Unter dem Messer bei Vollmond - "Mondphasen-Chirurgie" zahlt sich nicht aus

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

„Auspendeln“, das Ausrichten des Lebens auf Mondphasen oder das Vermeiden von Entscheidungen am Freitag, dem 13. eines Monats, das ist bei manchen Menschen „angesagt“. Für den Erfolg einer Operation für ein künstliches Kniegelenk macht das alles keinen Unterschied aus, haben jetzt Innsbrucker Wissenschafter herausgefunden.

„Mondlicht-Chirurgie: Kein Einfluss von Mondphasen oder Freitag, dem 13. auf die Ergebnisse bei totalem künstlichen Kniegelenksersatz“, schrieben jetzt Paul Nardelli von der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie in Innsbruck und seine Co-Autoren in den „Archives of Orthopedic and Trauma Surgery“. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgte in Zusammenarbeit mit Schweizer und französischen Experten.

Künstlicher Kniegelenksersatz ist laut OECD-Daten (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit/Paris) am häufigsten in Ländern wie Deutschland, der Schweiz und Österreich. Da die hauptsächlichen Ursachen für derartige Eingriffe die Arthrosen durch Gelenksabnützung mit zunehmendem Alter sind, handelt es sich bei den zumeist sehr erfolgreichen chirurgischen Eingriffen zum überwiegenden Teil um „geplante Eingriffe“ nach jahrelanger Krankheit. Umso mehr kommen im Zweifelsfall zusätzliche Kriterien für die Auswahl des Operationszeitpunkts ins Treffen.

Sample aus 5.923 Knie-OPs

Die Mondphasen oder gar die Vermeidung eines Termins zum Freitag, dem 13. Tag eines Monats, sollte es laut den Wissenschaftern jedenfalls kein Kriterium sein. „Wir holten die Daten von allen Patienten aus dem Tiroler Archiv für Kniegelenksersatz heraus, die zwischen 2003 und 2019 operiert worden waren“, stellten die Wissenschafter in ihrer aktuellen Publikation fest. Es handelte sich um insgesamt 5.923 Patienten.

Die Einteilung für den Zeitpunkt der Eingriffe fand nach den vier Mondphasen – Neumond, zunehmender Mond, Vollmond, abnehmender Mond – statt. Hinzu kam noch eine Auswertung nach Freitag, dem 13. eines Monats. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 69 Jahre, 62 Prozent waren Frauen.

Egal, an welchem Tag operiert worden war, die Ergebnisse blieben in etwa gleich. Die Wissenschafter: „Es gab keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Operation ohne spätere Korrekturnotwendigkeit (Revision; Anm.) für die vier Mondphasen.“ Für eine statistische Signifikanz spricht ein sogenannter p-Wert, der kleiner als 0,05 sein sollte. In der Studie betrug er 0,479.

Omen-OP

Auch für den Vergleich von sonstigen Wochentagen und Freitag, dem 13., blieb die Auswertung ohne statistische Signifikanz: der p-Wert betrug 0,260 (signifikant: kleiner als 0,05). Die Wissenschafter: „Weder die Mondphasen am Tag des chirurgischen Eingriffs noch Freitag, der 13. Hatte einen Effekt auf das Überleben oder die Beurteilung (clinical score, Anm.) bei künstlichem Kniegelenksersatz.“

Die Ergebnisse dieser Studie sollten laut den Wissenschaftern jedenfalls Patienten für derartige Eingriffe dessen versichern, dass ein „schlechtes Omen“, Mondphasen oder ähnliches das objektiv feststellbare Ergebnis bei Operationen für ein künstliches Kniegelenk keinen nachweisbaren Einfluss hätten. Das sei auch unabhängig von der Schmerzproblematik vor dem Eingriff.

Die Fachpublikation finden Sie hier.

(APA/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Britische Pflegekräfte beginnen größten Streik ihrer Geschichte

Britische Pflegekräfte beginnen größten Streik ihrer Geschichte

Millionen Menschen warten auf Routineeingriffe, Notfälle dauernd deutlich länger als vorgesehen. Die Regierung will mit einem umstrittenen Gesetz das Streikrecht für mehrere Berufsgruppen massiv einschränken und damit eine Grundversorgung etwa bei Rettungsdiensten sicherstellen.

WHO warnt vor falscher Gelassenheit bei Affenpocken

WHO warnt vor falscher Gelassenheit bei Affenpocken

Die Zahl der dokumentierten Fälle ist weltweit zwar im Sinken. Die WHO warnt dennoch vor Mutationen. Denn vor allem in Afrika mangle es in vielen Regionen an Tests und Impfstoff.

Innsbrucker Team entwickelte sicheres Modell zur Vorhersage von resistenten Coronaviren

Innsbrucker Team entwickelte sicheres Modell zur Vorhersage von resistenten Coronaviren

Das Coronamedikament Paxlovid wird bisher erfolgreich zur Behandlung von HochrisikopatientInnen eingesetzt. ForscherInnen um Dorothee von Laer und ihrem Doktoranden Emmanuel Heilmann am Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck entwickelten am Beispiel von Paxlovid ein Modell, das unter sicheren Bedingungen die Prognose von Resistenzen gegen antivirale Medikamente erlaubt.