patient in Realtime auszutauschen. Es braucht skalierbare Alarm- und Monitoring-Mechanismen, damit dem Patienten zu Hause geholfen werden kann. Während der Pandemie haben sich diese Lösungen sehr bewährt.
Wie steht es bei Ihren Cloudlösungen um die Sicherheit und Integrität der Gesundheitsdaten?
Sicherheit und Security sind für uns Job Zero. Die Balance zwischen Datensicherheit, Datenschutz und Innovation muss sichergestellt werden. Wir arbeiten weltweit mit Tausenden von Kunden aus dem Gesundheitswesen zusammen: Sicherheits-, Compliance- und regulatorische Anforderungen sind dabei selbstverständliche Voraussetzungen. Die Nutzung von Cloud Services oder Cloud Computing erhöht die Sicherheit der Daten erheblich. Gleichzeitig können durch die Möglichkeiten der Automatisierung und Analyse Kapazitäten freigesetzt und Potenziale für Innovationen in der Gesundheitsversorgung und -forschung geschaffen werden.
Wie steht es um den Schutz gegen Hacker?
Wir verfügen über Tausende von Experten, die sich tagtäglich mit der Abwehr solcher Angriffe auseinandersetzen. Sie überwachen die Systeme und die Daten der Kunden rund um die Uhr.
Lassen Sie uns in die Zukunft blicken. Wie können Digitalisierung und KI helfen, Personalmangel und Versorgungs-
engpässe zu beseitigen?
Ich versuche dies mit Beispielen zu beantworten. Wie kann ich das Gesundheitspersonal von 30 Prozent des Dokumentationsaufwandes durch Automatisierung erlösen? Beispielsweise durch die M*Modal-Sprachlösung von 3M. Sie bietet nicht nur Spracherkennung, sondern auch Sprachverständnis. Das heißt, der Arzt kann schneller und automatisiert dokumentieren. Es gibt das Beispiel Medisanté, ein Schweizer Software-Haus, das das Thema „Hospital at Home“ verfolgt. Medizinische Geräte werden beim Patienten zu Hause aufgestellt und deren Daten automatisiert gesammelt, bereitgestellt und dokumentiert. Für chronisch Kranke bringt dies enorme Vorteile, für das System auch.