Bericht: Brexit verschärft Arzneimittelknappheit in Großbritannien

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Autor: Scho

Brexit-Folgen wie größerer bürokratischer Aufwand verschärfen einem Zeitungsbericht zufolge den Medikamentenmangel in Großbritannien. Die Arzneimittelknappheit sei „so schlimm wie nie zuvor“, zitierte die Zeitung „Independent“ mehrere Gesundheitsexperten. Eine Studie komme zu dem Schluss, dass der britische EU-Austritt ein wesentlicher Faktor für „schwerwiegende“ Lieferprobleme sei.

Der britische Gesundheitsdienst NHS sei gezwungen, überhöhte Preise für den Import mancher Mittel zu zahlen. Betroffen seien unter anderem lebenswichtige Antibiotika, Hormonersatztherapie und Medikamente gegen Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sowie Antidepressiva und Mittel gegen Bluthochdruck.

Trotz eines Handelsvertrags zwischen Großbritannien und der EU sind seit dem Brexit die Handelskosten auch für Medikamente wegen aufwendiger Zollerklärungen und anderer Vorschriften gestiegen. Einige britische Regulierungsprozesse für Arzneimittel sind seitdem in der EU nicht mehr gültig. Das erschwert die Zusammenarbeit. Wegen ihrer kurzen Haltbarkeit können Apotheker zudem keine größeren Vorräte von betroffenen Arzneimitteln anlegen.

102 Medikamente Mangelware

Die Gesundheit von Patienten sei wegen „sehr besorgniserregender“ wiederkehrender Engpässe gefährdet, sagte Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine dem „Independent“. Im September waren laut Arzneimittelherstellerverband BGMA insgesamt 102 Medikamente in Großbritannien als Mangelware eingestuft. Das waren doppelt so viele wie beim bisherigen Höchststand im Februar 2022.

Mark Dayan von der Denkfabrik Nuffield Institute räumte ein, dass Arzneimittelknappheit aufgrund Herstellungsproblemen in China und gestiegener Preise ein europaweites Problem sei. Doch der Brexit verschärfe die Lage in Großbritannien noch. „Das Vereinigte Königreich ist in der Lieferkette nicht mehr so vertreten wie früher“, sagte Dayan. Einige Firmen, die früher Vertriebszentren in Großbritannien hatten, hätten diese jetzt in EU-Länder wie Deutschland verlegt.

(APA/dpa/red.)

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