Corona - Diabetesmedikament verhindert Long Covid-Syndrom

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Autor: Scho

Die Einnahme des seit Jahrzehnten bei vielen Typ-2-Diabetikern eingesetzten Blutzuckersenkers Metformin verhindert offenbar die Entwicklung eines Long Covid-Syndroms zu rund 40 Prozent. Das hat eine US-Studie ergeben, die am Freitag in „Lancet Infectious Diseases“ publiziert worden ist. Das Wurmmittel Ivermectin oder das Antidepressivum Fluvoxamin hatten hingegen keinen Effekt.

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie wurde immer wieder untersucht, ob mit in der Medizin seit langem bewährten Arzneimitteln auch ein positiver Effekt gegen die durch SARS-CoV-2 hervorgerufene Erkrankung erzielt werden könnte. Reine Laboruntersuchungen an Zellen hatten zunächst eventuell für eine mögliche Wirkung von Metformin, Ivermectin und dem Serotonin-Reuptake-Hemmer Fluvoxamin gesprochen. Das Wurmmittel hatte sich schnell als unwirksam und in hohen Dosierungen als toxisch herausgestellt, auch mit Fluvoxamin war kein Effekt zu erzielen. Das Antidiabetikum Metformin hatte ebenso keine Wirksamkeit in der Behandlung akuter Covid-19-Erkrankungen, speziell in der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe.

Die Wissenschafter um Carolyn Bramante von der Medizinischen Universität des US-Bundesstaates Minnesota hatten zwischen Dezember 2020 und Jänner 2022 insgesamt 1.126 Covid-19-Patienten in ihre Studie aufgenommen. Sie waren über 30 Jahre alt, hatten noch nicht in ein Spital gebracht werden müssen, waren übergewichtig oder adipös und hatten ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Die Erkrankten erhielten binnen drei Tagen nach Covid-19-Diagnose auf Zufallsbasis und „verblindet“ (niemand wusste, wer, welche Medikation erhielt; Anm.) entweder Metformin und Ivermectin, Metformin plus das Antidepressivum, ausschließlich zweimal ein Placebo oder jeweils eines der Medikamente und ein Placebo.

Deutliche Wirkung von Metformin in der Langzeitbeobachtung

Bereits im August vergangenen Jahres hatten die Wissenschafter im New England Journal of Medicine die Unwirksamkeit aller drei verwendeten Medikamente in der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe bzw. Todesfälle durch eine akute Covid-19-Erkrankung belegt. Doch in der Langzeitbeobachtung (bis 300 Tage) zeigte sich schließlich eine deutliche Wirkung von Metformin auf die Häufigkeit des Auftretens des Long Covid-Syndroms bei zwei Wochen langer Einnahme. Nach zehn Monaten klagten 6,3 Prozent der mit dem Antidiabetikum Behandelten über Long Covid-Symptome und hatten eine solche Diagnose erhalten. In der Placebo-Gruppe waren es 10,4 Prozent. Das bedeutete eine Verringerung um 40 Prozent.

„Long Covid ist ein bedeutsames Problem der öffentlichen Gesundheit. Es kann lang anhaltende negative Konsequenzen für die physische und die psychische Gesundheit sowie auch wirtschaftliche Konsequenzen haben und betroffene Personengruppen marginalisieren. Unsere Studie zeigt, dass Metformin, ein sicheres, preisgünstiges und breit verfügbares Medikament, das Risiko für eine Long Covid-Diagnose stark reduziert, wenn es im Falle einer Coronavirus-Infektion eingenommen wird“, stellte Carolyn Bramante zu den Resultaten fest.

Metformin ist ein sogenanntes Biguanid. Es hemmt die Glukose-Produktion in der Leber, verhindert die Wiederaufnahme von Glukose aus dem Darm und reduziert eine Insulin-Resistenz. Das alles senkt den Blutzuckerspiegel bei Typ-2-Diabetikern. Das seit Jahrzehnten eingesetzt Medikament zeichnet sich auch durch eine gute Verträglichkeit aus und hilft bei der Gewichtsreduktion. Typ-2-Zuckerkranke sind oft übergewichtig oder adipös. Auch die modernsten oralen Antidiabetika werden zumeist in Kombination mit Metformin verwendet.

Die Studie finden Sie hier.

(APA/red.)

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