Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rechnet heuer mit 300 bis 500 Hitzetoten in Österreich, 2022 waren es 231. Angesichts dieser Prognosen und immer weiter fortschreitender Wetterextreme will Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) den Hitzeschutzplan anpassen lassen. Besonderes Augenmerk gilt dabei sozialen Aspekten und der Bewusstseinsbildung. „Extremwetterlagen werden nach wie vor unterschätzt“, betonte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter.
Die immer häufiger und länger werdenden Hitzewellen würden vor allem vulnerable Gruppen wie Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen belasten, sagte Rauch in einer Pressekonferenz am Urfahraner Jahrmarktgelände in Linz – an Hochsommertagen ein Hitzepol. Flankiert von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, dem oö. Umweltlandesrat Stefan Kaineder und der Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger (alle Grüne) sowie Hutter betonte der Minister vor allem den sozialen Aspekt des Klimawandels. Denn Menschen, die beengt wohnen und kein Geld für eine Klimaanlage, eine gute Dämmung oder ein Schwimmbad hätten, seien oft besonders betroffen.
Schaffung von Kühlungsräumen
„Es gibt fast kein Gebiet, das so gut beforscht ist“, hatte Hutter auch eine gute Nachricht, allerdings werde die Hitze nach wie vor unterschätzt. Es gelte jene, die es besonders treffe, zu schützen. Im Prinzip merke aber jeder die Auswirkungen: „Man wird seine optimale Leistung, egal ob auf der geistigen oder der körperlichen Seite nicht erreichen können, das ist unmöglich“, auch seelische und psychische Momente, etwa durch die fehlende Erholung in der Nacht, würden unterschätzt.
Rauch lässt daher nun den Hitzeschutzplan „abgleichen mit internationalen Erfahrungen, wo gibt es Best Practice Beispiele, was kann im Sinne eines Vorwarnsystems etabliert werden“, so der Minister, „die Änderungen sollen im Sommer 2024 bereits wirksam werden“. Als Beispiele für mögliche Maßnahmen nannte er die Schaffung von Kühlungsräumen „sowohl indoor als auch outdoor“, wo sich Menschen, deren Wohnungen zu heiß sind, erholen können. Es gehe auch darum, wie man Hitzewarnungen am besten publik macht, um Bewusstseinsbildung oder die Ausstattung von Spitälern und Pflegeheimen. Hutter appellierte zudem an alle Mediziner, proaktiv mit ihren Patienten zu sprechen. So sei etwa zu wenig bekannt, dass viele Medikamente bei Hitze anders dosiert werden müssten.
(APA/red.)