Zähne aus dem Drucker

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Autor: Scho

Der an der Medizinischen Universität Innsbruck tätige Professor für zahnärztliche Prothetik, Sebastian Schwindling, sagt dem mittels 3D-Druck generierten keramischen Zahnersatz künftig eine wichtige Rolle voraus. Dieses Verfahren werde zwar der derzeit angewandten CNC-Frästechnik nicht vollends den Rang ablaufen, aber verstärkt und ergänzend zur Anwendung kommen. „Es gibt nämlich Vorteile, etwa den der geringeren Dicke der 3D-gedruckten Objekte“, sagte er gegenüber die APA.

Der nächste Sprung, der weg vom Fräsen und stärker hin zum 3D-Druck geht, stehe zweifellos bevor: „Der 3D-Druck im Kunststoffbereich ist schon in der Praxis in Anwendung, jetzt arbeiten wir am 3D-Druck mit Keramik“. Noch sei dieser zwar nur im Labor möglich, aber in Zukunft werde der 3D-Druck auch bei Patienten in der ganz normalen zahnärztlichen Praxis zum Einsatz kommen, prognostizierte Schwindling.

Sebastian Schwindling, Professor für zahnärztliche Prothetik an der Medizinischen Universität Innsbruck: „größere geometrische Freiheiten“ durch 3D-Drucker.

Zuvor gelte es aber ganz konkrete Herausforderungen zu lösen: „Themen wie die richtige Festigkeit oder die Optik sind mit weiteren wissenschaftlichen Studien zu klären.“ Auch stelle sich die Frage nach der Effizienz, die auch mit technischen Entwicklungen zusammenhänge: „Komplexere Objekte aus Keramik können im 3D-Druck Verfahren im Moment noch bis zu einer Woche benötigen.“

Es seien jedenfalls vor allem die „medizinischen Implikationen“, die stark für den 3D-Druck sprächen: „Wir können damit bei Keramik dünner und im Falle spitzer Winkel im Inneren der Zahnkronen sogar genauer arbeiten, zudem geht auch nicht so viel Material wie beim Fräsen verloren.“ Außerdem habe man „größere geometrische Freiheiten“ und könne auch „hohle Körper drucken“, so Schwindling.

„Ultraschallbad und Airbrush-Spritzpistole“

Derzeit werden Kronen oder Brücken jedenfalls vielfach und vorrangig „aus einem Materialblock herausgefräst“, weshalb „viel Material verschwendet wird“.“ Das sei vor allem beim Material Keramik ein Problem: „Keramik ist wertvoll und damit wird dem Gedanken der Nachhaltigkeit nicht ausreichend Rechnung getragen.“

Er habe sich zusammen mit anderen Wissenschaftern aus Köln und Heidelberg in einer vor kurzem erschienenen Studie einen weiteren wichtigen Aspekt angesehen: „Wir haben uns die Frage nach der richtigen Reinigung der Keramik-Objekte aus dem 3D-Drucker gestellt“, hielt Schwindling fest. So sei etwa der Reinigungsschritt zwischen dem 3D-Druck und dem Brennen des Zahnersatzes essenziell: „Bereits kleinste Schäden wirken sich negativ auf die Haltbarkeit aus.“ In der Studie sei schließlich festgestellt worden, dass „eine Kombination aus Ultraschallbad und Airbrush-Spritzpistole“ bei diesem Schritt am besten geeignet sei.

Die Fachpublikation finden Sie hier.

(APA/red.)

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