Seit sieben Jahren gibt es den Nationalen Hitzeschutzplan in Österreich, nun wurde er aufgrund des Klimawandels überarbeitet. Die Bevölkerung soll besser über Maßnahmen informiert werden und die Länder ihren Austausch intensivieren, gab Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien bekannt. Jedes Jahr sind bis zu 500 Hitzetote zu beklagen, hieß es. Besonders betroffen sind Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen und chronisch Kranke.
Für die Umsetzung von Maßnahmen aufgrund extremer Temperaturen sind die Bundesländer zuständig, sie haben jeweils eigene Hitzeschutzpläne erarbeitet. Bei extremer Hitze ab einer gefühlten Temperatur von 40 Grad oder für lange andauernde, intensive Hitzewellen kann aber auch das Staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement einberufen werden, um die Notfallmaßnahmen aller Beteiligten zu koordinieren. Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) hat nun im Auftrag des Ministeriums die nationalen Pläne an internationale Standards angepasst.
Besonders wichtig sei dabei die Information der Bevölkerung, da Hitze weiterhin unterschätzt wird. Österreich kämpft gerade mit den ersten heißen Tage im Juni, die Temperaturen sollen mit knapp 35 Grad am Freitag ihren Höhepunkt erreichen. Es seien alle betroffen, sowohl gesunde, als auch kranke Menschen, sagte der Geschäftsführer der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Johannes Pleiner-Duxneuner. „Übermäßige Hitze beeinträchtigt die Fähigkeit, die Körpertemperatur zu regulieren und hat direkte Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“
Noch stärker sollen in Zukunft bei Hitzewellen Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden, etwa durch Schaltungen von Anzeigen. Auch der Infofolder „Sommer, Sonne, Hitze – Gesunde Tipps für die heiße Jahreszeit“, der kostenlos über den Broschürenservice bestellbar ist, gibt Tipps zum richtigen Verhalten. Die Empfehlungen umfassen neben Maßnahmen zum ausreichenden Trinken auch Informationen über das richtige Lüften oder das Aufsuchen von kühlen Plätzen. So wurden etwa von der Caritas in Wien und Niederösterreich 27 Klimaoasen in Pfarrgärten geöffnet. Dort können Erfrischungsgetränke und Snacks konsumiert werden. Auch die Stadtplanung, bei der etwa durch architektonische Maßnahmen öffentliche Orte begrünt werden, ist Teil des Plans.
Zudem hat das Gesundheitsministerium auch wieder das Hitzetelefon unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 880 800 etabliert. Betrieben wird die Hotline von der AGES. Bei akuten Beschwerden ist auch die Gesundheitshotline 1450 bzw. im Notfall die Rettung unter 144 erreichbar. Ebenfalls erarbeitet wurden Empfehlungen an Gesundheits- und Sozialorganisationen, um Menschen in Altersheimen und Pflegeeinrichtungen sowie Klientinnen und Klienten von mobilen Diensten besser zu betreuen.
Der Plan orientiert sich dabei an der Warnskala der Geosphere Austria. Dieser zufolge herrsche derzeit eine leicht erhöhte Belastung, für Freitag werde eine stark erhöhte Belastung erwartet, sagte Andrea Schmidt, Leiterin des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit in der GÖG. Das vergangene Jahr gilt als das wärmste seit über 250 Jahren, die Zahl der Tage über 30 Grad hat sich in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt bis verdreifacht, Tendenz steigend, meinte Schmidt. „Was früher Rekord war, ist heute Durchschnitt“, erklärte die GÖG-Expertin. Rauch fügte hinzu: „Das ist klar, das wird nicht einfach weggehen. Die Hitzeperioden werden bleiben.“
(APA/red.)