Neuer Wirkstoff erweitert Therapiespektrum bei Rheumatoider Arthritis

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Autor: Scho

n der Behandlung von Rheumatoider Arthritis zählt eine Kombination der Wirkstoffe Adalimumab (ein Blocker des Signalstoffs Tumornekrosefaktor TNF), und Methotrexat (ein Folsäure-Antagonist) zu den derzeit am besten wirksamen Therapieoptionen („Goldstandard“) bei PatientInnen, bei denen eine Ersttherapie mit Methotrexat nicht ausreichend wirksam ist. Trotz dieses und anderer effektiver Medikamente sprechen bis zu 25 Prozent der behandelten PatientInnen auf keine der heutigen Behandlungsmöglichkeiten an. Der neue Wirkstoff Olokizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der direkt auf das Interleukin-6-Zytokin abzielt. Das ist ein Botenstoff, welcher die Entzündungsreaktionen des Organismus steuert und am Fortschreiten der Rheumatoiden Arthritis beteiligt ist. Olokizumab ist der erste direkte Inhibitor (Blocker) von Interleukin-6, der für die kommerzielle Verwendung in dieser Indikation vor der Zulassung steht.

In der klinischen Phase-III-Studie mit über 1600 ProbandInnen wurde der neue Wirkstoff in Kombination mit Methotrexat auf seine Wirksamkeit untersucht. Das Ergebnis: Diese erwies sich als mindestens so gut wie der derzeitige Goldstandard. „Der neue Wirkstoff sorgt dafür, dass viele Betroffene eine sog. niedrige Krankheitsaktivität erreichen, das primäre Therapieziel; in 1 von 8 Fällen gelingt sogar ein völliger Rückgang der aktiven Krankheitserscheinungen“, erklärt Studienleiter Josef Smolen von der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und des AKH Wien. „Gleichzeitig erweitert sich damit das vorhandene Therapiespektrum signifikant, da dieser Wirkstoff anders funktioniert als die üblichen Medikamente.“

Klinischer Einsatz bereits ab 2023?

„Wir erhalten damit künftig eine weitere ausgezeichnete Therapiemöglichkeit“, erklärt Daniel Aletaha, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie. „Wir haben nun eine weitere Option für Patientinnen und Patienten, die auf die etablierten Therapien wenig bis gar nicht ansprechen.“ Der neue Wirkstoff steht vor der Einreichung zur Zulassung in der EU und den USA. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass er im Laufe des kommenden Jahres zum klinischen Einsatz kommen wird.

Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die überwiegend Frauen (etwa zwei Drittel der Betroffenen) betrifft und am häufigsten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren diagnostiziert wird. Etwa ein Prozent der Bevölkerung weltweit ist von rheumatoider Arthritis betroffen. Dabei kommt es zu Entzündungen in den Gelenken. Schwellungen, Überwärmungen und eine Funktionseinschränkung sind die Folge. Unbehandelt führt das zu einer zunehmenden Zerstörung der Gelenke und des gelenknahen Knochens mit der Folge von Fehlstellungen, Verformungen und zunehmender permanenter Behinderung. In Österreich leiden rund 80.000 Betroffene an dieser Krankheit.

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