Die digitale Gesundheitskompetenz älterer Menschen stärken – Erkenntnisse aus meiner Bachelorarbeit

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Kerstin Hirsch
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Digitalisierung ist omnipräsent und ist von unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. In dieser zunehmend digitalisierten Welt wird daher die Fähigkeit, digitale Technologien zur Nutzung der Förderung von Gesundheit, immer wichtiger. Dies gilt auch für ältere Menschen, die oftmals vor besonderen Herausforderungen stehen, digitale Gesundheitsinformationen sicher und effektiv zu nutzen. Dieser Artikel beschäftigt sich daher mit der digitalen Gesundheitskompetenz älterer Menschen und wie diese gestärkt werden kann. Es handelt sich dabei um Erkenntnisse aus meiner Bachelorarbeit (Kerstin Hirsch, IMC Krems), wo diese Problemstellung im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Betrachtung stand.

Als Absolventin des Bachelorstudiengangs „Betriebswirtschaft für das Gesundheitswesen“ und als Administrative Operation Manager bei MP2 IT-Solutions, wo ich auch im Competence Center Digital Healthcare by MP2 IT-Solutions tätig bin, ist es mir ein besonderes Anliegen, die wichtigsten Erkenntnisse meiner Bachelorarbeit zum Thema „Digitale Gesundheitskompetenz älterer Menschen“ zu teilen.

Die digitalen Gesundheitskompetenz beschreibt die Fähigkeit, digitale Technologien zur Erlangung und Anwendung von Gesundheitsinformationen zu nutzen. Besonders ältere Menschen sind zumeist mit digitalen Medien weniger vertraut, was zu einer digitalen Kluft – auch bekannt als „Digital Divide“ oder „Grey Digital Divide“, führt. Aus dieser Problemstellung entstand die zentrale Frage meiner Arbeit: „Welche Maßnahmen können dazu beitragen, die digitale Gesundheitskompetenz älterer Menschen zu stärken?“

Anhand eines Rapid Reviews konnten sechs internationale Studien, die im Zeitraum von 2018 bis 2023 veröffentlicht wurden, analysiert werden. Die daraus gewonnen drei zentralen Ansätze für die Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz älterer Menschen waren folgende:

Theoriebasierte Schulungen: Diese Schulungen basieren auf bewährten Modellen wie dem IMB-Modell (Information-Motivation-Behavioral Skills) und nutzen kollaborative Lernansätze. Sie zeigen deutliche Verbesserungen in der Fähigkeit, Gesundheitsinformationen im Internet zu finden und zu bewerten.

Mentoring-Programme: Studien zeigen, dass ältere Menschen am effektivsten durch den direkten Austausch lernen. Mentoring-Programme, bei denen ältere Menschen von geschulten Mentor:innen oder Student:innen begleitet werden, haben sich als besonders lehrreich bewiesen.

Pilot-Projekte: In Pilot-Projekten werden innovative Ansätze wie E-Health-Tutorials getestet. Ein Beispiel ist das Access-Gesundheitsprogramm, das speziell für ältere Menschen entwickelt wurde und eine signifikante Steigerung der digitalen Gesundheitskompetenz bewirken konnte.

Erkenntnisse und Einflussfaktoren

Die Effektivität der Maßnahmen wurde möglicherweise von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Auffällig war, dass alle Teilnehmer:innen ein hohes Bildungsniveau aufwiesen. Bereits die Literatur zeigt, dass es unterschiedliche Internetnutzungsmuster abhängig vom Bildungsstatus gibt. Menschen mit höherer Bildung sind meist offener für digitale Gesundheitslösungen und haben ein besseres Verständnis dafür.

Kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse könnten die Forschungsergebnisse beeinflusst haben, da die Hälfte der zu diesem Thema durchgeführten Studien aus Südkorea stammt. Es ist zu erwähnen, dass das Land mit gesundheitlichen Herausforderungen wie erhöhten Armutsrisiken und einer Zunahme von Selbstmorden zu kämpfen hat und somit die Relevanz digitaler Gesundheitslösungen erkannt hat.

Soziale Unterstützung und das Gefühl der Verbundenheit spielen eine wesentliche Rolle bei der Wissensvermittlung. Die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, kann die Motivation zur Teilnahme an Schulungen und Programmen steigern. Ein weiterer Zusammenhang zeigte sich zwischen finanzieller Investition und Zufriedenheit: Menschen, die bereit waren, für das Programm zu zahlen, waren tendenziell zufriedener, möglicherweise weil das Vertrauen in die Qualität und Wirksamkeit steigt.

Es ist daher entscheidend, dass wir als Gesellschaft sicherstellen, dass niemand – insbesondere nicht unsere älteren Mitbürger:innen – in unserer zunehmend digitalisierten Welt zurückgelassen wird. Daher ist es von großer Bedeutung, Maßnahmen und Initiativen zu setzen und die Digitalisierungskompetenz älterer Menschen zu stärken, insbesondere auch hinsichtlich der digitalen Gesundheitskompetenz.

Usability wie auch digitale Barrierefreiheit sind hierfür zentrale Faktoren, die gerade in der Digitalisierung eine bedeutende Rolle spielen. Bei MP2 IT-Solutions und insbesondere in unserem Competence Center Digital Healthcare legen wir besonderen Wert auf Accessibility und Usability bei der Entwicklung digitaler Tools. Als Mitglied im Verband Österreichischer Software Innovationen (VÖSI) arbeiten wir unternehmens- und fachübergreifend in einer Special Interest Group zum Thema „Accessibility in ICT“ zusammen, um die digitale Barrierefreiheit in der Software- und App-Entwicklung laufend zu verbessern. Und aus unserer Web- & App-Agentur von MP2 IT-Solutions gibt es hier drei praxisbezogene Tipps für eine verbesserte Web Accessibility:

  1. WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool): Dieses kostenfreie Online-Tool von WebAIM ermöglicht es, Websites auf ihre Barrierefreiheit zu überprüfen. Nach Eingabe der URL wird die Website auf mögliche Barrieren gescannt und ein detaillierter Bericht erstellt.
  2. axe Web Accessibility Testing: Dieses Open-Source-Tool ist als Browser-Erweiterung für Chrome und Firefox verfügbar und ermöglicht es Web- & App-Entwickler, Websites direkt im Entwicklungsprozess auf Accessibility zu testen. Die Erweiterung identifiziert Barrierefreiheitsprobleme und bietet klare Hinweise zur Fehlerbehebung.
  3. Pa11y: Ein weiteres Open-Source-Tool für die Barrierefreiheitsprüfung von Webseiten. Es kann sowohl über die Befehlszeile als auch über die Benutzeroberfläche verwendet werden und in die Entwicklungs- oder CI/CD-Pipeline integriert werden, um automatische Tests auf Barrierefreiheit durchzuführen. Pa11y bietet verschiedene Ausgabemöglichkeiten, einschließlich Textberichten und HTML-Berichten.

Digitale Barrierefreiheit ist ein zentraler Aspekt bei der Berücksichtigung der digitalen Gesundheitskompetenz für ältere Menschen. Weitere Infos dazu finden Sie hier: Web Accessibility für ein barrierefreies Internet – MP2 IT-Solutions

Kerstin Hirsch, BA
Administrative Operation Manager bei MP2 IT-Solutions
Absolventin des Studiengangs Betriebswirtschaft für das Gesundheitswesen am IMC Krems
Studentin des Masterstudiengangs Health Care Informatics an der FH Wiener Neustadt

Kerstin Hirsch hat sich in ihrer Bachelorarbeit intensiv mit der digitalen Gesundheitskompetenz älterer Menschen auseinandergesetzt und dabei zentrale Erkenntnisse zur Verbesserung dieser Fähigkeiten gewonnen. Sie ist im Verwaltungs- und Managementbereich eines IT-Unternehmens im Gesundheitswesen tätig, wo sie gemeinsam mit der Betriebs- und Unternehmensführung an strategischen und operativen Themenstellungen arbeitet und bei unterschiedlichen Digital Healthcare Projekten mitwirkt.

Kontakt:

E-Mail: kerstin.hirsch@mp2.at
Website: www.mp2.at

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