Experten raten zu HPV-Impfung im Pubertätsalter

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Autor: Scho

Eine neue Kampagne für die kostenlose HPV-Impfung gegen mehrere Krebsarten zielt laut Slogan auf die Pubertät als „das beste Alter“ für die Immunisierung ab. Der teure Impfstoff ist in Österreich seit Februar vom vollendeten neunten bis zum vollendeten 21. Lebensjahr gratis erhältlich. „Knapp 80.000 Impfdosen wurden in diesem Zeitraum verabreicht“ – fast doppelt so viel wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres, berichtete Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

Bei den Zahlen besteht laut Rauch aber noch Luft nach oben. „Dort wo wir nicht gut sind, ist die Durchimpfungsrate“, betonte auch der Mediziner Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Diese wird auf 40 bis 50 Prozent in der Altersgruppe für die kostenlose HPV-Impfung geschätzt. In den Altersgruppen darüber hinaus gebe es wenig Daten, es sei daher das Ziel, dass die HPV-Impfung im E-Impfpass dokumentiert werden muss. Österreich habe sich bei der Weltgesundheitsorganisation WHO dazu verpflichtet, bis 2030 bei Mädchen bis 15 Jahren eine HPV-Durchimpfungsrate von 90 Prozent zu erzielen, sagte Sevelda.

Etwa 80 Prozent aller Männer und Frauen infizieren sich im Lauf ihres Lebens durch Hautkontakt mit HPV, erläuterte Rauch. Die Infektion selbst verläuft unbemerkt, kann jedoch Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten wie Anal- und Peniskrebs oder Mund-Rachen-Krebs auslösen. Über diese potenziell tödlichen Tumore hinaus verursachen bestimmte HPV-Typen auch lästige Genitalwarzen. Diese Krankheiten kann die HPV-Impfung zu 95 Prozent verhindern, versicherte Sevelda. HPV verursache 6.000 Eingriffe jährlich in Österreich, inklusive Feigwarzen und Konisationen.

Angst oder Unwissenheit als Hindernis

Die Kampagne zielt laut Rauch einerseits auf Erziehungsberechtigte ab. Es solle verhindert werden, dass den Kindern die Impfung aus Angst oder Unwissenheit vorenthalten wird. Außerdem sollen sich speziell auch Jugendliche ab 14 Jahren direkt angesprochen fühlen, die ab neun Jahren gratis angebotene Impfung nachzuholen. Ab 14 Jahren darf man sich in Österreich eigenverantwortlich – also auch ohne Einverständnis der Eltern – für eine Impfung entscheiden, betonte Rauch.

Mit der neuen Kampagne wird in den nächsten Wochen eine Million Euro in Information und Aufklärung investiert, das „ist notwendig“, betonte der Gesundheitsminister. Die Sujets würden im öffentlichen Raum und in Sozialen Medien stark sichtbar sein und teils auch in Schulen. „Es wird nicht mit einer Kampagne getan sein“, sagte Sevelda. Er verwies auf die hohe Durchimpfungsrate bei der Zecken-Impfung (FSME) in Österreich, wo es zahlreiche Kampagnen gegeben habe. Es brauche einen Schulterschluss in der Gesellschaft, dass allen bewusst ist, wie wichtig die HPV-Impfung ist „und wie sehr wir damit schützen können, dass unsere Kinder nicht an diesen Erkrankungen leiden müssen“.

„Es ist wichtig, dass es diese Aufklärung geben wird“, sagte die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, Rihab Toumi, bei der Pressekonferenz. Nur wer Informationen habe, „kann entscheiden, ob er die Impfung in Anspruch nimmt“. Die Sozialistische Jugend (SJ) forderte indes in einer Aussendung die Ausweitung der Altersgrenze für die kostenlose HPV-Impfung „für alle unter 30“.

Weitere Informationen finden Sie hier.

(APA/red.)

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