Das Krankenhaus der Elisabethinen nimmt das aktuelle Neu- und Umbauprojekt zum Anlass, sein Leitsystem zu erneuern, und geht damit buchstäblich „neue Wege“. Ab 2026 sollen die Abteilungen der Neurologie und Psychiatrie an den gemeinsamen Standort im Grazer Zentrum übersiedeln. Im Zuge dessen wurde in Zusammenarbeit mit dem „Bureau sort“ von Jan Brauer ein Leitsystem konzipiert, das die Barrierefreiheit im Krankenhaus der Elisabethinen auf ein neues Level heben soll.
Neue Wege
Patientinnen, Patienten, Besucherinnen und Besucher, die in ein Krankenhaus kommen, befinden sich in Ausnahmezuständen – in Zeiten der Unsicherheit, der Angst, der Anspannung. Für uns im Krankenhaus der Elisabethinen steht der Mensch im Mittelpunkt, mit all seinen Facetten, Emotionen und Bedürfnissen. Während seines Aufenthaltes tragen wir die Verantwortung für sein Wohlbefinden und seine Sicherheit.
Ein funktionierendes, barrierefreies Leitsystem ist eine Möglichkeit, Menschen, die zu uns kommen, in ihrer Not abzuholen und zu begleiten. Denn die Umgebung, und wie diese von den Menschen wahrgenommen wird, kann einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie Patienten oder Angehörige ihren Aufenthalt im Krankenhaus erleben. Über Funktionalität können wir einen Weg finden, um zu sagen: „Wir sind da. Wir sehen die Menschen und ihre Bedürfnisse und gehen darauf ein.“
Das Konzept des neuen Leitsystems wurde mithilfe von interdisziplinären Arbeitsgruppen entwickelt, denn im Krankenhaus sollen sich Menschen verschiedenen Alters, mit unterschiedlichen kognitiven und körperlichen Fähigkeiten zurechtfinden.
Krankenhäuser sind in den meisten Fällen komplexe Gebäude – im Fall des Krankenhauses der Elisabethinen handelt es sich um über die Jahre hinweg gewachsene Gebäudestrukturen. Das neue Leitsystem soll daher künftig maßgeblich bei der Orientierung und Lenkung der Patienten und Besucher helfen. Um sich im Krankenhaus zurecht zu finden, gehört aber mehr dazu. Die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Prozess ist daher essenziell.
Bereits umgesetzt wurde das Leitsystem nun im ersten finalen Bauabschnitt, der Schmerzambulanz der Elisabethinen.
Farben – Symbole – Typografie
Mit dem Design des neuen Leitsystems wird ganz bewusst „gegen“ die Architektur gearbeitet. Beschilderungen, Hinweistafeln und Bodenmarkierungen heben sich deutlich vom Rest des Gebäudes ab, um eine einfache und intuitive Wegführung zu gewährleisten.
„Das Erste, was von Menschen wahrgenommen wird, sind die Farben“, so Jan Brauer. Farben sind zum einen Träger von Emotionen und können zum anderen auch hinsichtlich der Lesbarkeit einen großen Unterschied machen. Im Zuge des Neubaus wird jedes Stockwerk in eine eigene Farbe getaucht, die sich durch das gesamte räumliche Design zieht. Wandfarben, Schilder und Bodenleitlinien sind farblich abgestimmt. So soll zu jedem Zeitpunkt klar ersichtlich sein, wo man sich befindet.
Die Schilder des Leitsystems bestehen aus der „Stockwerksfarbe“ und weißer Schrift bzw. weißen Symbolen auf dunkelblauem Hintergrund. Die weiße Schrift auf dem dunklen Hintergrund bietet einen starken Kontrast und somit optimale Lesbarkeit. Dunkelbau ist in seiner Symbolkraft zudem weniger negativ als beispielsweise die Farbe schwarz.
Symbole können zusätzliche Hilfestellungen bieten, wenn es darum geht, Klarheit und Orientierung zu schaffen. Sie werden vom Gehirn schneller erkannt als Wörter und sind unabhängig vom Sprachverständnis. Dieser Vorteil wird beispielsweise für die Stationsbezeichnungen genutzt. Die Station „Kreis“ oder die Station „Dreieck“ sind für Patienten und Besucher leicht zu erkennen und zudem besonders einprägsam. Allerdings ist nicht jedes Symbol geeignet. Das zeigt sich bereits im „Unschärfetest“ – manche Symbole sind unscharf nicht mehr auseinanderzuhalten. Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit können durch die Wahl der richtigen Symbole unterstützt werden, sich zurecht zu finden.
Wie gut ist ein Wort erkennbar, wenn es jemand mit eingeschränkter Sehfähigkeit betrachtet? Die passende Schriftart kann da einen entscheidenden Unterschied machen. In manchen Schriftarten sind Buchstaben und Wörter noch gut zu erkennen, auch wenn sie verschwommen sind, in anderen wiederum weniger. Genauso gibt es Schriftarten, die Legasthenie-freundlich sind. So ist bei manchen Schriftarten das „d“ oft nur ein umgedrehtes „b“ und somit für Legastheniker leicht verwechselbar. Bei anderen Schriftarten sind „b“ und „d“ optisch leichter unterscheidbar, sodass es Menschen mit Legasthenie leichter fällt, sie zu erkennen. Welche Schriftart und Schriftgröße man also für Beschilderungen wählt, hat zusätzlich zur Farbgebung einen erheblichen Einfluss auf die Barrierefreiheit. Im neuen Leitsystem der Elisabethinen sind die Schriftart und Größe daher dementsprechend passend gewählt.
Mehr Raum für Inklusivität
Die Ausgangslage für moderne, innovative Leitsysteme bildet das Streben nach Barrierefreiheit – auch im Wissen, dass „absolute“ Barrierefreiheit vermutlich nicht realistisch ist. Ziel ist es dennoch immer, alle Menschen mitzudenken und die verschiedensten Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Bei Menschen mit Demenz sind es beispielsweise oft tiefliegende, instinktive Deutungsmuster, die zum Tragen kommen. Ein blauer Aufkleber am Boden kann so schnell zur Wasserpfütze werden, die es zu überbrücken gilt. Wegweiser, die ausschließlich aus Wörtern oder Symbolen bestehen, sind oft nicht ausreichend. Das Ziel ist es, Interpretationsmöglichkeiten zu verringern und somit die Orientierung zu erleichtern. Beschilderungen im neuen Leitsystem sind daher immer mit Schrift und Symbol versehen, um Klarheit zu schaffen.
Besonders hervorzuheben ist die Wichtigkeit der Funktionalität bei der Gestaltung solcher Leitsysteme und dass manchmal auch liebgewonnene Ideen verworfen werden müssen, wenn sie nicht zur praktischen Umsetzung passen. Neue Ideen werden immer wieder evaluiert, bis es zu einer passenden Lösung kommt – dabei wird immer wieder zurückgegangen zur Basis unserer Arbeit: dem Menschen und seinen Bedürfnissen.
Autoren/Rückfragen:
Anna Leeb, MA
Stefan Magerl, MBA
die elisabethinen graz
Stabsstelle für Kommunikation
kommunikation@elisabethinen.at