KI erkennt Schlafverhaltensstörung

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Autor: Scho

Menschen mit einer Schlafverhaltensstörung können Träume unbewusst körperlich ausleben und mit heftigen Bewegungen sich selbst oder den Bettnachbarn verletzen. Die „Isolated REM Sleep Behaviour Disorder“ (iRBD) genannte Krankheit gilt auch als Vorbote für Erkrankungen des Nervensystems. Österreichische Forscher haben nun ein zuverlässiges Diagnoseinstrument dafür entwickelt, das auf Künstlicher Intelligenz basiert, teilte der Wissenschaftsfonds FWF mit.

Bei iRBD wird die Muskulatur während der REM-Schlafphase nicht wie bei Gesunden gehemmt. „Bei iRBD-Patientinnen und -Patienten sehen wir viele schnelle Zuckungen in den Beinen und Armen. Außerdem führen sie Bewegungsabläufe aus, bei denen man den Eindruck hat, sie agieren ihre Träume im Liegen aus“, so Birgit Högl, Leiterin der Abteilung für Schlafmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck. Das führt dazu, dass „manchmal ihre Bettpartner eine aufgeplatzte Lippe oder ein blaues Auge davontragen“. Sie können sich auch selbst verletzen, wenn sie etwa aus dem Bett fallen.

Die Neurologin geht davon aus, dass eine von hundert Personen an iRBD erkrankt – Männer und Frauen, vorwiegend Ältere. Die genaue Zahl sei aber schwer abzuschätzen, weil viele Betroffene von ihrer Krankheit nichts wissen. Verdachtsfälle müssen derzeit noch lange auf eine Untersuchung warten, weil solche Schlafstörungen nur personal- und zeitaufwendig an Schlafzentren zuverlässig diagnostiziert werden können.

Spielkonsole und KI

In einem vom FWF geförderten Projekt entwickelte Högl mit ihrem Team und Experten vom Austrian Institute of Technology (AIT) ein Diagnoseinstrument, das eine spezielle Kamera, die auch in Spielkonsolen verwendet wird, mit Künstlicher Intelligenz (KI) kombiniert, um iRBD-spezifische Bewegungen zu erkennen. Den Forschern zufolge ist die Methode, die sie im Fachblatt „European Journal of Neurology“ vorgestellt haben, so genau, dass sie in der Klinik einsetzbar ist.

In einem EU-Projekt wollen die Wissenschafter das System nun so verbessern, dass es zuordnen kann, welche der Bewegungsdaten aus den REM-Schlafphasen stammen. Zudem soll es kleiner und damit mobil werden, um als „automatisiertes Schlaflabor für zu Hause“ bei bevölkerungsweiten Vorsorgeuntersuchungen genutzt werden zu können.

Weil iRBD einer der sensitivsten und spezifischsten Marker für den Untergang von Nervenzellen ist, sei eine frühzeitige Diagnose wichtig, betonen die Forscher. „90 Prozent der Patientinnen und Patienten mit iRBD entwickeln eine neurodegenerative Erkrankung wie Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz oder Multisystematrophie“, so Högl. Erkenne man die Krankheit frühzeitig, könnten nicht nur die Symptome einer iRBD medikamentös gelindert, sondern auch die neurodegenerativen Prozesse mit neuentwickelten Medikamenten verlangsamt werden.

Die Fachpublikation finden Sie hier.

(APA/red.)

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