Steirischer Spitäler-Chef Stark skizziert Umbau ohne "großen Wurf"

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Autor: Scho

Schlagzeilen über steirische Spitäler hat es in den vergangenen Wochen einige gegeben – von abgewiesenen Patienten, mangelndem und überlasteten Personal und gesperrten Betten war die Rede. Gerhard Stark, Vorstand der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) mit ihren rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, kündigte im Steirischen Presseclub nun „permanente Kleinarbeit“ an den Strukturen an. „Den großen Wurf werden wir aber nicht schaffen“, sagt er zugleich.

Er will sich die KAGes als Ganzes nicht schlecht reden lassen, hänge vieles doch an den demografischen Entwicklungen, die auch andere große Unternehmen und Institutionen treffen. Die Bevölkerung in Österreich wächst, ebenso die Leistungen, die in Spitälern angeboten und erledigt werden. Gleichzeitig sinkt die Zahl an niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, weshalb Patienten immer öfter in die Ambulanzen der Spitäler kommen. Stark unterstrich diese Aussagen bei dem Medientermin mit Zahlen aus den Rechnungshofberichten vergangener Jahre: „Wir sehen: Es geht auseinander“, erklärte er die gezeigten Diagramme.

KAGes-Vorstand Gerhard Stark: „Die Leute in den Spitälern strampeln sich ab wie narrisch.“

Die Entwicklungen würden auch vor den KAGes-Spitälern nicht Halt machen. Die Zahl der Erstkontakte in den Ambulanzen steigen kontinuierlich. Gleichzeitig sei der altersdemografische Wandel auch bei der Ärzteschaft erkennbar. Ein Viertel bis ein Drittel aller Absolventen eines Medizinstudiums arbeiten nach ihrem Abschluss nicht patientennah, oft in Forschung oder Verwaltung, wo sie ebenfalls gebraucht würden, so Stark. Schon 2009 hätten Berechnungen gezeigt, dass es 2022 Probleme mit der Belegschaftsstruktur geben werde. Hinzu kam das neue Arbeitszeitgesetz, das 2015 noch tragbar war, als es mehr Ärzte gab, so der Vorstand. Die „Daumenschrauben“ seien dann mit einer neuen Ausbildungsordnung noch einmal angezogen worden, sie brachte noch mehr Spezialisierung. „Ich bitte, dafür aber nicht die Politik verantwortlich zu machen. Das waren wir Ärzte schon selbst“, meinte er durchaus selbstkritisch.

„Mehr Denkarbeit“ im System

Schon 2010 hätte der Bund bei der Ausbildung im Gesundheitsbereich die Zahl der Plätze wohl hochfahren müssen, so der Vorstand. „Die Frage ist auch, ob die Zahl der aktuellen Studienplätze die richtige ist“, sagte er diplomatisch, ohne konkret eine Aufstockung zu fordern. Wünsche an die Landespolitik habe er derzeit keine, doch er wünsche sich, dass „im System mehr Denkarbeit“ geleistet werde. Ein Pressegespräch, das vom Rektor der Medizinischen Universität Graz Hellmut Samonigg vergangene Woche angesetzt war, dann aber doch nicht wie geplant stattfand, dürfte für Stark wohl voreilig gewesen sein. „Es braucht manchmal den Ordnungsruf. Zuerst nachdenken, dann an die Öffentlichkeit gehen“, sei die Devise. Mit Samonigg habe er sich ausgesprochen: „Das Verhältnis ist nicht getrübt.“ Der Rektor habe lediglich seine Sicht geschildert, „die kann aber nicht unwiderlegt bleiben“, fügte Stark hinzu.

Samonigg hatte nämlich vergangene Woche dennoch medial bekannt gegeben, dass man am LKH-Universitätsklinikum Graz in Teilbereichen nicht mehr in der Lage sei, die eigenen Aufgaben zu erfüllen und man müsse Patientinnen und Patienten auch abweisen. Stark bestätigte am Montag immerhin, dass man priorisieren müsse: „Was ist dringlich, was nicht. Das muss und wird von der Medizin gelöst werden.“

Den Misstrauensantrag, den Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) im Sog von Samoniggs Aussagen am Dienstag bei der Landtagssitzung erwartet, verstehe Stark übrigens ganz und gar nicht, „weil hier wird eine Landesrätin für etwas zur Verantwortung gezogen, was mit Naturkonstanten (Stichwort demografischer Wandel, Anm.) zu tun hat, die sie nicht beeinflussen kann. Da müssten dann ja auch die ganzen Top-Manager der großen Unternehmen ausgetauscht werden.“

Stark betonte: „Wir haben kein absolutes Versagen.“ In manchen Bereichen werde mehr geleistet als je zuvor. „Die Leute in den Spitälern strampeln sich ab wie narrisch, um abzufangen, was nun mal da ist.“ Bestehende Strukturen müssen überprüft und es müsse zusammengeräumt werden, sagte der Vorstand. Erste Maßnahmen wie etwa die Neustrukturierung der Inneren Medizin in Bad Radkersburg zeigten seinen Zahlen zufolge erste Erfolge. Ähnlich positiv verlaufe das Ende November vorgestellte Konzept der „Flying Doctors“. In dieser Art soll es künftig auch weitergehen.

(APA, red.)

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