Grazer Mikrobiom-Studie belegt: Du bist, was du isst

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Einem Forscherteam aus Graz ist es gelungen, erstmals einen Zusammenhang zwischen Obst- und Gemüseverzehr und dem Mikrobiom im Darm nachzuweisen. Wisnu Adi Wicaksono, Gabriele Berg und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz fanden in einer Metastudie heraus, dass das Essen von Obst und Gemüse positiv zur Bakteriendiversität im menschlichen Darm beiträgt.

Das menschliche Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Darm besiedeln, wird zum Großteil über das mütterliche Mikrobiom auf Babys übertragen sowie mit der Muttermilch weitergegeben. Weitere Quellen konnte die Wissenschaft bisher aber nicht aufdecken, so die TU in ihrer Aussendung. Dem Team rund um Wicaksono und Berg gelang dies nun aber. Sie untersuchten die bakterielle Vielfalt im Darm – speziell die pflanzlichen Mikroorganismen – und fanden heraus, dass Obst und Gemüse zum menschlichen Mikrobiom beitragen. Die Ergebnisse ihrer Metastudie wurden im Journal Gut Microbes publiziert.

Gabriele Berg (l.) & Wisnu Adi Wicaksono (r.) vor allem die frühe Kindheit ist ein Zeitfenster für die Besiedlung des Darms mit pflanzenassoziierten Bakterien.

Konkret konnten die Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass die Häufigkeit des Obst- und Gemüseverzehrs und die Vielfalt der verzehrten Pflanzen die Menge der obst- und gemüse-assoziierten Bakterien im menschlichen Darm beeinflusst. Insbesondere die frühe Kindheit stelle ein Zeitfenster für die Besiedlung mit pflanzenassoziierten Bakterien dar. Die Mikroorganismen pflanzlichen Ursprungs verfügen über probiotische und gesundheitsfördernde Eigenschaften, die ebenfalls aufgezeigt wurden.

Diversität an Darmbakterien

„Der Nachweis, dass Mikroorganismen von Früchten und Gemüse den menschlichen Darm besiedeln können, ist jetzt erstmalig gelungen“, erklärte Erstautor Wicaksono. Damit liege die Vermutung nahe, dass Obst und Gemüse besonders im Babyalter einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems in den ersten rund drei Lebensjahren hat, da sich in dieser Zeit das Darmmikrobiom entwickelt. Aber auch danach sei eine gute Diversität an Darmbakterien förderlich für Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. „Es beeinflusst einfach alles. Diversität beeinflusst die Widerstandsfähigkeit des ganzen Organismus. Höhere Diversität vermittelt mehr Resilienz“, sagte Institutsleiterin Berg.

Für die Metastudie hat das Team aus Graz einen Katalog mit Mikrobiomdaten aus Früchten und Gemüse erstellt, um so deren Bakterien zuordnen zu können. Diese glichen sie mit öffentlich verfügbaren Daten aus zwei Studien zur Darmflora ab. Das Projekt TEDDY betrachtete anhand einer Langzeitstudie die Entwicklung bei Babys und das American Gut Project studierte die Darmflora von Erwachsenen – beide Projekte erhoben dafür auch die Daten zur Nahrungsaufnahme der Probanden. Insgesamt standen den Forschenden dadurch Metagenom-Daten aus rund 2.500 Stuhlproben zur Verfügung, jede davon enthielt zwischen ein und zehn Millionen Sequenzen – ausgewertet wurden also mehrere Milliarden Sequenzen. Anhand dieses umfangreichen Datensatzes ließ sich das Vorhandensein der Obst- und Gemüse-Mikroflora im Darm nachweisen. Dieser Nachweis sei laut TU ein entscheidender Baustein für den Beweis des „One Health“-Konzeptes der WHO, das die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verknüpft.

Berg arbeitet nun auch am von der EU geförderten Projekt HEDIMED, um den entdeckten Zusammenhang weiter zu erforschen. Gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen sollen bei einer Interventionsstudie Menschen auf drei Kontinenten für einen gewissen Zeitraum das Gleiche essen und danach deren Ausscheidungen analysiert werden.

Die Fachpublikation finden Sie hier.

(APA/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren: