„Es gibt keinen vernünftigen Grund, Kinder und Jugendliche – und sich selbst – nicht gegen HPV impfen zu lassen,“ so Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. „Die HPV-Impfung ist erwiesen wirksam gegen HPV-assoziierte gynäkologische Krebserkrankungen, Analkrebs, Peniskrebs und Krebs im Mund- und Rachenraum. Trotzdem hat Österreich – acht Jahre nach Aufnahme der HPV-Impfung in das kostenfreie Kinderimpfprogramm – leider bei weitem noch nicht jene Durchimpfungsrate erreicht (Schätzungen gehen von 40% aus), wie sie etwa in Großbritannien, Portugal oder Australien schon der Fall ist.“ Gründe dafür ortet der Krebshilfe-Präsident in einer fehlender zielgruppengerechten Information über die Impfung.
Im August 2020 verabschiedete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Resolution, in der die Beseitigung von Gebärmutterhalskrebs gefordert und eine Strategie zur Umsetzung verabschiedet wurde. 194 Länder, darunter auch Österreich, haben sich den Zielen für 2030 angeschlossen – darunter auch die Erreichung einer 90%igen HPV-Durchimpfungsrate.
Die Österreichische Krebshilfe begrüßt, dass die Nachholimpfungen („Catch-Up-Programm“) mit 1.1.2022 bis zum vollendeten 18. Lebensjahr erweitert wurden und dass die HPV-Impfung nun auch (für die Dauer der Pandemie) von allen selbständig berufsberechtigten Ärzt:innen durchgeführt werden kann. „Wir freuen uns, dass zwei wesentliche Forderungen erfüllt wurden, mahnen jedoch die Information der Bevölkerung ein, damit Eltern und Jugendliche auch wissen, dass die Impfung außerhalb des kostenfreien Kinderimpfprogrammes zum vergünstigten Selbstkostenpreis und zusätzlich bei niedergelassenen Ärzt:innen möglich ist,“ so Sevelda.
Impfpflicht mit der Möglichkeit zum „opt-out“
Die Österreichische Krebshilfe und die Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie verabschiedeten 2020 ein „6-Punkte-Programm“, das unter anderem auch die Einführung einer „opt-out“ Möglichkeit beinhaltet: Eltern, die ihr Kind nach Information und Aufklärung über die Impfung trotzdem nicht impfen lassen wollen, sollen gegen die Impfung schriftlich widersprechen müssen/können.
Durch die COVID-19-Pandemie wurde der elektronische Impfpass zwar rasch eingeführt, jedoch fehlt (noch) die gesetzliche Verpflichtung, dass neben der COVID-19-Impfung und Influenza-Impfung auch andere wie die HPV-Impfung erfasst werden müssen. „Die technische Möglichkeit zur Eintragung der HPV-Impfung in den elektronischen Impfpass besteht bereits. Die Gesundheitspolitik ist gefordert, durch eine rasche österreichweite Ausrollung des elektronischen Impfpasses, eine Statistik über die Teilnahmeraten im Kinderimpfprogramm zu erheben und daraus laufend adäquate Konsequenzen abzuleiten“, fordert Sevelda.
Die Österreichische Krebshilfe hat die Broschüre „HPV-Impfung gegen Krebs“ neu aufgelegt. „Wir bedanken uns herzlich, dass es wieder gelungen ist, einen nationalen Schulterschluss zu erzielen“, so Sevelda. Die Broschüre wurde in Kooperation mit dem Nationalen Impfgremium, dem Bundesministerium für Gesundheit, der Österreichischen Ärztekammer, der Österreichischen Apothekerkammer, Childhood Cancer International Europe und den medizinischen Fachgesellschaften für gynäkologische Onkologie, Vakzinologie, Kinderheilkunde, HNO, Onkologische Gynäkologie, Urologie, Hämatologie & Medizinische Onkologie sowie von der Initiative gegen Unterleibskrebs „Petrol Ribbon“ erstellt. Die Broschüre ist kostenfrei erhältlich unter service@krebshilfe.net sowie als Download unter www.krebshilfe.net/services/broschueren.
„Wir haben in Österreich eines der besten HPV-Schulimpfprogramme der Welt, in dem sowohl Mädchen als auch Buben die kostenlose HPV-Impfung erhalten können. Es braucht eine breite Informationsoffensive und einen nationalen Schulterschluss, in dem alle gefordert sind, ihrer gesundheitspolitischen Verantwortung nachzukommen. Damit wir in einigen Jahren eine ähnliche Situation wie in Australien haben, wo Gebärmutterhalskrebs bei Geimpften praktisch ausgerottet werden kann und der nächsten Generation viel Leid erspart wird,“ so Sevelda.