Wer pflegt uns im Alter?

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Autor: Scho

Dass sich in der Pflege radikal etwas ändern muss, hat die Corona-Pandemie eindrücklich ins Bewusstsein gerückt. Mittlerweile sind die Kameras aber aus. Was hat sich verändert? Wie sehen die Lösungen aus, um die Pflege in Kliniken, Reha-Einrichtungen, ambulanten Diensten sowie in den Alten- und Pflegeheimen besser zu gestalten? Wie kann es gelingen, Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt würdevoll zu versorgen? Fakt ist: Allein in der Altenpflege scheiden aufgrund des demografischen Wandels bis 2026 etwa 15.900 Fachkräfte aus, wie das aktuelle Fachkräftemonitoring des Bundesarbeitsministeriums zeigt. Insgesamt liege der Bedarf bei 77.200 Stellen.

Wer wird uns also im Alter pflegen? Worauf müssen sich Kassen, Kommunen und Angehörige einstellen? Und wie verlässlich ist die Pflegeversicherung, die der Gesundheitsminister gerade wieder mit einer Finanzspritze von 1 Milliarde Euro vor dem Bankrott rettet?

Auf dem 21. Europäischen Gesundheitskongress in München, dem Leitkongress für den Austausch zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz, stellen werden diese Fragen gestellt. Unter dem Motto: „Mehr wagen statt klagen – die unterschätzten Möglichkeiten im Gesundheitswesen“ erleben Sie rund 150 Referenten und Referentinnen, die zu den Vordenkern im Bereich der Gesundheitsversorgung gehören. Dabei spielt der Blick ins europäische Umland eine wichtige Rolle, denn die Probleme sind in unseren Nachbarländern verblüffend ähnlich. Freuen Sie sich auf folgende Sessions:

  • Erfolgreiche Leuchturm-Projekte in der Pflege gibt es bereits – nur wie bekommen wir sie in den „Roll-Out“, weg von den Einzelprojekten, hin zur Versorgungsrealität? Exemplarisch wurden dazu Vorkämpfer und Vorkämpferinnen eingeladen. Für den Modellansatz „Stambulant“ kämpft Kaspar Pfister, Chef der BeneVit-Holding, ein Modell, wo Pflegebedürftige sich im Bausteinsystem Leistungen zusammenstellen können: Wer kochen will, kann dort noch selber kochen. Oder Guido Pusch mit seinem „Pflegebauernhof“, der versicherte, dass sich bei ihm Pflegekräfte schon lange vor Eröffnung eines neuen Bauernhofs mit Begeisterung bewerben. Demenz: Freiheit vor Sicherheit! fordern Annette Arand oder Sonja Brandtner, Vorständinnen, wohlBEDACHT e.V., die in München-Allach „mit Demenz in der Großstadt leben“ umsetzen. Ein weiteres Leuchtturm-Modell kommt aus den Niederlanden: Quartierspflege á la „Buurtzorg“. Aus der ganzen Welt pilgern Interessenten, um mit dem Gründer Jos de Blok zu sprechen. Nur, wenn es alle begeistert, warum ist es bisher in Deutschland gescheitert?
  • Die Finanzierung der Pflege ist überhaupt nicht gelöst. Bisher beziehen jeden Monat fast viereinhalb Millionen Menschen in Deutschland Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung, 2030 werden es sechs Millionen sein. Gleichzeitig stehen schon in diesen Tagen hohe Kostensteigerungen an, so dass der Eigenanteil für die Pflegebedürftigen wachsen wird. Das führt dazu, dass Kommunen, die ursprünglich durch die Einführung der Pflegeversicherung entlastet wurden, immer häufiger die nicht mehr tragbaren Kosten für die Pflegebedürftigen übernehmen müssen. Fakt in Deutschland ist auch: Nur ein Bruchteil der Pflegeheime, ca. 695 von insgesamt ca. 15.380 Heimen, ist in öffentlicher Hand. Ohne freigemeinnützige und private Investoren könnte der Bedarf an Pflegeheimen gar nicht erfüllt werden. Besuchen Sie zu diesen komplexen und sehr kontrovers diskutierten Themen die Sessions: Privat oder öffentlich: Wer finanziert den wachsenden Bedarf in der Altenpflege? – hier mit den Chef der zweitgrößten Pflegeheimkette Deutschlands, Thomas Kupczik und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Und zur Pflegeversicherung in Deutschland: Weiter so oder über einen Neustart der Finanzierung nachdenken?
  • Zum Dauerbrenner Angehörigen-Pflege stellt Ihnen Dr. Cornelia Heintze vor, wie familiäre Versorgungsleistung in Dänemark professionalisiert und bezahlt wird, und wie auch das Burgenland (Österreich) diese Idee umsetzt.

Häusliche Pflege wird auf diesem Kongress ein vielfältiges Thema sein. Ebenso die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland, denn noch immer verlaufen die Anerkennungsverfahren schleppend, vor allem im Vergleich zu anderen Ländern.

Es gibt also viel zu tun, um die Strukturen der Pflege neu und nachhaltig zu reformieren, damit wir und die nachfolgenden Generationen uns darauf verlassen können.

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