Digitales Wissen für eine smarte Rehabilitation

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Norbert Peter

Digitale Technologien führen Pflege und Therapie in ein neues Zeitalter. Die ERASMUS+-Initiative DIRENE fördert die Ausbildung von TherapeutInnen und PflegerInnen bei der Anwendung digitaler Assistenzsysteme. Die FH St. Pölten spielt dabei eine zentrale Rolle.

„Voneinander lernen!“ Mit zwei Worten umschreibt die Projektkoordinatorin Anita Kidritsch, FH-Dozentin am Institut für Gesundheitswissenschaften an der FH St. Pölten eines der Leitmotive von DIRENE (Digital Rehabilitation in a New Era). Dabei handelt es sich um eine strategische Partnerschaft in der Förderschiene von ERASMUS+. Diese richtet sich an Hochschulen und soll EU-weit den Durchbruch von digitalen Assistenzsystemen in Medizin und Pflege beschleunigen.

Digitale Kompetenzen ausbauen

Selbsthilfe.
FH-Dozentin und ausgebildete Physiotherapeutin Anita Kidritsch koordiniert DIRENE an der FH St. Pölten. Der Erfolg digital gestützter Therapien ist so groß wie das Know-how des Personals, das die smarten Systeme anwendet.

Die WHO (2020) schätzt, dass im Jahr 2050 über 2 Milliarden Menschen ein oder mehrere medizinische Assistenzsysteme verwenden werden. Digitale Technologien sind dabei ein wesentlicher Lösungsansatz, jedoch mangelt es dafür oft an den nötigen Erfahrungen. Nur die wenigsten PflegerInnen und ÄrztInnen haben im Zuge ihrer Ausbildung und Praxis Gelegenheit, mit den teilweise völlig neuartigen digitalen Hilfsapparaten vertraut zu werden. Das übergeordnete Ziel des DIRENE-Projektes an der FH St. Pölten ist, in Zusammenarbeit mit Partnerhochschulen aus Finnland, Deutschland, Griechenland und den Balearen die digitalen Kenntnisse von LehrerInnen, Studierenden und TherapeutInnen im Bereich der Pflege und in der Rehabilitation auszubauen.

Digitale Hilfssysteme sollen helfen, die drohende Unterversorgung im Gesundheitsbereich zu verhindern. „Es gibt auch in Europa Gebiete mit fehlender therapeutischer Versorgung, weil sich die Spezialisten in den Großstädten ballen,“ verweist die Physiotherapeutin Kidritsch auf jüngste Entwicklungen. Sie beschreibt das Problem: Assistenzsysteme wie das Brain Computer Interface und intelligente Prothetik messen mithilfe einer Haube die Gehirnströme, um die Robotik zu kontrollieren. Die Patienten, die ihre Prothesen über verbliebene Nerven steuern, brauchen viel Personal und Zeit, um geschult zu werden. Selbst Industriestaaten haben zu wenig erfahrene Therapeuten, um den betroffenen Patienten die notwendige Unterstützung bei der Anwendung der smarten Prothesen anzubieten.

Befähigung zur Selbstbestimmung

Daraus ergeben sich für Anita Kidritsch zwei Fragen: „Welche Technologie ist geeignet für das jeweils individuelle Gesundheitsanliegen? Was muss gelernt und gelehrt werden, damit man diese Technologien anwenden kann?“ Die Beantwortung dieser Fragen soll durch DIRENE schrittweise erfolgen. Im ersten Schritt müsse man die Lehrenden an den Hochschulen und Fortbildungs-Anbieter ausbilden, damit diese im zweiten Schritt die Studierenden und Professionisten bilden. „Im dritten Schritt gilt es, die Klientinnen und Klienten zu erreichen. Sie sollen letztlich befähigt werden, eigenverantwortlich für ihre Gesundheit Lösungen zu finden,“ führt Kidritsch aus. Idealerweise handelt es sich beim Wissenstransfer nicht um Frontal-Vorträge, sondern um eine Interaktion zwischen Professionisten und Klienten als Lehrmodell für Studierende. In der Vermittlung digitaler Kompetenz wiederum stellt sich die Frage, ob medizinisches Personal eher klassische Vorträge hören will und dafür Fortbildungspunkte erhält, oder ob man ein Modell von Micro-Learning wählt, wo man sich selbstständig und individuell auch mobil und digital Bildung aneignet.

Von November bis Juni 2022 übernimmt Österreich in der internationalen Kooperation die Leitung der zweiten Phase von DIRENE. Als Grundlage dafür wurden zukünftige Trends analysiert und per Fragebögen die digitale Kompetenz des Gesundheitspersonals erhoben. Im nächsten Schritt werden die Anliegen der Lernenden und Erfahrungen der Lehrenden erfasst und in einem Handbuch niedergeschrieben. Mehr Information gibt es demnächst unter dem Schlagwort „Build.well.being“ auf der Internetseite der FH St. Pölten. Im Juni 2022 ist die Präsentation der Ergebnisse geplant.    //

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Weiterlesen

Ausschreibung: Journalistenpreis Evidenzbasierte Medizin in den Medien 2024

Das EbM-Netzwerk schreibt den Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ 2024 aus. Der mit 2.000 € dotier­te Preis würdigt journalistische Arbeiten, die in herausragender Weise die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin in Beiträgen zum Thema Medizin und Gesundheit umsetzen.