Mädchen öfter von Suizidgedanken betroffen

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Die Zahl der Beratungsgespräche des psychosozialen Notdienstes Rat auf Draht zum Thema Suizidalität ist weiter alarmierend hoch. Von Jänner bis Ende August dieses Jahres wurde 751 Mal zu dieser Thematik beraten, was in etwa dem Vorjahresniveau entspricht, hieß es. Besonders betroffen seien Mädchen und junge Frauen. Soziale Medien würden oft als Verstärker wirken.

„Durchschnittlich führen wir zum Thema Suizid täglich vier Beratungen mit Kindern und Jugendlichen“, sagte Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht. Vor allem die Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen sei belastet, auf sie entfallen 308 Beratungen im Beobachtungszeitraum. Dahinter folgen die 19- bis 24-Jährigen (182 Beratungen) sowie die Elf- bis 14-Jährigen (125 Beratungen).

Im Beobachtungszeitraum seien 508 Anrufe von weiblichen Personen gekommen, 230 der Anrufer waren männlich, vier divers und neun unbekannten Geschlechts. Mädchen und jungen Frauen falle es vermutlich auch leichter, über Sorgen zu sprechen, so die Expertin. Die Quote für Suizidversuche sei bei ihnen höher als bei gleichaltrigen Burschen und jungen Männern, die Suizidrate bei männlichen Jugendlichen aber deutlich erhöht im Vergleich zu gleichaltrigen Mädchen. Wer mit dem Thema allein bleibt, sei stärker gefährdet als diejenigen, die darüber sprechen. In Akutsituationen sollte man auch nicht zögern, einen Arzt zu kontaktieren oder Polizei und Rettung zu verständigen, wurde betont.

„Grundsätzlich sind Menschen eher suizidgefährdet in Phasen, in denen sie große Umbrüche erleben“, erläuterte Satke. „Gleichzeitig ist die Impulskontrolle bei Jugendlichen häufig noch geschwächt.“ Zusätzliche Belastungen seien durch die Coronapandemie, den Krieg gegen die Ukraine, den Gaza-Konflikt sowie Teuerungen und finanziellen Sorgen entstanden.

„Bei Jugendlichen kommt häufig hinzu, dass Betroffene durch Social Media den Eindruck haben, andere Gleichaltrige sind glücklicher, haben ihr Leben besser im Griff oder sind ’normaler'“, sagte Satke. Besonders problematisch seien Inhalte, die eine negative Weltsicht, Selbstverletzung und Suizid glorifizieren und Hilfsangebote als nutzlos darstellen. Mädchen und junge Frauen seien davon besonders, „weil sie sich vermehrt in sozialen Netzwerken aufhalten, sich viel rascher mit anderen vergleichen und ein verzerrtes Selbstbild entwickeln“.

(APA/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Pharmaindustrie muss 700 kritische Arzneimittel einlagern
Bevorratungs-Verordnung

Pharmaindustrie muss 700 kritische Arzneimittel einlagern

Die Verordnung definiert rund 700 kritische Medikamente, von denen ein Bedarf von vier Monaten eingelagert werden müsse. Dazu zählen insbesondere Schmerzmittel, Antibiotika, Medikamente gegen Erkältungssymptome, aber auch Präparate für chronische Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen.

Feiern trotz Krise: Britischer Gesundheitsdienst NHS ist 75 Jahre alt

Feiern trotz Krise: Britischer Gesundheitsdienst NHS ist 75 Jahre alt

Die Feiern zum 75. Jahrestag der Gründung des britischen Gesundheitsdiensts NHS waren von Rufen nach Reformen überschattet. Die Chefs der Trägerorganisationen warnten zum Jahrestag vor dem "größten finanziellen Druck in der Geschichte" des 1948 gegründeten Gesundheitsdienstes.