Ältere und kranke Menschen in Städten sind durch häufiger werdende Hitzewellen besonders belastet und gefährdet. Durch Ausweichen auf mittlere Höhen könnte man sie schützen, erklärte der Innsbrucker Sportwissenschafter Martin Burtscher in einem Kommentar im Fachjournal „The Lancet“. Er verweist auf frühere Studien, wonach in den Alpen in Seehöhen zwischen 1000 und 2500 Meter die Sterblichkeitsrate geringer ist, was wahrscheinlich auch an niedrigeren Temperaturen liege.
Der Experte für Höhenmedizin, Leistungsphysiologie und Stoffwechsel bezieht sich in seinem Kommentar auf eine Anfang des Jahres in „The Lancet“ veröffentlichte Studie über die Auswirkung grüner Infrastruktur in Städten. Spanische Forscher wiesen darin nach, dass Wärmeinseln in Städten zu einer höheren Sterblichkeitsrate führen. Dieser Effekt könne aber durch verstärkte Begrünung mit Bäumen eingedämmt werden. Demnach würde die Erhöhung der von Bäumen bedeckten Fläche einer Stadt auf 30 Prozent die Temperatur in der Siedlung im Durchschnitt um 0,4 Grad Celsius senken, was die Zahl vorzeitiger Todesfälle um 1,8 Prozent reduzieren würde.
„Dieser Effekt stimmt erstaunlich gut mit der Verringerung der Sterblichkeit durch das Leben in gemäßigten Höhen überein, wie aus den Alpen berichtet wird, wo die Umgebungstemperatur pro 1000 Meter Höhenunterschied um etwa 6,5 Grad Celsius sinkt“, schreibt Burtscher. Interessant sei, dass die in früheren Studien beobachtete Verringerung der Sterblichkeit mit zunehmender Höhenlage „ziemlich genau jener entspricht, die durch kühlere Sommertemperaturen in Städten zu erwarten wäre“.
Höhe bringt geringere Belastungen
Konkret verweist Burtscher auf eine schon etwas ältere Untersuchung von Schweizer Kollegen, wonach in der Schweiz pro 1000 Meter Höhe (bis zu Höhenlagen von etwa 2000 Meter) eine 22-prozentige Reduktion der Sterblichkeit durch koronare Herzkrankheit einhergeht. Der Sportwissenschafter selbst hat mit Kollegen vor zwei Jahren gezeigt, dass in Österreich auf Höhen zwischen 1000 und 2500 Meter die allgemeine Sterblichkeitsrate im Vergleich zu Gegenden unter 250 Meter Seehöhe um ungefähr 20 Prozent geringer ist. Dies liege neben den niedrigeren Temperaturen wahrscheinlich auch an günstigen Effekten wie eine geringere Belastung durch Allergene und Staub.
Städte zu begrünen, sei eine langfristig gute Strategie, um den gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen entgegenzutreten, betonte Burtscher in einer Aussendung der Uni Innsbruck. „Kurzfristig könnte aber gerade in Österreich ein Ausweichen auf mittlere Höhen hilfreich sein, um gefährdete Menschen während Hitzewellen zu schützen.“
Die Fachpublikation im Magazin „Lancet“ finden Sie hier.
Die Fachpublikation zur Stadtbegrünung finden Sie hier.
Die Studie zur geringeren Sterblichkeitsrate in Höhenlagen finden Sie hier.
(APA/red.)