Kritik an der Pflegereform: weiter in Richtung Deprofessionalisierung?

Lesedauer beträgt 1 Minuten
Autor: Scho

Lange angekündigt, oft verschoben und schwer erwartet war die Pflegereform der Bundesregierung. ExpertInnen und darunter der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) haben über viele Jahre hinweg Vorschläge für die Verbesserungen der Rahmenbedingungen der professionellen Pflege gemacht. Jetzt wurde die Pflegereform als Überraschungsschlag präsentiert. Entsprechend kritisch die Reaktion des ÖGKV.

„Tatsächlich wurden einige Forderungen des Berufsverbands umgesetzt, jedoch fehlen wesentliche Schritte“, heißt es in einer Aussendung. Den Ausbildungszuschuss von zumindest 600 Euro pro Monat für die Erstausbildung in einem Pflegeberuf begrüßt der Berufsverband sehr. Für die Ausbildung braucht es allerdings auch PflegepädagogInnen in Theorie und Praxis (Praxisanleitung). Diese wurden bei der Pflegereform aber nicht berücksichtigt.

Ansonsten präsentiere sich die Pflegereform mit der „altbekannten Einstellung der politischen VertreterInnen“. Dies werde dadurch deutlich, dass es für diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen praktisch keine Vorteile durch die Pflegereform gebe. Dabei sei eine Aufwertung der Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz durch eine Ausweitung der Kompetenzen überfällig gewesen. Der ÖGKV fragt: „Aber wo bleibt diese für den gehobenen Dienst?“

Punkt 1 des Maßnahmenpakets stellt den Berufsverband vor ein Rätsel. Eine Bonuszahlung soll über zwei Jahre an professionelle Pflegepersonen ausgezahlt werden, „bis andere notwendige Entlastungsmaßnahmen greifen.“ Der ÖGKV interpretiert das so: „Die Pflege soll also bei der Stange gehalten werden, bis man die Bedingungen schafft, die als normale Arbeitsbedingungen gelten sollten und dann wird ihr Gehalt wieder gekürzt? Solche Ansätze lösen langfristig kein Problem.

Auch viele Fragen bezüglich der Ausgestaltung bleiben offen. Eine Reform der Personalbemessungsgrundlage und anderer
Rahmenbedingungen fehlen völlig. 8 der 20 Punkte widmen sich den pflegenden Angehörigen, die ohne Zweifel einen großen Beitrag zur Systemerhaltung in Österreich leisten. Hier gibt der ÖGKV aber zu bedenken, dass spätestens ab Pflegestufe 4 kein/e Angehörige/r gezwungen sein sollte, ohne die Unterstützung der professionelle Pflege
auszukommen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

COVID-Medikamente: „Deutsche Pläne zum Vorbild nehmen!“

COVID-Medikamente: „Deutsche Pläne zum Vorbild nehmen!“

Deutschland plant ärztliche Medikamentenabgabe bei antiviralen COVID-Medikamenten. „Das sollte sich Österreich zum Vorbild nehmen, unser Angebot eines COVID-Package steht weiterhin“, erinnert die Österreichische Ärztekammer.

Ausbildungsprämie von 420 Euro pro Monat

Ausbildungsprämie von 420 Euro pro Monat

vorgestellt. Darin enthalten: Das Schaffen zusätzlicher Ausbildungsplätze sowie eine monatliche Ausbildungsprämie in der Höhe von 420 Euro für alle Auszubildenden im Bereich Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und Fachhochschul-Studium.