Kinder- und Jugendpsychiatrie | Ausbildungsstart für neues Therapiekonzept

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Die Interaktion zwischen Eltern und Kind und die sich daraus entwickelnde Bindungsqualität ist bei fast allen Familien Thema, die an der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall und Innsbruck betreut werden. Die Methode wurde entwickelt, um Familien in ihren Alltagssituationen zu Hause zu unterstützen und eine sichere Bindungsentwicklung zwischen Eltern und Kind zu fördern und wird bereits in Ländern wie den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und Dänemark eingesetzt.

Die ExpertInnen der tirol kliniken holen die Methode „VIPP-SD“ (Video-feedback intervention to promote positive parenting and sensitive disciplin) jetzt auch nach Tirol: „In den Niederlanden wird diese Methode schon standardmäßig angewendet, vor allem in der Arbeit mit Pflege- und Adoptivfamilien. Wir setzen die Methode jetzt erstmals für den deutschen Sprachraum um“, erläutert Kathrin Sevecke, Leiterin und Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall und Innsbruck.

Dass neue Ansätze und Methoden besonders jetzt gefragt sind, zeigt sich auch Gesundheitslandesrätin Annette Leja überzeugt: „Gerade der präventive Aspekt ist hier sehr wichtig – langfristig soll hier ein zusätzliches Angebot für Familien, und somit für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geschaffen werden. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall und Innsbruck, unter der Leitung von Frau Sevecke leistet hier Pionierarbeit und etabliert diese Methode erstmalig im deutschsprachigen Raum, dafür möchte ich mich herzlich bedanken.“

Videobasiertes Feedback

Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich ein sehr persönliches Begleitkonzept für Familien: Nach einem ausführlichen Vorgespräch werden Familien in mehreren Hausbesuchen in alltäglichen Situationen gefilmt. Der/die persönliche ExpertIn gibt dann mit etwas zeitlichem Abstand im direkten Gespräch Feedback dazu. Im Fokus steht dabei die positive Bestärkung der Eltern. „Es geht vorrangig um die Förderung feinfühliger Momente zwischen Kind und Eltern“, beschreibt, Ann-Christin Jahnke-Majorkovits, die als erste Psychologin diese Ausbildung in den Niederlanden bereits absolviert hat und das Projekt an der Kinder- und Jugendpsychiatrie leitet. „Es geht darum, Bedürfnisse und Signale des Kindes zu erkennen und darauf prompt und angemessen zu reagieren. Das stärkt das Vertrauen in der Eltern-Kind-Beziehung und fördert eine sichere Bindungsentwicklung des Kindes als Basis für eine gesunde Entwicklung und ist auch wichtige Präventionsarbeit in Hinblick auf spätere psychische Erkrankungen.“

Derzeit absolvieren 8 Personen, darunter klinische PsychologInnen des LKH Hall, FachärztInnen des KH Zams und ExpertInnen des SOS Kinderdorf Imst das Training zur VIPP-Methode und befinden sich derzeit bereits in der ersten Praxisanwendung im Rahmen der Pilotphase mit Familien in Tirol. Unter Supervision der niederländischen Universität Leiden kommt die Methode derzeit erstmals im deutschsprachigen Raum zum Einsatz. Die Ausbildung dauert derzeit rund ein halbes Jahr, die AbsolventInnen werden dann mittels Zertifikat zur Anwendung der Methode berechtigt.

Es wird daran gearbeitet, den Zugang zur Ausbildung für Fachpersonen der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Kinder- und Jugendhilfe und ambulanten Familienarbeit zu öffnen. Interessierte finden Informationen und Kontaktadresse unter dem angeführtem Link.

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