Neues Konzept für Spitalsversorgung im steirischen Bezirk Liezen

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Autor: Scho

Zum umstrittenen obersteirischen Leitspital in Stainach-Pürgg (Bezirk Liezen) wurde am Mittwoch ein Alternativkonzept der von der steirischen Landesregierung beauftragten Expertenkommission vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „Spitalsnetz“ aus den bereits vorhandenen Krankenhäusern, Kooperationen mit Spitälern in Oberösterreich und Salzburg sind angedacht. Der Standort Rottenmann wird im Leistungsangebot aufgewertet.
Der Sprecher der im Jänner beauftragten Expertenkommission, Herwig Ostermann (Gesundheit Österreich), sprach am Mittwoch von einem „alternativen Rahmenkonzept“. Es sehe den Ausbau des Standortes Rottenmann und die Erhaltung der Standorte Schladming und Bad Aussee vor.

Volker Knestel vom niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds und Mitglied der Expertenkommission erläuterte den Alternativentwurf im Detail. Der LKH-Standort Rottenmann erhält u. a. fünf neue Bereiche: Eine neue Abteilung für Orthopädie und Traumatologie, eine Abteilung für Remobilisation und Nachsorge, eine von Leoben betreute, dislozierte Einheit für Kinder und Jugendliche, erstmals vier Hospizbetten und einen multidisziplinären und -funktionellen ambulanten Eingriffsraum. Angebote der Chirurgie, inneren Medizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, eine Intensiveinheit, Dialyse und Palliativstation werde es nach diesem Plan weiter geben, so Knestel.

Im Diakonissenkrankenhaus Schladming wird die Geburtenstation geschlossen. Hier habe es zuletzt bei den sechs Betten nur eine Auslastung von 20 Prozent gegeben, so Knestel. Nun ist der Aufbau eines Hebammenzentrums für Mütter für die Zeit vor und nach der Geburt vorgesehen. Die orthopädische und traumatologische sowie chirurgische Versorgung soll nach dem Plan in enger Kooperation mit Rottenmann und dem Salzburger Klinikum Schwarzach erfolgen. Insgesamt könnte sich die Bettenzahl von bisher 102 auf 52 reduzieren.

Der LKH-Standort Bad Aussee würde nach dem Alternativkonzept ein Zentrum für ältere Menschen werden – mit einer neuen Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation. Hinzukommen würde ein Gesundheitszentrum mit zwei Kassenarztstellen und ambulanter Kinderversorgung. Für die chirurgische und internistische Versorgung ist eine Kooperation mit dem Salzkammergut Klinikum (Bad Ischl) geplant. Dadurch würde sich die bisherige Bettenzahl von 32 auf 24 reduzieren lassen.

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) hob hervor, dass mit der geplanten engen Kooperation mit Spitälern in Oberösterreich und Salzburg „wirkliches Neuland betreten“ werde. Erste Gespräche habe es gegeben, die in den nächsten Wochen weiter vertieft werden sollten. Der gesamte Alternativentwurf werde der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) übergeben, die diesen bis zum Spätherbst in Hinsicht auf Kosten, Personalbedarf und Umsetzungszeitraum prüfen soll. Erst daraufhin könnten vonseiten der Landesregierung die weiteren Entscheidungen getroffen werden. Bis dahin soll auch der neue regionale Strukturplan Gesundheit für die Steiermark erstellt sein, wie Michael Koren vom Gesundheitsfonds Steiermark ergänzte.

Kornhäusl, der im Herbst 2023 Gesundheitslandesrat wurde, ist von Anfang an hinter dem Leitspitalprojekt in Stainach-Pürgg gestanden. Am Mittwoch sagte er auf diesbezügliche Journalistenfrage, „es gibt immer mehrere Möglichkeiten, Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Man wird von mir jetzt sicher nicht hören, dass das alles ein Blödsinn war“.

Kritik seitens der Opposition

Nach dem bisherigen Plan hätte in Stainach-Pürgg – in der geografischen Mitte des größten steirischen Bezirks Liezen – bis 2029 eines der modernsten Spitäler in Österreich entstehen sollen. Die Gesamtkosten hätten mehr als 300 Mio. Euro betragen.

Aus Sicht des SPÖ-Landtagsklubs mache das Alternativkonzept der Expertenkommission die Gesundheitsversorgung „schlechter und nicht besser“. „Die Schließung des LKH Aussee als Akutspital, Verschlechterungen in Schladming und nur geringfügige Anpassungen in Rottenmann sind ein Schlag ins Gesicht für viele Menschen, die mit ihren Beiträgen täglich das System finanzieren“, so Klubobmann Hannes Schwarz in einer Aussendung.

Der KPÖ-Landtagsklub bewertete den „Plan B“ in einer ersten Reaktion als „Sparmaßnahme auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten“. „Was hier als Kompromiss verkauft wird, bedeutet de facto die Schwächung der Gesundheitsversorgung im größten Bezirk der Steiermark. Der Spitalsstandort in Bad Aussee würde verloren gehen, durch eine Akutgeriatrie ersetzt werden und so künftig nicht mehr das leisten können, was die Bevölkerung braucht“, zeigte sich KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler besorgt.

Aus der Perspektive der steirischen NEOS bringe der alternative Plan statt Verbesserungen in mehreren Bereichen Verschlechterungen. So würde sich beispielsweise die Versorgungssituation im Bereich der Frauengesundheit „spürbar“ verschlechtern und längere Wege und mehr Unsicherheit in sensiblen Phasen bedeuten. Kritisiert wurde auch, dass wichtige Kennzahlen – OP-Kapazitäten, Personalbedarf oder Notfallversorgung – nicht offengelegt wurden. „Die Präsentation bringt mehr Fragen als Antworten“, so Klubobmann Niko Swatek. Man forderte u. a. eine vollständige Offenlegung aller Unterlagen und eine breite Einbindung der Region.

Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl schlug in dieselbe Kerbe. „Unterm Strich bleiben zentrale Punkte offen – vom Personalbedarf über Investitionskosten und Zeitplan bis hin zu einem exakten Überblick über das gesamte Leistungsspektrum für die zukünftige Gesundheitsversorgung im Bezirk. Genau diese Antworten sind für eine fundierte Bewertung nötig und müssen jetzt auf den Tisch“. Als „begrüßenswert“ wurde beurteilt, dass die von den Grünen eingeforderte Zusammenarbeit mit den Nachbarbundesländern grundsätzlich aufgenommen wurde.

(APA/red.)

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